In Krisensitzungen wird nun nach Möglichkeiten gesucht, den Standort Prien mit in die Covid-Versorgung einzubinden. Ein Novum: Denn bislang war die Strategie des Klinikverbunds, zumindest ein Haus von der Covid-Versorgung abzukoppeln, um sich hier auf die Regelversorgung zu konzentrieren, „wir werden uns wohl oder übel davon verabschieden müssen“, bekennt Romed-Geschäftsführer Dr. Jens Deerberg-Wittram gegenüber den OVB-Heimatzeitungen. „Die Kapazitäten reichen bei Weitem nicht aus.“ Und er ergänzt: „Wir müssen uns hier auf einen Marathon einstellen, nicht auf einen Sprint.“
Denn was ihm große Sorgen bereitet: Die hohen Belegungszahlen bereits im Herbst, Ende Oktober, noch lange vor dem Winter. Zuletzt hatte man diese Belastung auf dem Höhepunkt der zweiten Welle Mitte Dezember 2020 zu stemmen gehabt, damals mit 13 Intensivpatienten im Klinikverbund. „Derzeit sehe ich nur ständig steigende Fallzahlen, die ungebremst nach oben gehen, und ich weiß, dass unsere Intensivkapazitäten so nicht reichen werden.“ Hinzu käme die zunehmende Sorglosigkeit in der Bevölkerung – und die Vielzahl an Ungeimpften mit teils schweren Krankheitsverläufen. „Ein bedrohlicher Cocktail, der hier gerade gemischt wird.“
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Verschärft wird das Problem durch die Personalfrage. Es mangelt an Pflegekräften. Sie hätten nach den ersten Wellen teils die Klinik verlassen, hinzu komme ein hoher Krankenstand, gibt Romed-Direktor Lohner Einblick in den Alltag. „Wir haben weniger Personal und damit weniger Betten als zur dritten Welle zur Verfügung. Im Moment ist die Lage sehr angespannt.“
Und das nicht nur an den Romed-Kliniken, sondern auch im gesamten Rettungsdienstzweckverband, der die Landkreise Rosenheim und Miesbach umfasst, sowie darüber hinaus. Das bestätigt Dr. Michael Städtler, der seit Mitte Oktober zurück auf seiner Position als Klinikkoordinator im Rettungsdienstbereich ist. Einberufen von der Regierung von Oberbayern angesichts steigender Belegungszahlen.
Er unterstützt nun wieder die Kliniken bei der Koordinierung der Betten und Abverlegung der Patienten. Dabei reicht der Blick zu den Schön-Kliniken nach Vogtareuth und Bad Aibling sowie in die Nachbarlandkreise Traunstein und Miesbach längst nicht mehr aus. „Die Kliniken in ganz Südostbayern sind voll, die Kapazitäten sind gut ausgereizt.“ Und Romed-Chef Deerberg-Wittram ergänzt: „Wir fliegen Patienten bereits bis nach Kempten aus. Überhaupt noch in Bayern ein Intensivbett zu bekommen, grenzt schon an ein Wunder.“
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Die interne Klinikampel: Sie steht auf Dunkelrot in der Region Rosenheim. Wobei Krankenhauskoordinator Städtler großen Wert darauf legt, zu betonen, dass trotz aller Anspannung kein Grund zur Panik besteht: „Im Intensivbereich ist es derzeit zwar extrem eng, aber es wird jeder Patient, der in die Klinik kommt, versorgt. Es findet keine Triagierung statt.“
Sein Credo, mit dem er bereits durch die ersten drei Wellen gesteuert ist: immer einen Schritt vor der Lage zu sein. Deshalb auch sein wachsamer Blick auf die Bettenbelegung, das Telefon stets zur Hand, um Kontakt zu den Kliniken über die Region hinaus zu halten – um im Fall der Fälle schnellstmöglich abverlegen zu können.
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