Challenge in Seebruck
Farbe als Heilmittel gegen Depression und Frustration
Großes Interesse findet die Ausstellung „challenge“ mit aktuellen Werken der Tittmoninger Künstlerin Luise Wittmann am Freitag in der Chiemseebruckgalerie. Warum ihr Werk von einem tiefem Verständnis für das Leben geprägt ist.
Seebruck – Der ehemalige Hörspieldramaturg Jürgen Geers aus Törring stellte seine Künstlerkollegin in einer höchst unterhaltsamen, humor- und liebevollen Einführung vor.
Bäuerliche Herkunft
Bäuerliche Herkunft, Krankenpflegerinnen-Ausbildung in Innsbruck, Begegnung mit der Kulturszene im München der 70er Jahre und Keramiklehre, Familien- und Berufsleben in Tittmoning, erster Kurs im großformatigen Malen und Einführung in die Abstraktion bei Jo Bukowski, Arbeit in der Onkologie und eigene Krebserkrankung, Ausbildung an der Leonardo-Kunstakademie in Salzburg und Gründung der Tittmoninger „Galerie im Zollhäusl“, zuletzt die Lahmlegung durch Pandemie und Wirbelbruch: Wie eng die allzu oft getrennt dargestellten Kategorien „Leben und Werk“ hier miteinander verwoben sind, wie „bedrückende Zeiten und beglückende Momente“ Kunst als „Dokumente extremer Empfindungen“ entstehen lassen, machte Geers einfühlsam nachvollziehbar.
Weitere Beiträge aus der Kultur
Wie die Künstlerin selbst der traumatisierenden Erfahrung von Pandemie und Wirbelverletzung begegnete, illustriert der dritte Raum, dessen leichte, frühlinghaft-blumigen Pastelltöne nach viel Schwere überraschen. Farbe wird gegen Depression und Frust gesetzt, aquarellartige Blätter wirken wie hellere, lichtere Gegenstücke zu den ungegenständlichen Bildern zuvor, auch finden sich Spuren der Gegenständlichkeit in blütenähnlichen Tupfern, angedeuteten Raumstrukturen und zeichnerisch bewegten schwarzen Linien und Kringeln.
Schwerlosigkeit vermittelt
Viel durchscheinender heller Malgrund verleiht den Bildern Schwerelosigkeit. Auch hier setzt das größte Format einen eindrucksvollen Akzent: Eine Leinwand, randvoll mit goldschimmernden, weit ausholenden, breiten Pinselstrichen, in die sich dezent Blau- und Rottöne mischen und in Spuren nach unten verlaufen. Josef und Bernadette Irgmaier bereicherten den Abend mit tief berührenden Klanggemälden. Die Ausstellung ist noch bis Sonntag, 8. Mai, in Seebruck zu sehen.