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Hunderte Zuschauer jubelten: Trostberger Stadtrat lehnt Ortsumfahrung Altenmarkt ab

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Von: Xaver Eichstädter

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Sechs von weit über 100 Gegnern der Ortsumfahrung Altenmarkt, die die Stadtratssitzung am Mittwoch im Trostberger Postsaal besuchten.
Sechs von weit über 100 Gegnern der Ortsumfahrung Altenmarkt, die die Stadtratssitzung am Mittwoch im Trostberger Postsaal besuchten. © xe

Wie steht Trostberg zur Verlegung der Bundesstraßen 299 und 304? Hunderte Zuschauer verfolgten die emotionale Debatte des Stadtrats - und brachen schließlich in Jubel aus: Wie es zu der knappen Ablehnung kam und was diese bedeuten könnte.

Trostberg - Schon bei der ersten Wortmeldung zeichnete sich ab: das wird ein spannender Abend. „Die SPD-Fraktion stimmt geschlossen gegen den zweiten Bauabschnitt der Ortsumfahrung Altenmarkt“, machte Daniela Baumann im Trostberger Stadtrat am Mittwochabend (1. März) gleich klar. Ab dann war es ein emotionales Hin und Her der Argumente, immer wieder begleitet von Applaus oder Zwischenrufen der rund 130 Zuschauer im Postsaal. Am Ende stand ein knappes 14 zu 11 - laut umjubelt von den Zuschauern. Im derzeit laufenden Planfeststellungsverfahren hat sich Trostberg damit offiziell gegen die Verlegung der B299 und B304 gestellt.

Schleid: „...dann bekommt auch Trostberg keine Umfahrung“

Bürgermeister Karl Schleid (CSU) versuchte zu Beginn noch, die Stimmung aus den Zuschauerreihen einzubremsen („Die Gäste sind Zuhörer und keine Teilnehmer!“), hatte damit aber keinen Erfolg. Und auch mit seinen Argumenten kam er bei der Mehrheit des Stadtrates nicht durch. „Ohne den zweiten Bauabschnitt in Altenmarkt wird es auch keine Ortsumfahrung Trostberg geben“, so Schleid. Die Verbesserungsvorschläge, die Bürgermeister und Stadtverwaltung dem Staatlichen Bauamt mitgeben wollten, werden jetzt verhallen: der Verkehrsknoten bei Zieglstadl solle kleiner ausfallen und künftig weniger befahrene Straßen - zum Beispiel die alte B304 zwischen Stein und St. Georgen - könnte man rückbauen.

So soll die B299/B304 zwischen Trostberg und Traunreut künftig verlaufen (rote Linie) - es ist der sogenannte zweite Bauabschnitt der Ortsumfahrung Altenmarkt.
So soll die B299/B304 zwischen Trostberg und Traunreut künftig verlaufen (rote Linie) - es ist der sogenannte zweite Bauabschnitt der Ortsumfahrung Altenmarkt. © Staatliches Bauamt Traunstein

Die Planung ist aus der Zeit gefallen“, meinte dagegen Nina Boxhammer (Grüne). 60 Hektar wertvollste Fläche würden versiegelt und damit auch Naherholungsgebiete: „Die Lebensqualität in und um Trostberg wird abnehmen“, so Boxhammer. Ihre Fraktionskollegin Marianne Penn schob nach: „Auch nach offiziellen Zahlen des Staatlichen Bauamts wird es mehr Verkehr mit höheren Geschwindigkeiten - und damit haben wir noch mehr Schadstoffe in der Luft.“ Und aus der Sicht von Daniela Baumann (SPD) bringe die Planung weder für Trostberg, noch für Traunreut eine Verkehrsentlastung.

Die geplante Trasse sei das Ergebnis all der Untersuchungen und Abwägungen der letzten 20 Jahre, meinte dagegen Karl Schleid: Mehr Bürger würden vor Lärm und Abgasen geschützt. „Und die jetzige Trasse wurde wegen Vogel- und Fledermausschutz ohnehin nochmal verlegt und rund drei Kilometer verlängert“, so Befürworter Franz-Xaver Obermayer (FW). „Ja, die neue Straße wird mehr Verkehr anziehen, aber dafür fahren dann auch weniger Leute durch Feichten oder Palling“, meinte Marcus Illguth (CSU). Und der Zug sei wohl erst bei einem zweigleisigen Ausbau mit 20-Minuten-Takt für viele eine Alternative.

Von den Gegnern wird dagegen oft ein Ausbau der bestehenden Kreis- und Staatsstraßen östlich von Alz und Traun ins Feld geführt. Der Verkehr würde sich damit mehr auf die Straßen zwischen Wiesmühl und Kammer verteilen, das Altenmarkter Ortszentrum könne damit entlastet werden. Unter anderem die Trostberger SPD-Fraktion schlägt das vor. Gegenstimmen kamen am Mittwoch aber auch aus der CSU - unter anderem von Markus Fröschl und Irmgard Leineweber: „Die Stadt Trostberg bekäme damit noch mehr Straßen, die wir unterhalten und finanzieren müssen“, hieß es von Leineweber.

Noch bis zum 16. März Einwände gegen Ortsumfahrung möglich

„Die Stimme einer Stadt wie Trostberg hat im Planfeststellungsverfahren schon Gewicht“, warnte Bürgermeister Schleid während der Debatte. Das Planfeststellungsverfahren läuft noch bis 16. März. Bis dahin können nicht nur die betroffenen Kommunen, sondern auch Bürger Einwände gegen die neue Straße einbringen. Auch der Traunreuter Stadtrat stimmte schon dagegen. Danach muss das Staatliche Bauamt Stellung zu den Gegenargumenten beziehen und die Regierung von Oberbayern kann dazu Erörterungstermine festsetzen.

Zweiter Bauabschnitt Ortsumfahrung Altenmarkt

Alle Pläne und Unterlagen des Staatlichen Bauamts hier einsehbar

Sollte der Plan beschlossen und Baurecht erteilt werden, ist auch der Klageweg offen. Für das Staatliche Bauamt ist die neue Trasse „zwingend erforderlich“, um eine leistungsfähige Nord-Süd-Achse zwischen der A94 bei Altötting und der A8 bei Traunstein zu bekommen. Die Entlastung der Ortsdurchfahrten von Altenmarkt, Grassach und Stein - mit weniger Unfallgefahren, Feinstaub und Lärm - wäre ein positiver Nebeneffekt. Zuletzt wurden für die gut sechs Kilometer 85 Millionen Euro veranschlagt.

xe

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