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Forstberechtigte treffen Ministerin Kaniber in Ruhpolding

„Wir haben zwei Mistviecher – den Wolf und die Bürokratie“

Begegneten sich in Ruhpolding: (von links) CSU-Landtagsabgeordneter Klaus Steiner , Ministerin Michaela Kaniber und Gisela Sengl, Landtagsabgeordnete der Grünen.
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Begegneten sich in Ruhpolding: (von links) CSU-Landtagsabgeordneter Klaus Steiner , Ministerin Michaela Kaniber und Gisela Sengl, Landtagsabgeordnete der Grünen.
  • VonChristiane Giesen
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Müssen Wölfe noch geschützt werden? Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber hat bei der Versammlung der Forstberechtigten mit den Anwesenden über das Raubtier und die mit ihm verbundenen Herausforderungen gesprochen.

Ruhpolding – „Ein Thema bereitet mir immer wieder Bauchschmerzen und sicher nicht nur mir: der Wolf,“ erklärte die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber. Den Forstberechtigten versprach sie bei deren Jahresversammlung (wir berichteten) nicht aufzuhören, dieses Thema zu bearbeiten. Auch die anderen politischen Vertreter nahmen sich des Themas an.

Die Aussprache verdeutlichte, wie sehr der „große Beutegreifer“ Waldbesitzer und Almbauern belastet. Die Ministerin versicherte, bei der kommenden Agrarministerkonferenz dem Bund erneut „auf die Nerven zu gehen“, ebenso auf europäischer Ebene: „Brüssel lassen wir nicht von der Leine“, so Kaniber. Bei ihrem Besuch dort Anfang Mai werde sie klare Worte zum Thema Wolf finden.

Wolf habe Erhaltungszustand erreicht

Es könne nicht sein, dass die Leistungen der Bergbauern für die „Biodiversität unserer Heimat“ für eine Tierart infrage gestellt werden, die ihrer Meinung nach gar nicht mehr gefährdet sei. „Wir müssen weiterhin Druck machen und der Öffentlichkeit zeigen, was die ungehinderte Ausbreitung des Wolfs für Bayern und seine schönsten und wertvollsten Teile bedeuten würde“, so Kaniber.

Auch Landrat Siegfried Walch sah in der weiteren Ausbreitung des Wolfs in den Alpen einen „Maximalangriff auf unsere Kulturlandschaft“. Denn bei den unwägbaren Gefahren, dass der Wolf wertvolle Tiere reißt, würden „unsere Almbauern nicht mehr auftreiben“. Der Wolf habe seinen Erhaltungszustand erreicht und müsse laut Walch nicht auf der Liste geschützter Arten stehen. „Tierschutz darf nicht so einseitig laufen“, so Walch. Vielmehr gehörten landwirtschaftliche Betriebe geschützt.

Wölfe fest in neun Regionen Deutschlands

In neun Regionen Deutschlands sei nachgewiesen, dass sich Wölfe fest angesiedelt haben, sagte der Landrat. In der hiesigen Alpenregion sei dies viel zu gefährlich. Auf den Almen könnten viele Flächen nicht eingezäunt werden. Er erinnerte, dass im vergangenen Jahr mitten in Bergen ein Wolf gesichtet wurde, der mehrere Tiere gerissen hatte. Statt der bürokratisch schwierig zu erhaltenen Genehmigung zur Tötung des Tiers habe das „ein Auto erledigt“, so Walch. Es sei immer gefährlich, ein Tier inmitten von Wohnbebauung zu erschießen.

Laut einem Bischofswiesener Almbauern müssen Nutztierhalter gewinnorientiert arbeiten. Das Leid von Familien, bei denen Tiere gerissen wurden, könne sich keiner vorstellen. Aus den Wortmeldungen resultierte, dass der Wolfsbestand zu begrenzen sei, um die Berglandwirtschaft und die Alpwirtschaft zu erhalten. Dies gelte nicht nur für Oberbayern – auch für Österreich, Südtirol und die Schweiz.

Waldkindergärten einzäunen

Andreas Aigner aus Marquartstein, der eine Alm auf 1070 Meter Höhe bewirtschaftet und 85 Rinder hat, sah in der Ausbreitung des Wolfs und möglicher Rudelbildung eine existenzielle Gefahr. Schon heute müssten in einigen Gegenden Deutschlands Waldkindergärten eingezäunt werden. Auf Aigners Kritik, dass die Bergstraßen zu den Almen durch notwendige Fahrgenehmigungen und Schranken stark behindert würden, meinte Andreas Stanggassinger, der viele Jahre dem Beirat der Forstberechtigten angehört: „Wir haben zwei Mistviecher – den Wolf und die Bürokratie.“

„Korinthenkackerisch unterwegs“

Kaniber stimmte zu, dass in Deutschland viele „korinthenkackerisch“ unterwegs seien und andere gerne verklagen, „man zeigt sich gegenseitig an“. Beim Wolf gehe es ihrer Meinung nach im Wesentlichen um Prävention. Eine Lösung des Problems gebe es nur im Austausch mit Alpenländern wie Südtirol und der Schweiz. „Wir kämpfen zusammen darum, den Schutzstatus des Wolfs abzusenken“. Wegen der Lobbyisten in Brüssel sei das schwierig.

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Vor vier Jahren, als sie in Brüssel zum Thema Wolf unterwegs gewesen sei, habe ein hoher verantwortlicher Politiker dort zu ihr gesagt: „Junge Frau, fahren Sie nach Hause und nutzen Sie den Wolf touristisch“. Das könne nur jemand äußern, der von der Problematik in den Alpen keine Ahnung habe , so die Ministerin. Langfristig könnte der Wolf dem Tourismus nur schaden.

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