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So ist das Leben am Limit: Siegsdorf grenzt direkt an Lock-Down-Gebiet im Nachbarlandkreis

Ganz knapp im Lock-Down-Gebiet: Der Weiler Weitwies liegt nur weniger Meter von der Landkreisgrenze entfernt im Berchtesgadener Land.
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Ganz knapp im Lock-Down-Gebiet: Der Weiler Weitwies liegt nur weniger Meter von der Landkreisgrenze entfernt im Berchtesgadener Land.
  • Heidi Geyer
    VonHeidi Geyer
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Siegsdorf liegt im Landkreis Traunstein, die Nachbargemeinde Neukirchen schon im Landkreis Berchtesgadener Land. Derzeit trennen die Gemeinden Welten. Während in Siegsdorf das Leben noch halbwegs normal ist, liegt das Leben in Neukirchen nahezu komplett lahm: Eine Ortsbesichtigung.

Siegsdorf/Neukirchen –Es sind nur wenige Kilometer und dennoch trennen sie derzeit Welten: Während die Anwohner von Neukirchen im Berchtesgadener Land faktisch im Lock-Down sind, geht das Leben im angrenzenden Siegsdorf weitgehend normal weiter. Die Chiemgau-Zeitung hat sich im Grenzgebiet umgehört.

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Christine Ramstötter lebt im Weiler Weitwies, der nur wenige Meter von der Grenze zum Landkreis Traunstein liegt. Aber eben noch im Berchtesgadener Land und so ist auch sie vom Lock-Down betroffen. Ramstötter befürwortet die Entscheidung. Und das, obwohl sie eine Pension betreibt. „Es war schade, dass wir in den Herbstferien nicht vermieten konnten, aber jetzt ist die Saison bei uns eh rum“, sagt Ramstötter.

Weder Spaziergänger, noch Radfahrer oder spielende Kinder

Sie hat einen schwerbehinderten 34-jährigen Sohn, um den macht sie sich eher Sorgen, sollte er sich anstecken. Daher bleiben sie jetzt konsequent zuhause, nur wenn sie einkaufen geht, kommt er mit und sitzt im Auto, um zumindest mal etwas anderes zu sehen, als daheim. „Das ist schon schwer zu verstehen für ihn, dass er gerade nicht nach Anger zur Förderstätte hindarf“, sagt Ramstötter. Sie nimmt es gelassen, dass sie nur wegen weniger Meter nicht mehr ohne triftigen Grund das Haus verlassen darf.

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Mit dem Auto sind es keine zwei Minuten zum Ortskern von Neukirchen. Dort sind die Straßen leer: Weder Spaziergänger, noch Radfahrer oder spielende Kinder sind an diesem sonnigen Tag unterwegs. Vor dem Gasthof zur Post sind die Parkplätze leer. Im Fenster hängt ein Zettel: „Geschlossen wegen Corona-Lockdown. Geschäftsreisende bitte klingeln.“ Denn komplett ist der Gasthof nicht geschlossen. Vereinzelte Gäste auf Dienstreise sind die Einzigen, die dort derzeit für Umsatz sorgen.

„Nicht ein Corona-Fall in Neukirchen!“

Pächter Günter Mayr hatte schon befürchtet, dass wieder ein Lock-Down kommen würde. Und hadert mit der Entscheidung: „In Neukirchen weiß ich nicht einen Corona-Fall. Natürlich ist es wichtig, dass man die Gesundheit schützt. Aber wir Wirte haben uns doch an alles gehalten!“ Existenzbedrohend sei die Lage. „Es waren schon vorher weniger Leute unterwegs und bei uns zu Gast“, sagt Mayr. Zumal er damit rechne, dass der Lock-Down im Landkreis Berchtesgaden länger als die bisher geplanten zwei Wochen dauere.

Pizzakartons gehen gut weg

Mit einem Lock-Down im Landkreis Traunstein, der derzeit noch nicht betroffen ist, rechnet Patrick Haßlberger. Er lebt 200 Meter von der Landkreisgrenze und Christine Ramstötters Haus entfernt in einem Ortsteil von Siegsdorf. „Da haben wir Glück gehabt“, sagt er. „Ich bin mir nicht so sicher, ob der Lock-Down gerechtfertigt ist. Man muss sich darauf verlassen, dass die Zahlen stimmen“, sagt Haßlberger. Sein Betrieb versorgt Gastronomen zwischen Salzburg und Niederbayern mit verschiedenen Artikeln. Unter anderem Pizzakartons und Toilettenpapier: „Das lief gut, da hatten wir Glück.“ Für die Gastronomen sei die Situation extrem schwierig. Früher oder später könne sich dies auch auf sein Geschäft auswirken.

To-Go-Verpackungen sind in der Alten Post in Siegsdorf noch kein Thema. Dort läuft der Betrieb. Ein Glück für Andre Grünewald, der aus Piding stammt und dort als Kellner arbeitet. Er ärgert sich über den Lock-Down in seiner Heimat: „Ich finde, das ist Wahnsinn. 260 aktive Fälle auf 100 000 Einwohner, das passt nicht zu den Maßnahmen.“

Kommt ein Lock-Down auch in Traunstein?

Die Fallzahlen verfolgt auch der Geschäftsleiter der Alten Post, Hans Fuchs, ganz genau. Er zeigt sich glücklich, dass er seine Wirtschaft noch öffnen darf. Gleichzeitig stellt auch er Stornierungen, weniger Geschäftsreisende und Familienfeiern fest und sorgt sich vor Einschränkungen: „Wir passen doch auf. Sogar die Lüftung haben wir noch mal checken und ein Gutachten erstellen lassen. Außerdem haben wir ein Kohlendioxidmessgerät angeschafft“, sagt Fuchs.

Der Landkreis Traunstein hat am Mittwoch den Grenzwert von 50 Neuinfektionen gerissen und erste Maßnahmen getroffen. Viele Gäste sitzen bei den sommerlichen Temperaturen draußen und trinken einen Kaffee. Noch.

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