Neue Viehversteigerungseinrichtung
So will diese Traunsteiner Einrichtung einen wichtigen Beitrag zum Tierwohl leisten
- VonKlaus Oberkandlerschließen
Rund 6,5 Millionen kostet der Bau der neuen Viehversteigerungseinrichtung in Traunstein, deren Spatenstich nunmehr erfolgt ist. Dabei soll der Bau im Sachen Tierwohl vieles besser machen als bislang.
Traunstein – Der Rinderzuchtverband Traunstein hat den Grundstein für seine neue Viehversteigerungseinrichtung in Traunstein gelegt. Die Arbeiten für das 6,5 Millionen Euro teure Projekt haben zwar schon vor einigen Wochen begonnen, jetzt war offizieller Startschuss, zu dem neben der Verbandsspitze auch Gäste aus der Landes- und Kommunalpolitik gekommen waren.
Zuschuss über 815.000 Euro
Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber sprach von einer „starken Gemeinschaftsleistung“, und freute sich, dass das Großprojekt nun Fahrt aufnehme. Ihr Ministerium habe bereits einen Zuschuss von 815 000 Euro im Rahmen der Marktstrukturförderung bewilligt. Das sei Geld, mit dem man nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Tierwohl bei der Vermarktung leiste, sondern auch die Zuchtarbeit voranbringe.
Wie diese Verbesserung des Tierwohls erreicht werden soll, hatte zuvor der Vorsitzende des Rinderzuchtverbandes, Hubert Hartl, erläutert. In den geplanten 60 Boxen können jeweils bis zu 15 Kälber untergebracht werden. Das garantiere jedem Tier eine Mindestfläche von 0,74 Quadratmetern statt bisher 0,4 Quadratmetern.
Frei in den Auktionsraum
Bei Zuchtviehmärkten würden in den Boxen je zwei Stück Großvieh untergebracht. Man könne jedoch auch drei einstellen. Erfahrungsgemäß würden aber nicht derart viele Kühe und Stiere zu den Großviehmärkten angeliefert, als dass man diese Kapazität voll nutzen müsste. Die zu versteigernden Tiere könne man künftig frei in den Auktionsraum führen und nicht mehr am Halfter.
Hartl ging vor der Grundsteinlegung kurz auf die Vorgeschichte des Neubaus ein, die so richtig „begann“, als am 4. Februar 2019 das Dach des Stallgebäudes unter der Last der Neuschneemassen eingestürzt war. Zuvor hatte man eigentlich nur vorgehabt, die Liegenschaften an der Siegsdorfer Straße umzubauen und zu modernisieren. Zwei Jahre suchte man nach dem Einsturz des Daches erfolglos nach einem neuen Standort. Man wollte das Projekt nämlich auf eigenem Grund und Boden verwirklichen. Gespräche über den Kauf von Grundstücken scheiterten jedoch daran, dass sich jeweils frühzeitig Protest bei den Anwohnern regte.
Landwirtschaftsministerium auf die Nerven gegangen
Deshalb hatte sich der Verband im Herbst des vergangenen Jahres dazu entschieden, am alten Standort auf städtischem Grund zu bauen. Der Zeitdruck sei groß gewesen, denn vor allem die Versicherung habe nach über drei Jahren Status quo Druck gemacht.
Auch dank des Entgegenkommens der Landwirtschaftsministerin habe man es hingebracht, dass bis Ende Juli Rechtssicherheit bestand und man Anfang August mit den Abbrucharbeiten beginnen konnte. Dass die Verbandsoberen mit großer Hartnäckigkeit ihre Positionen im Landwirtschaftsministerium vertreten haben, deutete die Ministerin mit der flapsigen Aussage an, „ihr seid mir auch auf die Nerven gegangen“. Umso mehr freue sie sich, dass man gemeinsam dieses Zwischenziel erreicht habe.
Stüberl für 80 Personen geplant
Der beim Abbruch angefallene Altbeton wurde an Ort und Stelle zerkleinert und wird für den Neubau wiederverwendet, mit dem man Anfang Oktober begonnen hat. Die neue Bergehalle ist bereits teilweise fertiggestellt und auch die Bodenplatte für den Keller, in die bei dieser Feier der Grundstein eingelassen wurde, ist schon gegossen. Während über dem Keller unter anderem ein Stüberl für die Bewirtung von etwa 80 Personen entstehen wird, ist die Bergehalle für die Lagerung von Heu und Stroh sowie Geräten gedacht. Außerdem wird dort ein Quarantänestall eingerichtet.
Im nächsten Schritt wird dann der neue Auktionsraum gebaut. Er wird deutlich kleiner werden als die Chiemgauhalle und nur für 199 Personen zugelassen sein. In einem Jahr sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein und die ersten Auktionen im neuen Versteigerungsraum stattfinden. Dann werden auch die Stunden der im Jahr 1975 errichteten Chiemgauhalle gezählt sein. Sie soll abgerissen werden und an ihrer Stelle will man Parkplätze schaffen.