Riesiges Interesse – 18 Buben und Mädchen machen mit
„Besserer Betreuungsschlüssel als in der Kita“: Pullach hat jetzt eine Kinderfeuerwehr
- VonKathrin Gerlachschließen
Die Pullacher Wehr hat jetzt eine Kinderfeuerwehr. Wie es gelungen ist, einen besseren Betreuungsschlüssel als in Kitas hinzubekommen, und warum die Kinder ausgerechnet an Heiligabend ihren ersten Einsatz haben.
Kolbermoor – Das alte Feuerwehrgerätehaus in Pullach ist seit Samstag, 26. November, in Kinderhand. Mit der Gründung der Kinderfeuerwehr wurde es den Sechs- bis Zwölfjährigen symbolisch übergeben. Hier werden sie sich künftig an jedem vierten Samstag im Monat zur Übung treffen. „Immer wenn Ihr dann die Sirene hört, ist das euer Einsatz“, erklärte Kommandant Josef Hofmann. Der Chef der Pullacher Wehr ist nun automatisch auch der „Kinder-Kommandant“, denn die jungen Kameraden sind nun aktive Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr.
Altes Gerätehaus jetzt in Kinderhand
Der Andrang im alten Gerätehaus war riesig. Es mussten sogar noch zusätzliche Tische und Stühle herbeigeschafft werden, damit alle interessierten Familien Platz fanden. „Ich sehe viele rote Polo-Shirts der Kinderfeuerwehr, das sind alles meine kleinen Kameraden“, war Hofmann vom Interesse am Dienst in der Feuerwehr überwältigt.
Weil die Pullacher wussten, dass die Kinder vieler aktiver Feuerwehrler auch gern zur Truppe gehören würden, hatten sie schon die „Lange Nacht der Feuerwehren“ den Kindern gewidmet. Mehr als 30 Mädchen und Buben hatten damals echtes Interesse an einer Kinderfeuerwehr bekundet. „Jetzt haben wir uns getraut, den Schritt zu gehen, denn es ist gelungen, 16 Ehrenamtliche zu finden, die sich um die Ausbildung der Kinder kümmern“, dankte der Kommandant den engagierten Helfern. Darunter sind pädagogische Fachkräfte, Ergo- und Physiotherapeuten, Ingenieure und natürlich aktive Kameraden.
Sie übernehmen eine Kinderfeuerwehr mit 18 kleinen Kameraden im Alter von sechs bis zwölf Jahren. Die drei- bis fünfjährigen Interessenten müssen noch ein Jahr warten. „Um sie aufzunehmen, müssen wir die Satzung unseres Vereins ändern, damit er als Träger der kleinen Kinderfeuerwehr fungieren kann“, informierte Hofmann und freut sich schon darauf, denn: „Das sind dann nochmal mindestens 18 Kinder.“
Zukunft der Wehr ist gesichert
„Der Betreuungsschlüssel ist besser als in Kindertagesstätten“, würdigte Zweiter Bürgermeister Dieter Kannengießer das ehrenamtliche Engagement. Wenn nur ein Drittel der Kinder bei der Stange bleibe, sei die Einsatzbereitschaft der Pullacher Wehr auf Jahre gesichert.
„Die Feuerwehr lebt vom Miteinander“, erklärte der Kommandant den Kindern: „Die guten Eigenschaften jedes Einzelnen sind wichtig, doch nur in der Gruppe seid ihr stark.“ Bei den Pullachern sollen sie vor allem Kameradschaft verinnerlichen und kindgerecht etwas über Brandschutz und Löschtechniken lernen. „Jeder von euch wird etwas fürs Leben mitnehmen. Vor allem aber soll es euch bei uns Spaß machen“, so Hofmann.
Am 26. November, 13.18 Uhr, war es dann amtlich: Mit ihren Unterschriften besiegelten Kommandant Josef Hofmann, Kreisbrandrat Richard Schrank, Vereinsvorsitzender Daniel Schillinger, Kreisjugendfeuerwehrwart Manuel Pöhmerer und Kolbermoors Zweiter Bürgermeister Dieter Kannengießer die Gründung der Pullacher Kinderfeuerwehr. „Es ist die vierte im Landkreis Rosenheim“, stellte der Kreisjugendwart die Besonderheit einer Kinderfeuerwehr heraus, die es in 46 Gemeinden neben Pullach bislang nur in Bruckmühl, Feldkirchen-Westerham und Flintsbach gibt.
„Ihr seid eine starke Truppe. Ich bin stolz auf euch“, gratulierte Dieter Kannengießer den jüngsten ehrenamtlichen Floriansjüngern der Stadt Kolbermoor. Stolz war natürlich auch Kreisbrandrat Richard Schrank. Als Urgestein der Feuerwehr ist er zugleich Opa und Vater von Gründungsmitgliedern, denn seine jüngste Tochter und sein ältester Enkel gehören der Pullacher Kinderfeuerwehr an.
„Wir haben 117 Feuerwehren im Landkreis mit 7400 Mitgliedern. Zu unseren Jugendfeuerwehren gehören 1000 Kameraden, mit euch sind es jetzt wieder 18 mehr. Das ist wirklich eine Schau“, lobte er die Kinder und hatte auch noch eine ganz besondere Motivation für sie parat: „Wenn es irgendwo ein Problem gibt, wer löst es? Natürlich die Feuerwehr gemeinsam mit den anderen Rettungskräften.“
Dann endlich kam der eigentliche Höhepunkt für die Kinder, denn sie durften ihre Einsatzkleidung anprobieren. Auch die siebenjährige Paula sah nun erstmals aus wie ein echtes Feuerwehrmädchen. Sie freut sich schon auf ihr neues Hobby, denn: „Meine Freunde sind auch dabei, und außerdem macht es Spaß.“
Erster Einsatz an Heiligabend
Treffen werden sich die Kinder künftig an jedem vierten Samstag im Monat – das erste Mal ausgerechnet am 24. Dezember, um 13 Uhr. „Die Eltern sind ganz froh, denn so kann das Christkind die Bescherung in Ruhe vorbereiten“, sagte der Kommandant schmunzelnd.
Am 24. Dezember wollen die Pullacher mit den Kindern erst einmal eine Kennenlern-Runde machen und Geschenke für Heiligabend basteln. Später dann werden sie spielerisch herausfinden, was welchem Kind am besten liegt. „Zum Glück haben wir viele Betreuer, sodass wir mit den Kindern entsprechend ihrer Entwicklung in drei Gruppen arbeiten können“, erklärt Hofmann. Schließlich soll der Dienst in der Kinderfeuerwehr vor allem eines: Spaß machen.