Rückblick zur Hauptversammlung
Warum die Feuerwehr Traunstein trotz Mitgliederzuwachses Verstärkung braucht
- VonJens Kirschnerschließen
- Günther Buthkeschließen
Auch im vergangenen Jahr war die Feuerwehr Traunstein gut beschäftigt, und während der Corona-Pandemie gewannen die Kameraden neue Mitglieder hinzu. Dennoch gibt es bei der Zahl der Aktiven noch jede Menge Luft nach oben.
Traunstein – Insgesamt 261-mal rückte die Feuerwehr Traunstein im vergangenen Jahr aus, wie Feuerwehrkommandant Christian Schulz zur Jahreshauptversammlung der Kameraden berichtete. Vor allem Hochwasser-Situationen nach starken Regenfällen hätten die Kräfte auf Trab gehalten, aber auch der Brand der neuen Heizzentrale im Landratsamt Traunstein forderte die Feuerwehr. Und: Die Kameraden bräuchten Verstärkung.
Bezahlbaren Wohnraum finden
100 Aktive habe die Feuerwehr derzeit, wie Kommandant Christian Schulz berichtete, davon sieben weibliche. Während der Pandemie habe die Feuerwehr zwar mehr Mitglieder bekommen. „Aber auch die positive Personalentwicklung kann unsere Probleme bei der Tagesbereitschaft nicht ausgleichen“, sagte der Kommandant, während der Hauptversammlung.
Die Gründe hierfür sind vielfältig: Zum einen gebe es immer weniger Arbeitsplätze in der Innenstadt, wie Schulz schilderte. Und es fehle bezahlbarer Wohnraum. Auch deswegen habe sich die Traunsteiner Wehr von einigen Aktiven verabschieden müssen. „Wir brauchen die Politik, um die Einsatzfähigkeit zu halten“, appellierte der Schulz an die Verantwortlichen, den ehrenamtlichen Einsatz bei der Feuerwehr, aber auch bei anderen Hilfsorganisationen bei der Vergabe von Grundstücken durch die Stadt zu berücksichtigen.
Stadt macht Wandel durch
Vor allen die Tagesalarmstärke sei ein Problem. Sprich: Es fehlen Kameraden, die vor Ort in Traunstein arbeiten und bei Einsätzen zur Verfügung stehen. „Die Stadt macht einen Wandel durch“, sagt Kommandant Schulz. Handel und Handwerk zögen sich zusehends aus der Stadt zurück. Das erschwere, neue Einsatzkräfte zugewinnen, die auch jenseits der Nachtstunden zur Verfügung stünden. Was zumindest helfe, das Problem zu mindern, seien die Doppelmitgliedschaften.
Schulz verweist auf einen Kameraden aus Inzell, der bei den Traunsteiner Stadtwerken angestellt sei und im Einsatzfall tagsüber für die Feuerwehr Traunstein in den Einsatz gehe. Denn über zu wenig Beschäftigung können die Kameraden nicht klagen: Im vergangenen Jahr rückten die Kräfte zu 68 Bränden aus. Elf Personen retteten die Brandbekämpfer mit der Drehleiter. Das Gros der Einsätze im vergangenen Jahr machte jedoch die technische Hilfeleistung aus. 160 Einsätze in dieser Sache verzeichnete die Feuerwehr Traunstein für das Jahr 2021.
Die Anforderungen an die Arbeit der freiwilligen Helfer steige jedoch stetig, wie Feuerwehrkommandant Christian Schulz findet. Das betreffe nicht nur die eigentliche Arbeit der Kameraden. Zunehmend sei man bei der Traunsteiner Feuerwehr damit beschäftigt, Stellungnahme zu schreiben: für Versicherungen und Anwälte, die sich gegen die Kostenbescheide der Stadt Traunstein wehren, wenn die Feuerwehr beispielsweise bei Verkehrsunfällen zum Einsatz kam.
Mehr Rücksicht bei Planungen
An die Vertreter der Stadt richtete Schulz während der Hauptversammlung der Traunsteiner Wehr unter anderem den Wunsch, das Gerätehaus mit Blick auf Arbeitsschutz und Platzbedarf anzupassen. Auch bei der Haushaltsplanung sollte die Stadt Traunstein berücksichtigen, dass die Lieferzeiten für Fahrzeuge und Geräte der Wehr inzwischen länger geworden seien.
Traunsteins Oberbürgermeister Dr. Christian Hümmer griff die Anregung des Kommandanten auf, das Ehrenamt bei der Vergabe günstigen Wohnraums zu berücksichtigen. Er mahnte: In anderem Kommunen gebe es bereits Ansätze zur Gründung einer Berufsfeuerwehr, weil die ehrenamtlichen Strukturen die Aufgaben der Gefahrenabwehr sonst nicht mehr stemmen könnten. Gedankenspiele, die auch den Feuerwehrkommandanten umtreiben. „Wir müssen schauen, wie sich das Ehrenamt entwickelt“, sagt Schulz.