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Kolbermoorer Stadtbus im MVV? Entscheidung ist gefallen - ein Wermutstropfen bleibt

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Von: Johannes Thomae

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Ab Dezember fährt auch der Stadtbus Kolbermoor im Münchner Verkehrs- und Tarifverbund. Das hat der Stadtrat einstimmig beschlossen. Kolbermoor soll sich zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt in der Region entwickeln.
Kolbermoor soll sich zu einem Verkehrsknotenpunkt in der Region entwickeln. Voraussetzung: Der Betritt zum MVV. Nun wurde eine mehr als nur eindeutige Entscheidung gefällt. © Riediger

Kolbermoor wird sich zu einem Verkehrsknotenpunkt in der Region entwickeln. Voraussetzungen dafür sind Bahnhof, Stadtbus und der Beitritt zum Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV). Nun hat der Stadtrat eine wegweisende Entscheidung gefällt.

Kolbermoor – „Der Ball bleibt bei uns. Und jetzt geht die Arbeit richtig los.“ Das war das Fazit von Bürgermeister Peter Kloo (SPD), nachdem sich der Kolbermoorer Stadtrat ohne Gegenstimme für den Beitritt zum Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) ausgesprochen hatte. Der Landkreis hatte diesen Beitritt zuvor bereits beschlossen. In Kolbermoor war aber eine eigene Abstimmung nötig, da die Stadt mit ihren grünen Bussen nicht nur ein Aufgabenträger, sondern auch ein eigenes Busunternehmen ist.

Verkehrslandschaft wird umgebaut

Nach der Überzeugung des Bürgermeisters wird den Stadtbussen auch in Zukunft eine wichtige Rolle in Kolbermoor zufallen. Sie sind ein wichtiges Instrument, wenn es darum geht, aus dem kommenden Tarifverbund auch einen wirklich effektiven Verkehrsverbund zu schmieden. Denn darin liegt nach Ansicht des Bürgermeisters wie auch des gesamten Stadtrates die große Chance, aber auch die große Aufgabe des ab Dezember erweiterten MVV. „Wir haben hier die Basis gelegt für einen Umbau unserer Verkehrslandschaft. Ein Umbau, der in den nächsten Jahren und Jahrzehnten den Verkehr in unserer Region grundlegend und dabei zum Positiven verändern kann“, stellte Kloo fest.

Die Bauarbeiten am Kolbermoorer Bahnhof sind in vollem Gange:  Der Hausbahnsteig (Gleis 1 ) wird abgebrochen und neu gebaut. Der Zwischenbahnsteig wird zurück- und der Außenbahnsteig neu gebaut. Die neuen, barrierefreien Bahnsteige sollen im August fertig sein. Vom 4. März bis 9. Juli kommt es aufgrund der Bauarbeiten zu Sperrungen auf dem Streckenabschnitt Bad Aibling – Rosenheim und damit zu Teilausfällen und Einschränkungen für die Reisenden. Es wird ein Schienenersatzverkehr eingerichtet.
Die Bauarbeiten am Kolbermoorer Bahnhof sind in vollem Gange: Der Hausbahnsteig (Gleis 1) wird abgebrochen und neu gebaut. Der Zwischenbahnsteig wird zurück- und der Außenbahnsteig neu gebaut. Die neuen, barrierefreien Bahnsteige sollen im August fertig sein. Vom 4. März bis 9. Juli kommt es aufgrund der Bauarbeiten zu Sperrungen auf dem Streckenabschnitt Bad Aibling – Rosenheim und damit zu Teilausfällen und Einschränkungen für die Reisenden. Es wird ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. © Riediger

Eine der entscheidenden Verbesserungen: Ab Dezember ist nur noch eine Fahrkarte nötig, um in der ganzen Region, aber auch Richtung München und in der Landeshauptstadt selbst unterwegs sein zu können. Und das mit Verkehrsmitteln, die in ihren Fahrplänen aufeinander abgestimmt sein werden – egal ob es sich um Busse oder Züge handelt.

Kolbermoorer ÖPNV wird flexibler

Dank der Kolbermoorer Stadtbusse gibt es für die Kolbermoorer Bürger noch einen besonderen Vorteil: Sie können flexibel und beliebig zwischen verschiedenen Buslinien wechseln. Unterm Strich kann und soll das in der Stadt einer Verkürzung der Taktzeiten gleichkommen. Und das im Grunde bereits mit der Einführung des MVV, während dieses Ziel für den restlichen Landkreis und für die Stadt Rosenheim zunächst eine Frage des weiteren Ausbaus ihrer Verkehrsnetze bleibt.

Voraussetzung dafür ist eine Anpassung der Stadtbuslinien und der Fahrzeiten, und es geht genau um diese Maßnahmen, wenn Bürgermeister Peter Kloo davon spricht, dass mit dem Beitrittsbeschluss die Arbeit erst richtig losgehe.

Kolbermoor kann und soll dank seines Bahnhofes zu einem Verkehrsknotenpunkt in der Region werden, für Ein- und für Auspendler. Und das – wenn auch nicht sofort, aber zumindest mittelfristig – mit einem noch nie gekannten Service: In Zukunft werden in Zügen wie in Bussen alle tatsächlich erreichbaren Anschlussverbindungen in Echtzeit abzulesen sein. 

Fahrpreise müssen angepasst werden

Der einzige Wermutstropfen: Die bislang von der Stadt hoch subventionierten Fahrpreise innerhalb des Stadtgebietes müssen mit dem Beitritt an das Gesamttarifsystem angepasst, sprich erhöht werden. Dennoch: Einfach zu sagen, dass der Stadtbus in Zukunft durch den MVV-Beitritt teurer werde, findet Bürgermeister Peter Kloo falsch: „Schließlich ist damit ein komplett neues und drastisch erweitertes Angebot verbunden, der zukünftige Stadtbus mit dem ,alten‘ eigentlich nicht zu vergleichen.“ 

AfD-Stadtrat stimmt nicht mit ab

Der MVV-Beitritt wurde vom gesamten Stadtrat quer durch alle Fraktionen so gut wie einhellig als wichtiger, richtiger und entscheidender Schritt in die Verkehrszukunft eingeschätzt. Auch Christian Demmel (AfD) sagte, man sei für eine Förderung des öffentlichen Nahverkehrs. Er erbat sich allerdings nähere Auskünfte über die Zukunftschancen des Verkehrsverbundes im Zusammenhang mit dem kommenden Deutschlandticket, in der öffentlichen Diskussion oft auch als 49-Euro-Ticket bezeichnet.

Dr. Markus Haller, der in seiner Eigenschaft als Bereichsleiter Koordination beim MVV der Stadtratssitzung beiwohnte, konnte etwaige Befürchtungen entkräften: Es werde auch nach Einführung dieses speziellen Tickets genügend Menschen geben, für die eine solche „Zeitkarte“ nicht die optimale Lösung für ihre Verkehrsbedürfnisse sei, für die es günstiger bleibe, einen Fahrschein jeweils bei Bedarf zu lösen.

Der Beitritt der Stadt Kolbermoor zur Münchner Verkehrs- und Tarifverbund GmbH wurde vom Stadtrat ohne Gegenstimme angenommen. AfD-Stadtrat Demmel hatte vor der Abstimmung den Saal verlassen.

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