Pächter macht Drohung wahr
Wirbel um Chiemsee Strandcamping geht weiter: Jetzt fliegen alle Dauercamper vom Platz
- VonKarlheinz Kasschließen
„Naiv“, „dumm“ und „feige“ - Harry Schmidt, der Pächter des Campingplatzes, findet deutliche Worte für einige seiner Dauercamper. Weil manche an die Öffentlichkeit gegangen sind, hat er zum Jahreswechsel nun allen Dauercampern gekündigt. Auch Chiemings Bürgermeister Stefan Reichelt kritisiert er.
Chieming – Der Pächter des Chiemsee Strandcampings in Chieming hat seine Drohung wahrgemacht: Weil einige Dauercamper nach ihrer Kündigung an die Öffentlichkeit gegangen waren, hat er jetzt zum Jahreswechsel allen gekündigt und sie noch im alten Jahr darüber informiert.
Im Einschreiben von Harry Schmidt, der das Strandcamping von der Bayerischen Schlösser- und Seen-Verwaltung gepachtet hat, an ausnahmslos alle Saisoncamper von 2022, heißt es eingangs: „Mit der Aktion wurde nicht mir, sondern allen verbliebenen Saisoncampern geschadet.“
33 Dauercampern gekündigt
Er werde jetzt erst einmal Urlaub machen, keine Mails, Anrufe oder WhatsApp beantworten und man solle auch keine Überweisungen tätigen. „Schreibt doch einfach dafür den Initiatoren dieses ganzen Schlamassels“, heißt es etwas zynisch.
Wie berichtet, hatte der Pächter aus wirtschaftlichen Gründen 33 Dauercampern gekündigt, worauf einige von ihnen sich vor den Kopf gestoßen fühlten und an die Öffentlichkeit gingen. Bei denen sollten sich all jene bedanken, die jetzt auch gekündigt wurden, stellt Schmidt klar und erklärt nochmals in dem neuen Schreiben seine Beweggründe: „Ich habe ein Unternehmen übernommen, das ich natürlich wirtschaftlich führen muss, um die getätigten Investitionen wieder zu relativieren. Was die Saisoncamper anbetrifft, ist die Wirtschaftlichkeit sicher nicht annähernd gegeben. Dennoch haben wir hier nicht viel geändert, da das menschliche Denken Euch gegenüber dem wirtschaftlichen Denken vorangestellt wurde.“
Einen Seitenhieb auf Chiemings Bürgermeister Stefan Reichelt, der sich im Gespräch mit der Redaktion von der Aktion überrascht gezeigt hatte, konnte sich Schmidt, nicht verkneifen: „Warum sich der Bürgermeister, der das Thema mit mir am Besprechungstisch zusammen mit dem Bauamtsleiter diskutiert hat, als ‚außen vor‘ bezeichnet, kann ich nicht nachvollziehen.“ Bei dem Gespräch habe er die exakt gleichen Zahlen erhalten, wie viele Saisoncamper noch am Platz bleiben dürfen. Auch hier habe sich Schmidt unwirtschaftlich denkend für die Saisoncamper eingesetzt und „zumindest noch ein Jahr Übergangsfrist aufgrund Corona aushandeln können“.
Am Ende noch eine Botschaft parat
Seinen ganzen Frust lässt der Pächter gegen Ende des Schreibens an die Camper raus. Hier heißt es unter anderem: „Dass man mich jetzt dafür an den Pranger stellen möchte, finde ich naiv und dumm, vor allem, wenn man zu feige ist, namentlich dazu zu stehen. Man hat dadurch nicht mir geschadet, sondern mir nur bestätigt, dass eine wirtschaftliche Denkweise jetzt angebracht ist, was zur Folge hat, dass ich jetzt erst einmal über die Zukunft meines Unternehmens wirtschaftlich nachdenken muss und natürlich gezwungen bin, Leute vor den Kopf zu stoßen, die im Grunde nichts dafür können.“
Und an jene Saisoncamper, die nach der Kündigung an die Öffentlichkeit gegangen waren, hatte er am Ende noch eine Botschaft parat: „Durch Euch habe ich wieder einmal gelernt, zuerst auf mich und meine Familie sowie den wichtigen Menschen in meiner Umgebung zu schauen.“