Hochwasser, Waldbrände, Stürme
So will sich der Landkreis Traunstein für Katastrophenfälle rüsten
- VonMonika Kretzmer-Diepoldschließen
Auch der Landkreis Traunstein musste in den vergangenen Jahren mit der ein oder anderen Katastrophe umgehen. Und mit Blick auf kommende Dürreperioden, Stürme und Hochwasser will sich die Verwaltung nun reagieren.
Traunstein – Ein Brand- und Katastrophenschutzzentrum wird der Landkreis Traunstein in Litzlwalchen bei Nußdorf am vorhandenen Kreisbauhof schaffen. Die dann dort stationierten Gerätschaften und die entsprechende Infrastruktur werden dem ganzen Landkreis im Ernstfall zur Verfügung stehen.
Dazu sagte Landrat Siegfried Walch (CSU) im Kreisausschuss: „Einsatztaktisch würde uns das sehr nach vorne bringen und einen Quantensprung bedeuten.“ Der Landkreis habe stets versucht, im Brand- und Katastrophenschutz noch besser zu werden und arbeite bereits „auf sehr hohem Niveau“. Ein Zentrum jedoch fehle noch.
Landkreis hat das Grundstück gekauft
Der Landkreis hat laut Walch das notwendige Grundstück bereits erworben. Das Bauleitplanverfahren ist durchlaufen. Mit Satzungsbeschluss vom Juli 2022 hat der Gemeinderat Nußdorf seine Zustimmung erteilt. Inzwischen hat der Kreis mit der Projektierung des neuen Zentrums begonnen. Bau- und Kostenpläne gibt es noch nicht.
Florian Appelt, im Landratsamt Sachgebietsleiter für Zivil- und Katastrophenschutz, erinnerte an große Katastrophenfälle 2021 und 2022 in Mitteleuropa wie die Sturzfluten im Ahrtal, die Folgen des Sturmtiefs Hendrik, den Starkregen in Kärnten und die Dürre in der italienischen Po-Ebene. Im Landkreis Traunstein habe sich 2003 ein Jahrhundert-Sommerhochwasser ereignet, 2011 ein Felssturz in Stein an der Traun, 2013 ein Waldbrand am Thumsee, im gleichen Jahr wieder ein Jahrhundert-Hochwasser, 2017 der Starkregen während des „Chiemsee-Summers“, 2018 ein Waldbrand in Ruhpolding, gefolgt von der Schneekatastrophe im Jahr 2019, der Corona-Pandemie seit 2020 und den Auswirkungen des Ukraine-Krieges seit heuer.
Viele Vorteile des Standorts
Zum aktuellen Stand im Brand- und Katastrophenschutz erinnerte Appelt, derzeit seien notwendige Materialien im ganzen Landkreis verteilt gelagert. Das ziehe hohe Vorlaufzeiten und lange Wege im Einsatz nach sich. Die Kapazität des jetzigen Lagers sei ausgeschöpft. Gering seien die Möglichkeiten zur konzeptionellen Erneuerung ohne ein neues Zentrum.
Der Standort Nußdorf habe viele Vorteile, sei zentral und nicht hochwassergefährdet im Landkreis gelegen mit guter Anbindung an die Bundessstraße B 304 sowie relativ nah an der Autobahn A 8 und am Chiemsee. Zu sehen seien Synergieeffekte mit dem Kreisbauhof. Eine autarke Versorgung sei möglich. Durch die Integration in den Bauhof könne eine etwa 50-prozentige Flächenersparnis erzielt werden.
Generelles Konzept für Förderung durch den Bund
Ein zentraler Standort ist nach Florian Appelt unumgänglich. Dann könne im Einsatzfall Ausrüstung zeitsparend ausgegeben werden – bei kurzen Vorlaufzeiten und wenigen Schnittstellen. Feuerwehren wie Gemeinden würden platzmäßig entlastet. Personal- und Unterhaltskosten würden weniger. „Wie wollen wir bauen?“ Diese Frage erläuterte der Sachgebietsleiter mit Beispielen von der Kalt- und der Warmhalle in Dachau.
Wichtige Themen fordern gemäß Florian Appelt eine Weiterentwicklung. Beispiele sind eine gesicherte Notstromversorgung, eine Hitzeschutzplanung, ein Sirenenkonzept, eine überörtliche Fahrzeugplanung und ein generelles Katastrophenschutzkonzept. Letzteres ist auch nötig, um von Bund und Land weiteres Material zu bekommen.
In der Aussprache erkundigte sich Andreas Füssel, AfD, zu Details wie Personal und Sicherheit der Zufahrt zu dem geplanten Zentrum. Florian Appelt sagte, man habe dies und vieles mehr – bis hin zum Waldbrand – bedacht. Landrat Siegfried Walch merkte an, grundsätzlich sei nicht auszuschließen, dass an einem Standort etwas passiere.
Gut aufgestellt im Katastrophenschutz
Dennoch sei der gefundene Standort bestens geeignet im Vergleich zu anderen. Alles Personal für das Zentrum komme aus den beteiligten Organisationen.
Schade sei, wenn nach der erfolgreichen Bewältigung von Katastrophen der Bundesrechnungshof hinterher den Einsatz zu vieler Fahrzeuge beanstande, kritisierte der Landrat.
Mehrere Kreisräte unterstrichen, der Landkreis sei im Brand- und Katastrophenschutz „gut aufgestellt“. Johann Schild, SPDplus, regte an, hinsichtlich der Herausforderungen bei den Bürgermeisterdienstgesprächen auf eine gemeinsame Linie hinzusteuern: „Absolute Sicherheit können wir nicht gewährleisten, aber Probleme abpuffern.“