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Der Dirigent trompetete hinreißend

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Beim Trompetenkonzert von Hummel spielte Dirigent Matthias Linke (links) die Solotrompete. Violinist Walter Kendl übernahm geschickt den Taktstock. Foto  Kaiser
Beim Trompetenkonzert von Hummel spielte Dirigent Matthias Linke (links) die Solotrompete. Violinist Walter Kendl übernahm geschickt den Taktstock. Foto Kaiser © OVB

Mit einem ausgesprochenen Wiener Programm der Frühromantik erfreute das Chiemgau-Orchester sein Publikum beim Sommerkonzert im großen Kursaal von Prien. Der zu dieser Zeit in Wien grassierenden Rossini-Begeisterung entsprach Franz Schubert mit den beiden Ouvertüren im italienischen Stil, geschrieben im Jahr 1817, "im italienschen Geschmack und dem Diktator desselben, Herrn Rossini, nachgebildet", wie die Wiener Presse anerkennend anmerkte. Mit der Ouvertüre Nr. 2 gelang dem Chiemgau-Orchester unter der Leitung von Matthias Linke eine ausgeglichene Leistung von den Streichern über das Holz bis zu den Blechbläsern. Der sich in Intensität und Bewegung steigernde "Rossinismus" war dabei durchaus vom Wiener Melos durchtränkt.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts entwickelte der Wiener Hof- und Theatertrompeter Anton Weidinger seine "organisierte Trompete mit Klappen", auf der alle chromatischen Töne spielbar waren, und vergab Kompositionsaufträge an mehrere Komponisten. 1796 schrieb Haydn, sieben Jahre danach Johann Nepomuk Hummel, ein Trompetenkonzert für Weidinger, der es auch uraufführte. In Prien war der eigentliche Dirigent Matthias Linke der Solist, natürlich auf der Ventiltrompete, und in der Tonart Es-Dur. Die Kapellmeisteraufgabe übernahm dabei versiert und souverän Walter Kendl, der sonst die zweiten Violinen anführt.

Nach der strahlenden Dreiklang-Fanfareneinleitung formulierte Matthias Linke die Melodien und Verzierungen des Allegro con spirito überzeugend aus, geschmeidig und mit weicher Tongebung spürte er dem melodiensatten Adagio nach. Das geläufig-bewegte Schlussrondo, das bei Musikern als schwieriger gilt als das im Haydn-Konzert, lag ihm besonders. Er musizierte es mit all seinen Finessen hinreißend. Für den begeisterten Beifall revanchierten sich Solist und Orchester mit dem zweiten Satz aus dem Trompetenkonzert von Giuseppe Tartini.

Jan Václav Vorsek (1791 bis 1825) kam durch seinen Vater, der Lehrer, Chorleiter und Organist war, schon sehr früh mit Musik in Kontakt. Als 22-Jähriger zog er aus Ostböhmen nach Wien, wurde Klavierschüler Hummels. Aus seinem Ringen um eine neue Form der Sinfonie im Spannungsfeld zwischen Mozart uund Beethoven entstand seine einzige Sinfonie D-Dur op. 24. Sie bot leidenschaftliche, lebendige Musik der Wiener Vorromantik, ein Moll-geprägtes Andante in gebändigtem Nachdruck, ein untypisch dramatisches Scherzo mit einer kantablen Waldhornepisode im Trio, und auch im Finale wieder die große Geste, brodelnd von Einfällen, mit starkem Gestaltungswillen. Das Chiemgau-Orchester, nun wieder von Matthias Linke geführt, wurde dieser keineswegs einfachen Partitur mit Hingabe und schönem Erfolg gerecht.

Der Ungarische Tanz Nr. 5 g-Moll von Johannes Brahms beendete feurig und fetzig einen ansprechenden Konzertabend.

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