Debatte auf Facebook
Zu wenig Kindergartenplätze in Übersee: Bürgermeister im Clinch mit kirchlichem Träger
- VonHeidi Geyerschließen
Viele Überseer Eltern haben gerade massive Sorgen, weil sie keinen Kindergartenplatz bekommen. Derweilen ist das Klima zwischen Bürgermeister Strauch und dem kirchlichen Träger angespannt. Findet sich eine Lösung?
Übersee –Kinder haben in Deutschland einen Rechtsanspruch auf einen Platz im Kindergarten. Dennoch gilt dieser nicht als Garantie, dass auch wirklich ein Platz vorhanden ist. So auch in Übersee. In den Sozialen Medien ist nun eine Debatte darüber entbrannt.
Auf Facebook schrieb ein Nutzer, dass seine Tochter keinen Platz bekommen habe und wie viele Familien ebenso betroffen seien. „Es geht mir nicht um irgendwelche Vorwürfe, sondern mich interessiert, wie groß dieses Problem in Übersee ist“, heißt es dort. Viele Nutzer wunderten sich über den Mangel an Plätzen, gebe es doch einen Rechtsanspruch laut Sozialgesetzbuch.
Trotz Rechtsanspruch keine Plätze frei
Für die Kommunen oft ein Problem, wie Bürgermeister Herbert Strauch (RBL) im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen erklärt. „Es ist für uns sehr schwer einzuschätzen, wie hoch der Bedarf ist, da es keine zentrale Anmeldung gibt“, erklärt Strauch. Zum Teil haben Eltern einen Betriebskindergarten an ihrem Arbeitsplatz in einer anderen Kommune, den sie nutzen möchten, oder bevorzugen einen Waldkindergarten außerhalb von Übersee. „Das macht es für uns sehr schlecht planbar“, so der Bürgermeister.
Gleichzeitig will Strauch aber nicht verhehlen, dass ihm schon länger bekannt ist, dass es in Übersee eng wird mit den Plätzen. Kurz nach seiner Wahl im vergangenen Jahr sei bereits ein akuter Bedarf festgestellt worden, weshalb man Container im kommunalen Kindergarten aufgestellt habe.
Zudem hatte der Gemeinderat im Herbst entschieden, dass ein Anbau kommen soll. Nur brauche das eben Vorlauf: „Das Verfahren ist so, dass man eineinhalb Jahre braucht, bis überhaupt der erste Spatenstich gemacht werden kann.“ Eine „sportliche“ Bauzeit habe man anvisiert, im Frühjahr oder im Sommer 2024 solle der Bau fertig werden. „Passend für das neue Kindergartenjahr können wir zwei neue Gruppen anbieten“, so Strauch.
Fehler vor Strauchs Amtsperiode?
Ob Fehler vor seiner Amtszeit gemacht worden seien, dazu will er sich nicht äußern. „Wir haben sofort gegengesteuert“, sagt er mit Verweis auf den Container und den geplanten Bau.
Um die akute Situation für die Eltern mit weiteren Plätzen zu überbrücken, habe man beim Landratsamt beantragt, dass mehr Kinder aufgenommen werden dürfen. Zumindest für den kommunalen Kindergarten im Zellerpark. „Wenn alle Einrichtungen in Übersee prüfen könnten, ob sie übergangsweise die Kapazitäten erweitern könnten, um Container zu vermeiden, wäre das schön“, sagt Strauch. Ohne es auszusprechen, meint Strauch damit wohl den Kita-Verbund Grassau, der den Kindergarten St. Irmengard in Übersee betreibt.
Nachgefragt bei Monika Irger, die den Verbund leitet: „Wir sind schon am äußersten Maximum der gesetzlichen Vorgaben.“ Einen großen Unmut nimmt sie bei vielen Überseer Eltern wahr und versichert, dass der Wille ihrerseits auf jeden Fall da sei, eine Lösung zu finden. Denn die Not sowohl der Eltern als auch der Kommune sei ihr bewusst. Auf der anderen Seite seien es die Kommunen, die mit den Kitaplätzen planen müssen. Schon aus Datenschutzgründen seien die Träger hier nicht eingebunden.
Engpass bei Personal und Räumlichkeiten
„Wir kriegen viele Anrufe von Überseer Eltern und suchen im Verbund nach Lösungen für jedes Kind“, sagt Irger. Nur brauche sie für eine generelle Aufstockung eben auch die Räumlichkeiten und das Personal, und gerade letzteres sei ein massiver Engpass. Enttäuscht zeigt sich Irger, dass Bürgermeister Strauch bislang nicht das persönliche Gespräch gesucht habe, sagt sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Das soll nun am Freitag, 6. Mai 2022, folgen. „Schon im Interesse der Kinder ist uns an einem guten Draht zur Kommune gelegen“, sagt die Verbundleiterin.
In vielen Kommunen werden kurzerhand Waldkindergärten geschaffen, wenn die Plätze fehlen. Schon 2014 gründete eine Elterninitiative „Die Wurzelkinder“ in Übersee und ging mit 20 Anmeldungen an den Start. Doch auch dort seien die Kapazitäten erschöpft, heißt es auf Nachfrage. Für eine zusätzliche Gruppe müsse man erst wieder Genehmigungen einholen – und Personal finden.