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Viel weniger oder noch mehr Verkehr? Gewinner und Verlierer der Ortsumfahrung Altenmarkt

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Von: Xaver Eichstädter

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Wie entwickelt sich der Verkehr in und rund um Altenmarkt, wenn die dortige Ortsumfahrung gebaut wäre? Die Verlegung der B304 hätte auch auf Trostberg, Truchtlaching, Palling oder St. Georgen (hier im Bild) Auswirkungen. © Fotomontage xe/Staatliches Bauamt Traunstein

Die Verkehrsströme werden sich deutlich ändern im nördlichen Landkreis, sollte die Ortsumfahrung Altenmarkt gebaut werden - nicht nur in Altenmarkt selbst, sondern auch in Palling, St. Georgen, Trostberg, Truchtlaching oder Feichten: Wir haben die (höheren und niedrigeren) Zahlen.

Altenmarkt - Die Pläne zur Ortsumfahrung Altenmarkt sind umgekämpft: Am heutigen Donnerstag (16. März) endet die Einwendungsfrist im Planfeststellungsverfahren, bei der Jedermann seine Meinung ans Staatliche Bauamt schreiben konnte. Für die Gegner stehen vor allem Flächenverbrauch und Naturzerstörung im Vordergrund, die Befürworter verweisen in erster Linie auf Staus und zu viel Verkehr, der sich derzeit durchs Altenmarkter Ortszentrum quält. Doch wie würden sich die Verkehrsströme bei der Verlegung der Bundesstraßen 299 und 304 genau verschieben, wer profitiert und wo werden es mehr Autos?

Dem Staatlichen Bauamt liegt eine 130-seitige Studie vor, die mit in die Entscheidung für jene Trasse einfloss - erstellt von einem externen Anbieter. Grundlage sind videobasierte Verkehrszählungen aus dem Juni 2019 - von Wiesmühl und Feichten im Norden bis St. Georgen und Traunreut im Süden. Darauf aufbauend wurden die Verkehrszahlen für 2035 prognostiziert, unter anderem mit und ohne Ortsumfahrung Altenmarkt. Man geht aber davon aus, dass der Verkehr bis 2035 auf unseren Straßen sowieso weiter zunimmt.

Planfall 2035 mit der Ortsumfahrung Altenmarkt
Planfall 2035 mit der Ortsumfahrung Altenmarkt: Wo dann mehr (rot) und weniger (grün) Verkehr wäre - man geht jedoch allgemein von steigenden Verkehrszahlen aus. Die dicke rote Linie zeichnet den Verlauf der neuverlegten Straßen B299 und B304 nach. © Screenshot Staatliches Bauamt Traunstein/PTV Group

Über 60 Prozent weniger Verkehr durch Altenmarkt und Stein

Weniger Durchgangsverkehr (Jahr 2035/Fahrzeuge pro Tag)Mehr Durchgangsverkehr
Altenmarkt: -12.900Trostberg-Mögling: +4800
Stein: -12.200St. Georgen: +1600
Anning/Weisham: -3600Benetsham/Barmbichl: +1000
Trostberg-Ost: -2900Pössmoos: +800
Engertsham: -1400Emertsham: +600

Mit dem zweiten Bauabschnitt der Altenmarkter Ortsumfahrung von südlich von Trostberg bis St. Georgen wäre jener Abschnitt wenig überraschend am stärksten entlastet: Statt den prognostizierten 20.700 Fahrzeugen täglich im Jahr 2035 würden mit einer Umfahrung nur noch 7800 Autos und Lastwägen durch Altenmarkt fahren - also über 62 Prozent weniger Verkehr. In Stein wären es noch 6500 statt 18.700 Fahrzeuge. Der Anteil an Lkw würde sich jeweils halbieren. Beispiel Altenmarkt: Mit Ortsumfahrung hätte der Schwerlastverkehr durch Altenmarkt noch einen Anteil von knapp acht Prozent.

Auch Palling, Truchtlaching oder der Osten Trostbergs profitieren

Welche Straßen bzw. Anwohner profitieren sonst noch? Deutlich weniger wäre wohl im Osten Trostbergs los. Für die Pallinger Straße wird ein Minus von täglich 2900 Fahrzeugen berechnet. Auch auf der Nord-Süd-Route von Feichten nach Traunstein-Kammer wären wohl gut 1000 Autos weniger am Tag unterwegs - was vor allem Palling entlasten wird. Weniger Durchgangsverkehr gäbe es laut der Studie auch durch Engertsham und Lindach östlich von Trostberg. Auch zwischen Altenmarkt und Truchtlaching und von dort aus weiter nach Seebruck oder Seeon wäre weniger los.

Wo es mit der Altenmarkter Ortsumfahrung mehr Verkehr wäre

Manche Straßen bekommen durch die Altenmarkter Ortsumfahrung dagegen noch mehr Verkehr ab: Auf der B299 bei Trostberg-Mögling seien es täglich 4800 Fahrzeuge mehr, wenn die Umgehung gebaut wird. Auch auf dem weiteren Verlauf der B304 in St. Georgen und weiter Richtung Traunstein wird mit einem Plus von 1600 gerechnet. 1000 Autos mehr am Tag erwartet man auf den östlichen „Zubringern“ zur neuen B304 - der St2104 nördlich von Traunreut und der St2093 von Palling Richtung Stein. Auch der Schwarzerberg in Trostberg mit seinen Abzweigungen nach Kienberg oder Peterskirchen würde mehr befahren.

Dazu muss aber auch gesagt werden, dass die Pläne der Verkehrsbehörden noch viel weitergehen. In weiterer Zukunft sind auch für Tacherting und Trostberg Ortsumfahrungen geplant. Auch dann gäbe es noch „Verlierer“ abseits der Bundesstraßen, aber die Verkehrsentlastung auf den Nebenstrecken wäre bei dieser Umsetzung mit Abstand am größten. Schließlich wären die B299 und B304 dann eine umso „leistungsstarkere Fernstraße“ zwischen der A94 im Norden und der A8 im Süden, wie sie den Verkehrsbehörden vorschwebt. Und: Von Wiesmühl nach St. Georgen würde man bis zu zehn Minuten schneller sein.

Zweiter Bauabschnitt Ortsumfahrung Altenmarkt

Alle Pläne und Unterlagen des Staatlichen Bauamts hier einsehbar

Altenmarkt dafür - Trostberg, Palling und Traunreut dagegen

Wie umstritten aber schon der zweite Bauabschnitt der Altenmarkter Ortsumfahrung ist, zeigten die Voten in den Stadt- und Gemeinderäte: Altenmarkt befürwortete die Pläne am Dienstag einstimmig, in Traunreut wurden sie geschlossen abgelehnt. Auch Trostberg stimmte dagegen, genauso wie Palling, dessen Gemeindegrund von der neuen Trasse aber nicht berührt wäre. Im Anschluss an das jetzt endende Planfeststellungsverfahren muss das Staatliche Bauamt die Gegenargumente bewerten. Die Regierung von Oberbayern kann dann Erörterungstermine festsetzen. Sollte der Plan beschlossen und Baurecht erteilt werden, ist auch der Klageweg offen.

xe

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