„Keine Angstvor dem Theater!“

Wasserburg – Annett Segerer ist 1977 in München geboren und in Forstinning aufgewachsen.
In Burghausen hat sie die Schauspielschule besucht. Seit 2004 gehört Segerer, Mutter von drei Kindern, zum Team des Wasserburger Theaters, zunächst als Regieassistentin, dann als Schauspielerin und Regisseurin. „Der Beruf ist meine Leidenschaft“, sagt sie. Im Interview mit unserer Zeitung erklärt sie, warum Berührungsängste gegenüber modernem Theater unnötig sind.
Was zeichnet die Wasserburger Theatertage aus?
Annett Segerer: Wir haben ein tolles Publikum, das kriegen wir immer wieder gesagt. Wir schauen darauf, dass wir eine Vielfalt haben, dass es ein guter Querschnitt wird, dass man vielleicht auch etwas für die verschiedenen Geschmäcker dabei hat. Wir hoffen, dass die Leute kommen und sagen: Es ist cool, dass es so was gibt. Was wir hier leisten, ist jedenfalls eine Riesengeschichte.
Unterhaltungsmöglichkeiten gibt es heutzutage ohne Ende. Wie kann sich das Sprechtheater angesichts der Konkurrenz behaupten?
Das Theater ist ein anderes Medium, ein anderes Erlebnis. Das sehe ich auch bei meinen Kindern. Die Zuschauer sind beteiligt, auch wenn es ihnen manchmal nicht so bewusst ist. Das Publikum trägt zur Aufführung bei. Und die Schauspieler kriegen die Reaktionen schon mit.
Das Theater ist also nicht in der Krise, wie Feuilletonisten immer mal wieder mutmaßen?
Wenn sich das Theater auf die Mittel besinnt, die es als Medium hat, ist seine Bedeutung unbestritten. Natürlich, als Zuschauer muss man auch mal etwas aushalten.
Was kann das Theater leisten? Soll es provozieren?
Die Bandbreite der Leute, die ins Theater gehen, ist groß. Dass sich alle gleichermaßen angesprochen fühlen, ist unwahrscheinlich. Provokation ist aber nicht so mein Weg.
Haben es die Klassiker am Theater momentan schwer?
Gewiss hat es die neuere Dramatik schwerer. Bei einem unbekannten Stück muss ich willens und mutig genug sein, mich auf etwas einzulassen. Ich beobachte allerdings, dass viele Leute Angst haben, sie könnten etwas nicht verstehen. Aber das ist ein Schmarrn.
Interview: Winfried Weithofer