Kindertagesstätte mit 74 Plätzen im Bau
Kommt Spinnereipark ins Stocken? Wie Kolbermoorer Bauherren mit Rohstoffen und Energiekrise kämpfen
- VonKathrin Gerlachschließen
Ukrainekrieg und Energiekrise machen das Bauen zu einem gewagten Unterfangen.. Wirtschaftliches Bauen ist kaum mehr möglich. Sollte sich die Situation nicht beruhigen, könnte das Projekt „Wohnen im Spinnereipark“ ins Stocken geraten. Sollte das Gas ausgehen, stellen sich alle Fragen noch einmal völlig neu.
Kolbermoor – Doch die gute Nachricht zuerst: Für die „Conradty 1“ – das erste Gebäude an der Conradtystraße – stehen die Chance gut. Im Erdgeschoss soll Ende 2023/Anfang 2024 der neue städtische Kindergarten mit zwei Kindergarten-, zwei Krippengruppen und insgesamt 74 Plätzen eröffnet werden. „Einen Großteil der Gewerke haben wir schon 2021 vergeben“, informiert Florian Eisner, Geschäftsführer von Werndl & Partner.
Stadt bekommt ihre Kita zum Festpreis
Trotzdem wirken sich Ukrainekrieg und Energiekrise auf die Kosten aus. Die Lieferketten am Bau sind zu wenig regional. Die Holzpreise schwanken zwischen 600 und 1700 Euro. Die Kosten für energieintensive Rohstoffe wie Stahl, Beton, Glas, Dämm- und Kunststoffe haben sich verdoppelt. „Eine Tonne Stahl kostet inzwischen 2000 statt bisher 1000 Euro“, erklärt Eisner. „Bei 500 Tonnen Stahl in einem Gebäude führt allein diese Position zu Mehrkosten von 500 000 Euro.“
Der Investor – die Quest Spinnereiwald GmbH & Co. KG – hat die Mehrkosten bislang nicht auf die Preise für die Eigentumswohnungen umgelegt. Sie kosten laut Exposé aktuell noch zwischen 399 000 Euro für 48 Quadratmeter bis zu 1,19 Millionen Euro für 154 Quadratmeter.
Auch der Stadt Kolbermoor entstehen beim Kauf der neuen Kindertagesstätte keine Mehrkosten, denn: „Es wurde ein Festpreis vereinbart“, informiert Eisner.
Der Preisindex der Baustoffe (außer beim Holz) geht kontinuierlich nach oben. Vorausschauend Baustoffe einzukaufen, ist aufgrund fehlender Lagerkapazitäten nur bedingt möglich. „Zudem beeinflusst die dadurch veränderte Nachfrage natürlich auch wieder die Verfügbarkeit von Baustoffen für aktuelle Projekte. Auch das ist ein Teil des aktuellen Gesamtproblems“, macht Eisner klar.
Das Wohnquartier ist ans Fernwärmenetz der Stadt Kolbermoor angeschlossen. Vier der Y-förmigen und mit drei Awards ausgezeichneten Wohngebäude im Spinnereipark sind schon bezogen. Der y-förmige Bau mit dem Treppenhaus im Herzen des „Sterns“ macht es möglich, dass die Wohnungen von drei Seiten Tageslicht erhalten.
Im August ist auch das „Conradty 2“ bezugsfertig. Alle 23 Wohnungen sind bereits verkauft. Vor allem junge Familien mit Kindern, aber auch ältere Paare, denen ihre Grundstücke zu groß wurden, interessieren sich für den Spinnereipark. „Zwei Drittel unserer Kunden kommen aus der Region“, informiert Eisner. Aber auch viele „Ausheimische“, die durch ihre Studien weggezogen seien, ziehe es zurück zu ihren Wurzeln.
Im Frühjahr kommenden Jahres soll der Spatenstich für zwei weitere Wohnhäuser – C 3 und Y 4 – erfolgen. Realisiert wird das Projekt aber nur, wenn sich die Wirtschaftslage entspannt. „Ansonsten müssten die Projekte erst einmal in die Warteschleife“, erklärt Eisner. Die Umsetzung der Projekte werde immer schwieriger. „Architekten können keine verbindlichen Kosten mehr berechnen, da die Preise so stark schwanken.“
Westlicher Bereich erst einmal auf Eis
Die für den westlichsten Bereich des Spinnereiparkes angedachten Gebäude – Y 5 und C 4 – wurden auf Eis gelegt. Zwar gebe es Ideen wie Handwerkerhöfe und Wohnbebauung, aber: „Wir planen dort nicht aktiv.“