Zwei Radstraßen kommen
Kolbermoor verbannt Autos für den Radverkehr
- VonJohannes Thomaeschließen
Mehr Platz und mehr Sicherheit für Fahrradfahrer verspricht das Radverkehrskonzept der Stadt Kolbermoor. Der Stadtrat hat nun einen wichtigen Schritt auf den Weg gebracht. Wo schon bald etwas umgesetzt wird und was in Zukunft noch besser werden soll.
Kolbermoor – „Menschen fahren dann Fahrrad, wenn Radfahren schneller, einfacher und bequemer ist als andere Fortbewegungsmittel. Um diese Ziele zu erreichen, sind Fahrradstraßen die klügste Möglichkeit“. Mit diesem Zitat begann Veronika Winkler, die Mobilitätsmanagerin der Stadt, ihren Vortrag bei der jüngsten Stadtratssitzung.
Das Zitat stammt aus dem Radverkehrskonzept der Stadt und um einen ersten großen Umsetzungsschritt dieses Konzeptes ging es auf der Sitzung: Die Umwidmung von der Friedrich-Ebert-Straße und der Wiesenstraße zu Fahrradstraßen. Das Radverkehrskonzept ist übrigens für alle Bürgerinnen und Bürger auf der Website der Stadt zum Download verfügbar.
Absoluter Vorrang für Radler
In Fahrradstraße haben die Radfahrer absoluten Vorrang, sie dürfen dort auch nebeneinander fahren, Autos sind nur in eng begrenzten Ausnahmefällen zugelassen, auch die vorhandenen Parkplätze werden entfallen. In Kolbermoor erhalten die Fahrradfahrer durch die Umwidmung der Friedrich-Ebert-Straße eine „eigene“ Ost-West-Trasse durch die Innenstadt Kolbermoors. Die Wiesenstraße ist eine zusätzliche Ost-West-Verbindung, die vor allem eine schnelle und zumindest in diesem Bereich besonders sichere Verbindung Richtung Rosenheim schaffen soll. Im weiteren Verlauf dieser Strecke liegt die Unterführung in der Flurstraße. Sie soll in Zukunft durch eine deutliche Verbreiterung des Seitenstreifens sicherer für Fahrradfahrer und Fußgänger gemacht werden.
Kolbermoor wird damit noch in diesem Jahr zwei wichtige Abschnitte von Fahrradhauptrouten erhalten, die im Laufe der Zeit durch ein Netz von zumindest fahrradfreundlichen Nebenstrecken ergänzt werden sollen. Der erste Schritt, die Verwirklichung der beiden Hauptrouten, war im vorbereitenden Projektausschuss, wie Bürgermeister Peter Kloo sagte, intensiv und engagiert besprochen worden.
Es gab deshalb im Stadtrat keinen grundsätzlichen Diskussionsbedarf mehr, der entsprechende Beschluss wurde mit großer Mehrheit – 18 zu 2 Stimmen - gefasst. So gut wie alle Stadträte würdigten die Maßnahme auch als einen großen Schritt. Andrea Rosner (Grüne) zum Beispiel sagte, sie habe nicht damit gerechnet, dass man so schnell so weit komme. Sie wies aber auch darauf hin, dass die Umwidmung in den kommenden Monaten bis zur Fertigstellung noch entsprechend publik gemacht und auch beworben werden müsse: „Viele Bürger können sich schon unter dem Begriff Fahrradstraße nichts Konkretes vorstellen“.
Deutlicher Sicherheitsgewinn für Fahrradfahrer
Gleicher Meinung war Sabine Balletshofer (CSU): die Umwidmung sei für die Fahrradfahrer ein deutlicher Sicherheitsgewinn, dies müsse in der Öffentlichkeit aber auch entsprechend deutlich werden. Einige Stadträte wiesen auch darauf hin, dass andere Nebenstraßen nicht zu Ausweichrouten für den Autoverkehr werden dürften.
Dieter Kannengießer (Parteifreie) nannte zum Beispiel die Von-Bippen- Straße. Bürgermeister Peter Kloo erläuterte, dass diese Straße in näherer Zukunft sowieso erneuert werden müsse, in diesem Zuge würde sie von einer Durchgangsstraße zu einer reinen Erschließungsstraße umgebaut. Auch bei der Frage von Andrea Rosner, wie die Querung der Ludwigstraße für Fahrradfahrer, die auf der Friedrich-Ebert-Straße fahren, vereinfacht werden könnte, verwies er auf die weitere Entwicklung: Sobald die Westtangente eröffnet sei, werde vor allem der Schwerlastverkehr in der Ludwigstraße abnehmen. Dann könne die Querung zum Beispiel durch eine Aufpflasterung deutlich kenntlich gemacht werden, was die Autofahrer erfahrungsgemäß zu mehr Vorsicht und verringertem Tempo veranlasse.
Künftig noch mehr Verbesserungen
Grundsätzlich betonten sowohl Veronika Winkler als auch Bürgermeister Kloo, dass es sich bei den Fahrradstraßen um Projekte handele, die vor allem in der Wiesenstraße nicht auf einmal abzuschließen seien, es werde hier in der Zukunft an mehreren Stellen noch Verbesserungen geben, sobald dies durch die Rahmenbedingungen möglich sei. Eine Aussicht, die von der großen Mehrheit der Stadträte ganz offensichtlich geteilt wurde.
Dagmar Levin (SPD) brachte die Haltung des Gremiums auf den Punkt als sie sagte: „Dass wir mit der Zeit Erfahrungswerte bekommen werden, die da und dort vielleicht Nachjustierungen sinnvoll machen, ist ganz klar. Aber es ist ein wichtiger Anfang, deshalb lasst uns auch anfangen“. Mit dem Stadtratsbeschluss ist der Weg nun frei für die Feinplanung, an die sich zeitnah die Umsetzung anschließen wird.