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Probleme mit Feucht-Klopapier nehmen zu

„Pumpenkiller“ am Chiemsee: Wie Feuchttücher die regionalen Abwasserpumpen lahmlegen

Das bleibt von den schönen Worten der Hersteller: Gewebe-Schlangen aus Vliesmaterial, das sich entgegen der Hinweise auf den Feuchttücher-Packungen nicht im Abwasser auflöst.
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Das bleibt von den schönen Worten der Hersteller: Gewebe-Schlangen aus Vliesmaterial, das sich entgegen der Hinweise auf den Feuchttücher-Packungen nicht im Abwasser auflöst.
  • Sabine Deubler
    VonSabine Deubler
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Von wegen „wegspülbar und wasserlöslich“: Große Marken behaupten auf den Packungen ihrer Feuchttücher, dass sich diese im Abwasser auflösen würden. Doch was „hinten im Kanal rauskommt“, zeigt: So ist das ganz und gar nicht.

Rimsting – „Feuchttücher sind Pumpenkiller“. Mit diesen drastischen Worten warnt der Abwasser- und Umweltverband Chiemsee (AUV) in Rimsting die Bewohner rund um den Chiemsee. Der Hintergrund ist: Die Probleme mit dem Feucht-Klopapier nehmen zu.

Ein Grund dafür dürfte sein, dass Hersteller großer Feuchttuch-Marken noch immer auf die Packungen schreiben, ihre Tücher seien „wegspülbar“ und „wasserlöslich“.

Aus den Augen – doch das Problem entsteht dann erst

Laut einer Unterlage des Bayerischen Landesamts für Umwelt ist der Begriff „spülbar“ nicht geschützt. Feuchttücher verschwinden zwar in der Toilette, wenn man die Spülung betätigt – Doch was hintennach im Kanal passiert, beibt an den Abwasserverbänden hängen und über den Umweg der Kanalgebühr wieder beim Bürger.

Sogar Unterhosen landen im Klo

Die Vliestücher verschiedenster Hersteller bestehen meist aus Polyester, Viskose, Zellstoff oder Baumwolle. „Feuchttücher gehören nach der Benutzung nicht in die Toilette, sondern in den Abfalleimer“, sagt Christian Freund zur Chiemgau-Zeitung.

„Die Vliestücher lösen sich nicht auf“, sagt Christian Freund (AUV).

Der AUV-Betriebsleiter beschreibt, wie sehr Werbeversprechen und Wirklichkeit auseinanderklaffen. „Die Tücher lösen sich im Abwasser nicht auf. Sie verzopfen sich (Anm. d. Red.: siehe Bild oben) und legen immer wieder unsere Pumpen lahm“, so der Abwassermeister.

Auch Handtücher und Unterhosen landeten teilweise in der Kanalisation und störten auf dieselbe Weise die Pumpen des Abwassersystems.

Das Problem nimmt zu

In den vergangenen fünf Jahren sind es mehr und mehr Feuchttücher geworden, die nach dem Toilettengang nicht im Mülleimer, sondern im Klo landen. „Wenn eine Pumpe „zumacht, sind meistens Feuchttücher die Ursache“, sagt Christian Freund.

Die bis zu zwei Meter langen Feuchttücher-Zöpfe können die Pumpen beschädigen, schildert der AUV-Betriebsleiter. Sie sorgen für viel Mehraufwand bei den Mitarbeitern. Freund: „Für die ist es nicht prickelnd, um zwei Uhr in der Früh angerufen zu werden, weil wieder bei einer Pumpe der Alarm losgeht und wir sie reinigen müssen.“

Wenn ein Feuchttücher-Zopf eine Pumpe stoppt, fliegt der FI-Schalter raus oder der Motorschutz springt an. Die Meldung kriegen Freunds Kollegen aufs Handy.

Bei den Pumpstationen der zehn Gemeinden des AUV blinkt dann ein Gelblicht – bis Bürger es bemerken und bei der Gemeinde anrufen und diese die Störung behebt. Meistens sind zwei Pumpen im Einsatz, damit die Abwasserbeseitigung auch bei einer Störung weitergeht. Diese zu beheben, kostet die AUV-Belegschaft viel Zeit. Der Abwasserverband setzt daher immer wieder auf die Disziplin der Bürger. Man kann zwar nicht jedem Hausbesitzer auf die Finger schauen.

Ein bisschen Detektiv spielen liege aber schon im Bereich des Möglichen, erklärt der Abwassermeister. „Wir könnten bei Nachforschungen nachvollziehen, in welchen Wohngebieten regelmäßig Feuchttücher in die Toilette geworfen werden“, so Christian Freund. Seine Kollegen hätten aber nicht die Zeit dafür, den ganzen Tag nachzusehen, „was hinten rauskommt“.

Darum weist der AUV immer wieder auf der Homepage und mit Wurfsendungen auf das Problem hin. Die Wurfsendungen seien nötig und eigen laut Freund Wirkung. Kontrollieren lassen wolle sich niemand gerne, so die Erfahrung des AUV.

„Wir weisen die Leute darauf hin, dass wir Stichproben machen werden. Diese Ankündigung reicht aus. Wenn es wieder zu arg wird, machen wir wieder eine Wurfsendung“, sagt Christian Freund. Manche Leute wüssten wohl gar nicht, dass sie die Feuchttücher nicht ins Klo werfen sollen.

Essensreste ziehen Ratten an

Was sonst noch häufig im Klo landet und dort nicht hingehört, sind Essensreste. „Wir erleben da alles Mögliche, von gelben Rüben über Äpfel bis hin zu Wiener Würstchen, also alles, was weiter muss. Essensreste verstopfen zwar nicht unsere Leitungen und Pumpen, sie ziehen aber Ungeziefer wie Ratten an. Wegen unserer Druckleitung haben in unserem geschlossenen Leitungssystem Ratten keine Chance. Die würden einfach ertrinken.“

In den Gemeinde-Abwasserkanälen könnten sie aber auftauchen und Ratten will ja eigentlich niemand im Kanal – oder, falls eine Rückschlagklappe im Haus fehlt, dass vielleicht einmal eine Ratte aus dem Klo herausschaut.

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