Reaktivierung alter Bahnhaltestellen
Initiative „Chiemgau-Express“: Diese Probleme sieht die Gemeinde Rimsting für das Projekt
- VonUlrich Nathen-Bergerschließen
Alte Bahnhaltestellen wieder reaktivieren. Dieses Ziel verfolgt die Initiative „Chiemgau-Express“ und stellte ihre Pläne jüngst im Rimstinger Gemeinderat vor. Dort zeigten sich das Gremium, aber auch der Rathauschef zwar prinzipiell offen für die Idee, sehen aber auch viele Probleme, die es zu lösen gilt.
Rimsting – Eine durchgehende Bahnverbindung von Aschau über Prien bis Rosenheim mit neuen Haltestellen in Rimsting, Krottenmühl und Stephanskirchen: Diese Idee verfolgt zurzeit die Initiative „Chiemgau–Express“ gemeinsam mit dem Verein „Pro-Bahn“. Um auch in Rimsting für ihr Projekt zu werben, stellten deren Vertreter Stefan Busemann und Dr. Willi Messing in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats entsprechende Planungen vor.
Frühere Haltepunkte reaktivieren
Messing, der online zugeschaltet war, informierte über Vorgeschichte, aktuelle Projektidee und Sachstand zum Thema „Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) durch Reaktivierung früherer Bahnhaltepunkte“. Erreicht werden soll dies über die Verlängerung der Chiemgaubahn-Verbindung Aschau-Prien bis Rosenheim.
Derzeit werde der Berufs- wie auch Ausflugsverkehr überwiegend mit dem Auto abgewickelt, so Messing. Bahnfahren in den oder aus dem Chiemgau heraus bedeute fast immer, zunächst mit dem Pkw nach Prien, Bad Endorf oder Rosenheim fahren zu müssen und dort zu parken. Ohne ein verbessertes ÖPNV-Angebot werde der Verkehr auf den Straßen zunehmen. Dies schade der Umwelt, ein Parkplatz-Chaos sei die Folge.
Gewinn an Lebensqualität
Ein wichtiger Aspekt des Projektes sei, die vorhandene Bahninfrastruktur zu nutzen und für den Personennahverkehr auf der Schiene ehemalige Bahnhöfe wie in Rimsting teilweise zu reaktivieren, sagte Messing. Allerdings müsse wegen der Fahrt auf der Hauptstrecke ein neuer schneller Triebzug angeschafft und an den zusätzlichen Haltepunkten entsprechende Bahnsteige errichtet werden. „Wichtig ist eine Bedienung durch den Busverkehr im Chiemgau als Zubringer“, betonte Messing. Er sei sich sicher: „Für die Menschen im Einzugsbereich des Chiemgau-Expresses wird die Umsetzung des Projektes einen Gewinn an Lebensqualität bedeuten.“
„Und wer soll das bezahlen?“, hieß es mehrfach aus dem Gremium. „Bahnsteige und Überwege muss der Staat finanzieren“, so Messing. Die Gemeinde sei zuständig für „Zuwegung, Abstellmöglichkeiten für Räder sowie Parkmöglichkeiten für den Bring- und Holverkehr“. Das Thema „Park&Ride“ sollte „vorsichtig angegangen werden“, weil die Bahnfahrer zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem Bus kommen sollen. Wichtig sei dafür eine zeitlich abgestimmte Busverbindung.
Kosten von höherer Stelle zu prüfen
Da die Online-Zuschaltung des Initiative-Sprechers technisch zunehmend problematischer wurde, übernahm im Gemeindesaal Stefan Busemann die Moderation.
Zur Frage aus den Reihen des Gemeinderates, ob die Bahnsteige behindertengerecht ausgestattet würden, erklärte Busemann, dass eine barrierefreie Ausführung Grundvoraussetzung sei. Der westliche Bahnhalt in Rimsting müsste wohl mit einem Aufzug ausgestattet werden.
Er verwies aber darauf, dass weder die Initiative noch der Verein als Ingenieurbüro agieren könnten. Kosten und technische Machbarkeit seien von höherer Stelle zu prüfen. Busemann: „Zuständig ist die bayerische Eisenbahngesellschaft. Die wird eine Wirtschaftlichkeitsstudie erstellen.“
Alle sollen an einem Strang ziehen
Ziel der Initiativen sei, dass alle betroffenen Gemeinden wie auch der Landkreis „an einem Strang ziehen, um einen verbesserten Nahverkehr zu erreichen“. Es solle eine gemeinsame Petition beim Bayerischen Landtag eingereicht werden. Ein entsprechender Textentwurf liege der Gemeinde bereits vor, erklärte Busemann.
Die Idee, stillgelegte Haltestellen zu reaktivieren, befand Bürgermeister Andreas Fenzl als grundsätzlich positiv. Er stellte dies allerdings vor allem für Rimsting infrage: „Wo sollen wir den Platz im Umfeld dafür bereitstellen?“ Die Bahn selbst besitze im Bereich des alten Bahnhofs keine Grundstücke mehr, und der westliche Haltepunkt liege an einem steilen Hang. Auch der Tenor im Gemeinderat ging in diese Richtung:
Das Projekt sei „eine gute Sache“, werde aber wegen der mangelnden Örtlichkeit und der zu erwartenden hohen Kosten angezweifelt. Ein Beschluss in dieser Sache stand nicht zur Debatte, das Thema werde in einer späteren Sitzung auch im Hinblick auf die angekündigte Resolution erneut behandelt, so der Bürgermeister.