Nadine Becker zeigt in Bad Aibling verfremdete Fotoporträts
Hineingezogen in den abgründigen Sog intensiver Blicke
- VonUte Bößwetterschließen
Nadine Becker geht es auf ihren 23 auf Acrylglas gedruckten Arbeiten um Verkleidung und Rollenspiel. Grundlagen sind Porträtaufnahmen von intensiver Wirkung
Bad Aibling – In eine bunte, gar bizarre Kunstwelt entführt uns die junge Nadine Becker mit ihren Fotografien. 23 ihrer Arbeiten hängen an den Wänden des Feuerwehrgerätehauses, alle auf Acrylglas gedruckt, so dass sie eine besondere Strahlkraft besitzen. Bei jedem Werk geht es der Künstlerin, deren Medium die Kamera ist, um Verkleidung, Rollenspiel und Möglichkeiten, sich der Welt einmal anders zu präsentieren. Meistens schlüpft sie selber in die Rolle des Modells, aber es gibt zumindest noch eine weitere Person, die das Spiel des Verstellens mitmacht. Die Farbe der Augen unterscheidet die beiden voneinander, auch die Intensität des Blickes. Denn das ist - und da täuschen die Verkleidungen und Bemalungen nicht drüber hinweg - das eigentliche Thema der Künstlerin: der Kontakt, den die Augen zum Betrachter herstellen. Man fühlt sich in den Sog der Blicke hineingezogen, wobei die Wirkung des dunklen Augenpaares intensiver ist als die des hellen. Diesen Blickkontakt herzustellen, ist der Fotografin gut gelungen. Man sieht, dass sie mit ihrem „Werkzeug“ Kamera sehr vertraut ist.
Über Blicke in Verbindung treten
Schon früh im Leben hat sie sich für Menschen und deren Physiognomie interessiert und dafür, über Blicke mit dem Gegenüber in Verbindung zu treten. Auf einem anderen Blatt stehen die Verkleidungen, die Nadine Becker an sich selbst und an dem zweiten Modell vornimmt. Fantasiereich bemalt sie die Gesichter und staffiert sie mit aus. Kinderspielzeuge werden auf der Stirne platziert, ein Mund mit Mullbinde zugeklebt und darauf ein künstlicher Mund gemalt. Ein Tuch wird straff über ein Gesicht gezogen, so dass man nur die Konturen nachvollziehen kann, und von aufs Gesicht geklebten Zeitungsschnipseln darf man die Tagesnachrichten ablesen. Haare vergittern das Antlitz und immer wieder werden Linien und Formen aufgetragen. Bei einer Stoffkappe drückt die Künstlerin auf der glatten Fläche Vertiefungen ein, die letztlich auch ein Gesicht bilden. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.Ute Bösswetter