Moderne Mobilität
Trampen per Daumentaxi war gestern – heute setzt man sich in Bergen gechillt auf eine Bank
- VonTamara Ederschließen
Der öffentliche Personennahverkehr in den Dörfern und Gemeinden ist – sagen wir es mal vorsichtig – ausbaufähig. In Bergen entsteht deshalb nun ein neues Konzept, bei dem knallgelb gestrichene Bänke eine wichtige Rolle spielen. Was es damit auf sich hat, lesen Sie hier.
Bergen – Voraussichtlich schon im Herbst werden in Bergen Mitfahrbänke aufgestellt. Der Sinn dieser sogenannten Mitfahrbankerl: Wer sich darauf setzt, signalisiert, dass er gerne mitgenommen werden würde.
Zehn Stück sollen es sein – in Knallgelb
Ein ähnliches Projekt läuft bereits seit Mitte 2021 in Siegsdorf. Dort sind die Bänke knallgelb gestrichen und heben sich damit deutlich vom Straßenbild ab. Auf diesen Effekt – und auch des Wiedererkennungswerts wegen – sollen auch die Bänke in Bergen gelb gestrichen werden.
Hinsetzen und Taferl heben – das ist alles
Wolfgang Helldobler, Leiter der Tourist-Information Bergen, stellte die Idee der Mitfahrbankerl im Detail vor. So sollen diese Bänke an zehn Plätzen in der Gemeinde stehen. Ausgestattet sind die Bänke mit beweglichen Richtungstafeln. Derjenige, der eine Mitfahrgelegenheit sucht, nimmt sich eine Richtungstafel, setzt sich auf die Bank und wartet. Wer eine Mitfahrgelegenheit anbieten möchte, nimmt den Wartenden – sofern sich beide vertrauenswürdig finden – mit. Gekennzeichnet werden die Bänke zudem mit einem Haltestellenschild auf dem „Mitfahrbankerl“ steht.
Über die besten Standorte wird diskutiert
Helldobler stellte zudem die möglichen Standorte vor. Am Wanderparkplatz Kohlstatt, wo bisher keine Bank vorhanden ist, könnte ein Mitfahrbankerl mit sechs Richtungstafeln stehen. Wer sich nur ausruhen möchte, darf sich natürlich auch auf die Bank setzen, nimmt dann aber kein Richtungsschild in die Hand. Auch bei der Werkskapelle Maxhütte sei noch keine Bank vorhanden und ein Mitfahrbankerl vorgesehen. Gleich acht Richtungsschilder wären hier geplant. Am Standort Pattenberg Marterl vor dem Ortseingang wie auch an der Bushaltestelle Hochfelln-Seilbahn stehen bereits Wartebänke. Mitfahrbankerl wären in disen Fällen eine gute Ergänzung.
Gleichwohl könnte ein gelbes Bankerl beim Parkplatz an der Straße nach Siegsdorf platziert werden. Dort, wie auch an der Bushaltestelle Kurpark Richtung Traunstein und der Bushaltestelle Kurpark Richtung Seilbahn sind bisher keine Ruhebänke vorhanden – ein klarer Fall für weitere Mitfahrbankerl.
Am neuen Friedhof ist bereits eine Bank vorhanden. Von dort aus würden sicherlich auch einige Bürger eine Mitfahrgelegenheit suchen. Die Bushaltestelle Bernhaupten könnte ebenfalls mit einem gelben Bankerl aufgewertet werden. Am Bahnhof in Bergen wäre ein Mitfahrbankerl sinnvoll, und auch am Standort Bushaltestelle Holzhausen kann sich Helldobler ein weiteres gelbes Bankerl vorstellen.
Ein Signal für den touristischen Zusammenschluss
Ausdrücklich plädierte Helldobler fürs Aufstellen eines Mitfahrbankerls in Richtung Siegsdorf. Denn auch in Siegsdorf steht am Kreisverkehr – und zwar in Richtung Bergen – ein Mitfahrbankerl. So wäre der touristische Zusammenschluss der Strecken besonders gut gekennzeichnet.
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Die Kosten sind dank Förderung überschaubar
Zu den Kosten informierte er, dass die zehn Bänke voraussichtlich 17.000 Euro kosten würden. Darin enthalten sind die Hinweistafeln und 100 Schilder mit Fahrtzielangabe sowie die Kosten fürs Aufstellen und die Bewerbung der Bänke.
Leider gebe es hinsichtlich der Mitfahrbankerl in Siegsdorf aufgrund der Corona-Pandemie noch keine belastbaren Erfahrungswerte, informierte der Tourist-Information-Leiter. Da diese Aktion jedoch über das Regionalbudget der integrierten ländlichen Entwicklung Achental mit 70 Prozent gefördert wird, verbleibt lediglich ein Gemeindeanteil von 5100 Euro.
Registrierung für mehr Sicherheit
Bürgermeister Stefan Schneider drängte auf eine Entscheidung hinsichtlich Ausgestaltung der Bänke, da das Regionalbudget bis Ende September abgerufen sein müsse. „Wir müssen Mobilität aufbrechen und neu denken“, betonte der Rathauschef und erinnerte an die Zeit des Trampens. Ähnlich funktionierten auch die Mitfahrbankerl – nur eben ohne rausgestreckten Daumen. Nach Erfahrungen fragte Sabine Babl (Grüne), die ihre Tochter nicht mitfahren lassen würde. Helldobler erwiderte, es gebe auch die Möglichkeit, sich als Fahrer und Mitfahrer registrieren zu lassen. Damit wäre ein höheres Maß an Sicherheit gegeben. Josef Gehmacher (CSU/BBU) begrüßte die Bankerl und betonte, dass man sich trauen müsse – die Bereitschaft bei den Bürgern sei da, und auch ihm würden die Bankerl gefallen.
Klares Votum dafür
Einstimmig einigte sich der Rat schließlich darauf, für die Mitfahrstationen zehn Bänke anzuschaffen, die Gelb gestrichen werden.