Jubiläumskonzert in Erl am 9. Juli
Kammersänger Oskar Hillebrandt wird 80 Jahre alt
Warum Kammersänger Oskar Hillebrandt sein Jubiläumskonzert zum 80. Geburtstag in Erl gibt.
Von: Rainer W. Janka
Neubeuern – Kammersänger Oskar Hillebrandt wird 80 Jahre alt. Diesen Geburtstag wird er am Sonntag, 9. Juli, um 11 Uhr im Festspielhaus Erl im Rahmen eines Jubiläumskonzertes feiern, zusammen mit Sängerfreunden aus aller Welt, darunter Ildiko Raimondi und Falk Struckmann. Ioan Holender, einstmals Direktor der Wiener Staatsoper, wird moderieren.
Geboren ist Oskar Hillebrandt 1943 in Schopfheim/Baden, aufgewachsen ist er in Gelsenkirchen, hat zuerst das Goldschmiedehandwerk gelernt und dann doch Gesang in der Musikhochschule Köln bei Josef Metternich studiert. 1968 hat er als Ferrando in Verdis „Troubadour“ in Stuttgart debütiert und dann alle wichtigen Partien seines Faches „Heldenbariton“ auf allen wichtigen Bühnen in aller Welt gesungen. Jetzt wohnt Kammersänger Oskar Hillebrandt in Neubeuern, von wo er auch jährlich im Sommer seine „Masterclass“ durchführt.
Unsere Zeitungen haben ihn in einem früheren Interview einmal als „Wotan aus Neubeuern“ tituliert, weil der Wotan seine Lieblingsrolle ist. Zu seinem Jubiläumskonzert in Erl haben wir den Heldenbariton befragt.
Lieber Herr Kammersänger Hillebrandt, Sie haben ja auf allen wichtigen Bühnen in aller Welt gesungen, warum feiern Sie Ihren Jubeltag in Erl?
Oskar Hillebrandt Ich bin vor fünfzehn Jahren nach Erl gekommen und als Hans Sachs in den „Meistersingern“ eingesprungen.
Dann hat man mich später gebeten, als Sänger-Coach zu arbeiten, also den jungen Sängern Ratschläge zu geben und meine Erfahrungen weiterzugeben.
Jetzt wohne ich seit neun Jahren in Neubeuern und bin oft in Erl, ich mag diese Festspiele.
Was werden Sie singen?
Hillebrandt Ich werde als Alberich auftreten sowie in einem Duett aus dem „Fliegenden Holländer“, außerdem singe ich den Schlussmonolog des Hans Sachs aus den „Meistersingern“.
Und warum gerade diese Arien?
Hillebrandt Ich habe alle Bassbaritonrollen in aller Welt gesungen, meistens aber Wagner. Vielleicht bin ich der „meistgesungenste“ Wagner-Sänger der Welt. Es gibt ja nur zehn Wagner-Opern und ich habe zweiundzwanzig Rollen gesungen, also fast alles, was möglich ist für Bassbariton.
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Legendär ist immer noch Ihr Einspringen aus dem Stand als Wotan in Wien.
Hillebrandt Das war natürlich ein Hammer. Ich war am Westbahnhof, um meine Freundin – jetzt meine Frau – abzuholen, und kriegte einen Anruf von der Staatsoper: Der Wotan kann nicht mehr singen.
Da bin ich sofort hingefahren, eine halbe Stunde später stand ich schon auf der Bühne.
Ich hatte keine Zeit nachzudenken, ich bin auf die Bühne, hab gesungen – es ist ja dann gut gegangen.
Sie werden jetzt 80 Jahre alt und haben immer noch eine prachtvoll klingende Stimme: Wie machen Sie das?
Hillebrandt Erstens habe ich bei Metternich eine sehr gute Technik gelernt. Ich bin vierzig Jahre immer wieder zu ihm gefahren und hab meine Stimme kontrollieren lassen. Denn die Stimme verändert sich unmerklich, auf einmal wird man eng, dann muss man drücken, dann geht’s nicht mehr. Zweitens spielt sich alles im Kopf ab. Ich habe zum Beispiel noch nie gesagt, dass Singen eine „Arbeit“ ist.
Und drittens und ganz wichtig: Man muss lernen, das zu singen, was im Text drinsteht, dann ist es viel einfacher.