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Beethoven und das Musiktheater: Es gibt wahrhaftig nicht nur „Fidelio“

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Nahmen den Applaus entgegen: (von links) Sieglinde Zehetbauer, Kayo Hashimoto, George Vincent Humphrey, Dirigent Georg Hermansdorfer, Kammersänger Oskar Hillebrandt und Michael Doumas.
Nahmen den Applaus entgegen: (von links) Sieglinde Zehetbauer, Kayo Hashimoto, George Vincent Humphrey, Dirigent Georg Hermansdorfer, Kammersänger Oskar Hillebrandt und Michael Doumas. © Füchtner

Seine einzige Oper „Fidelio“ kennt jeder Klassikliebhaber. Hat Beethoven aber noch mehr Kompositionen für das Musiktheater geschrieben? Dieser Frage ist der musikalische Leiter der „Erlesenen Oper“, Georg Hermansdorfer; in einem hochkarätigen Konzert im Kultur- und Kongresszentrum nachgegangen.

Rosenheim – Mit viel Humor und Sachkenntnis führte Hermansdorfer anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Vereins mit kurzweiligen Erläuterungen durch das Programm des Nachmittags.

„Als Dramatiker empfunden“

„Beethoven hat sich immer als Dramatiker empfunden“ erklärte Hermansdorfer. Es fänden sich zahlreiche Opernprojekte, die allerdings nicht oder nur teilweise ausgeführt wurden. So plante der Komponist etwa eine Vertonung von Goethes „Faust“ oder Schillers „Fiesko“. Auch Grillparzers „Melusine“ sollte von Beethoven vertont werden, nach kurzer Zusammenarbeit mit dem schwierigen Komponisten habe Grillparzer aber aufgegeben und soll geseufzt haben: „Mit dem wird das nie was!“ Beethoven war nämlich mit seinen Stoffen sehr anspruchsvoll, sie sollten sittlich und erhaben sein. Mozarts „Don Giovanni“ sei ihm laut Hermansdorfer zu frivol gewesen.

Heiter-melodisch und raumfüllend mit Trompetenklang und Trommelwirbel erklang die Ouvertüre „König Stephan“ aus dem Weihespiel zur Eröffnung des Theaters in Pest, die Hermansdorfer beherzt und mit Schwung dirigierte. Mit schelmischem Charme sang Bassist Michael Doumas dann „Prüfung des Küssens“, in dem er scheinheilig verschmitzt fragte: „Ist denn Küssen Sünde?“ . Nach der Arie „O welch ein Leben“ , die Tenor George Vincent Humphrey emphatisch zu Gehör brachte, folgte „Soll ein Schuh nicht drücken“ aus dem Singspiel „Die schöne Schusterin“ ,einem damaligen seichten Erfolgsstück, in dem Sieglinde Zehetbauer mit dem Schuh schwenkte und ihre glockenreine Stimme erklingen ließ.

In alle Welt zerstreut

Nach Beethovens Tod wurden 5000 lose Blätter und 50 Skizzenbücher versteigert und in alle Welt zerstreut. Das habe laut Hermansdorfer später den Überblick erschwert. Den hatte dann wieder Michael Doumas mit dem witzigen Goethe-Text „Mit Mädeln sich vertragen“. Voller Leidenschaft und Inbrunst brillierte Kayo Hashimoto mit der Arie „Ah Perfido“, deren schwierige Passagen sie derart stimmgewaltig in Szene setzte, dass das Publikum anhaltend und begeistert applaudierte. Über die nationalistische Seifenoper „König Stephan“, deren Text von August von Kotzebue stammt, hat 200 Jahre später dessen Verwandter Otto, ein Bühnenbildner der erlesenen Oper, nach der Lektüre des Textes gesagt: „Ich habe mich so geschämt“.

Dass Beethoven Goethefan war, ist bekannt. Für die Schauspielmusik zu Goethes „Egmont“ soll er sogar auf die Gage des Burgtheaters verzichtetet haben. Goethe aber konnte mit der romantischen Wildheit der Musik Beethovens nichts anfangen. Klangschön anzuhören war das Terzett „Tremate, empj, tremate“ aus der Oper „Medonte“, mit innigem Schmelz sangen Sieglinde Zehetbauer und George Vincent Humphrey ein Duett aus der Oper „Olimpiade“, für die Pietro Metastasio das Libretto schrieb.

Stürmische Begeisterung

Gleichsam als Höhepunkt folgten Passagen aus „Fidelio“. Stürmische Begeisterung löste das Quartett der Sänger in der Kerkerszene aus, aufwühlend und ergreifend war das Duett „Namenlose Freude“ zwischen Leonore und Florestan. Nachdem Stargast Oskar Hillebrandt als Gouverneur Pizarro mit seinem mächtigen Bariton faszinierte, schmetterten am Ende alle Sänger zur feierlichen Orchesterbegleitung gemeinsam „Es ist vollbracht“ aus dem Singspiel „Die Ehrenpforte“, für das Beethoven das Finale schrieb. Für den grandiosen Konzertabend spendeten die Besucher minutenlange Ovationen.

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