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Wie viel neuen Wohnraum braucht Siegsdorf?

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Von: Franz Krammer

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Wie viel Wachstum verträgt Siegsdorf? Blick auf den Ortskern mit Blick in Richtung Westen mit Hochfelln und Hochgern im Hintergrund.
Wie viel Wachstum verträgt Siegsdorf? Blick auf den Ortskern mit Blick in Richtung Westen mit Hochfelln und Hochgern im Hintergrund. © Krammer

Siegsdorf hat eine Studie beauftragt, um den künftigen Bedarf an Wohnungen in der Kommune zu errechnen. Das hängt vor allem mit der Bevölkerungszahl zusammen. Leben am Ende 9000 Menschen in der Gemeinde, stehen ihr Probleme ins Haus.

Siegsdorf – Eines der vielen Themen, die Verwaltung und Gemeinderat in Siegsdorf immer wieder beschäftigen, ist bezahlbarer Wohnraum. Um besser auf die Anforderungen vorbereitet zu sein, hat die Gemeinde die Firma Tekles-Demosplan damit beauftragt, den künftigen Wohnungsbedarf und die zu erwartenden Wanderungsbewegungen zu ermitteln.

Der Referent ging dabei auf die Entwicklung der Einwohnerzahlen von 1960 bis 2020, auf die derzeitige Altersstruktur der Siegsdorfer Bevölkerung und deren Altersaufbau ein. Ausgehend vom Jahr 2020 verglich er die Zu- und Abnahme der Einwohner mit anderen Gemeinden im Landkreis, wobei für Siegsdorf ein leichtes Minus zu verzeichnen war. Weitere Parameter der Untersuchungen waren die Geburten- und Sterbefälle und die Zu- und Abwanderungsbewegungen.

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Siegsdorf gehört zu den Kommunen mit der höchsten Anzahl an sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen im südlichen Landkreis. Ein Problem wird laut Tekles sein, „den Altersersatzbedarf an Arbeitskräften in den nächsten Jahren zu befriedigen“, weil viele Arbeitskräfte in den Ruhestand wechseln. „Daraus wird sich ein entsprechend hoher Wohnungsbedarf ergeben, weil die nötige Zuwanderung von Arbeitskräften die Nachfrage nach Wohnraum sicherlich erhöhen wird.“

Verschiedene Szenarien

Um dem gerecht zu werden, müssten bereits in den nächsten fünf Jahren einige Hundert zusätzliche Wohnungen geschaffen werden. Davon ausgehend hatte Tekles drei verschiedene Szenarien der Entwicklung der Einwohnerzahlen bis 2035 erstellt, die sich ergeben würden, wenn die benötigten Wohnungen zur Verfügung gestellt werden könnten – und wenn dies nicht der Fall sein sollte. Demzufolge würde sich bei einem maximalen Szenario die Einwohnerzahl auf über 9000 erhöhen; bei einem konservativen Szenario auf 8500 Einwohner. Bei einem Szenario gänzlich ohne Neubauten könnte bis 2035 die Einwohnerzahl bis unter 7500 fallen.

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Das Gremium zeigte sich sichtlich beeindruckt von den vorgestellten Szenarien und ging rege in die Diskussion mit dem Referenten.

Dr. Christian Gerhart (BfS) gab zu bedenken, dass Siegsdorf im Flächenverbrauch durch die vorhandene Geologie mit zwei Flüssen und den Bergen „erheblich in der Entwicklung eingeschränkt“ sei. Ludwig Geisreiter (UW) wollte eine Antwort auf die Frage, ob denn der Bedarf nur mit einer Erweiterung der Ortsgrenzen oder auch über eine weitere Verdichtung der bestehenden Strukturen zu decken sei.

Zu wenig Wohnungen gebaut

Dr. Tekles betonte, dass dazu sicher beide Varianten notwendig seien und konnte zu der Frage von Gerhard Gimpl (Grüne) zu den angenommenen Grundlagen der Studie auf eher zurückhaltende Prognosen der Gemeindeverwaltung verweisen. Marlis Neuhierl-Huber (Grüne) stellte die Frage, ob der prognostizierte Bedarf denn auch wirklich erstrebenswert sei und Dr. Jürgen Leikert (CSU) warf der Verwaltung vor, dass prozentual viel zu wenige Wohnungen gebaut würden, was an der langen Bearbeitungszeit von Plänen in der Bauverwaltung läge.

Baurecht wird immer komplizierter

Bürgermeister Thomas Kamm (UW) nahm sein Personal in Schutz und verwies auf das „komplizierte Baurecht mit immer aufwendigeren Verfahren selbst bei geringfügigen Änderungen“, und fasste die Thematik zusammen: „Als Kernaussage ist für uns erkennbar, dass wir uns entscheiden müssen, wohin der Weg gehen soll. Schauen wir uns die Zahlen in Ruhe an, dann können wir, vielleicht auch mit einer Abfrage der großen Betriebe zu deren Perspektiven, daran arbeiten, eine bessere Grundlage für künftige Entscheidungen zu bekommen“. Dr. Tekles stellte dazu noch das Thema Betriebswohnungen in den Raum, bevor er seine Präsentation schloss.

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