Gemeinschaft zieht Bilanz
Siegsdorfer Bienenzüchter schlagen Alarm: Jungimker bleiben selten bei der Stange
- VonFranz Krammerschließen
Junge Leute interessieren sich fürs Imkern, aber die wenigsten bleiben dem Verein wirklich treu. Was die Bienenzüchter sonst noch umtreibt.
Siegsdorf – Viele „Insider-Informationen“ für die Imker, ein Rückblick auf das vergangene Jahr und Ehrungen langjähriger Imker prägten die Jahresversammlung des Imker/Bienenzuchtvereins Siegsdorf. Vorsitzender Wolfgang Lewald freute sich über das große Interesse seiner Mitglieder und konnte einige befreundete Bienenhalter aus den Nachbarvereinen Ruhpolding und Neukirchen begrüßen.
Kein Interesse an Mitarbeit
62 aktive Imker sind derzeit im Siegsdorfer Verein, im Schnitt betreut jeder von ihnen sieben Völker. „Der Altersdurchschnitt von 60 Jahren zeugt von viel Erfahrung“, meinte der Vorsitzende Wolfgang Lewald, erinnerte die Imker aber auch an einige Änderungen bei den Behandlungsbestimmungen, die man akribisch dokumentieren und mindestens fünf Jahre aufbewahren sollte.
Es gebe zwar einigen Zulauf von „Jungimkern“, die aber dann oft nur kurz dabei seien und kein Interesse an der Mitarbeit im Verein zeigten, bedauerte Lewald. Er erinnerte an den zum Jubiläum geschaffen „Wohlfühlplatz“ in Reuten, der zwar großen Anklang fand, aber auch jedes Jahr viel Arbeit verlangt, die der Vorstand nicht alleine leisten könne.
Der Vorsitzende erinnerte auch an die fälligen Neuwahlen im nächsten Jahr, bei denen er nicht mehr für das Vorstandsamt zur Verfügung stehen wird, und bedankte sich bei allen, die ihn im vergangenen Sommer während seiner gesundheitlichen Einschränkungen spontan unterstützt hatten. Mit einem Dank an die Gemeinde Siegsdorf für die stete Unterstützung gab er bekannt, dass die Vorstandschaft bei der Kommune den Bedarf für einen Inventarraum für die Zukunft angemeldet habe.
Verluste im „nomalen Rahmen“
Siegsdorfs Dritter Bürgermeister Martin Maier, selbst aktiver Imker, gab den Dank zurück und lobte den Verein für seine umfassenden Aktivitäten und das Engagement. „Die Gemeinde könnte den Imkern die Räume der ehemaligen Kegelbahnen unter der alten Turnhalle zur Verfügung stellen, wenn diese den Anforderungen des Vereins gerecht würden“, versprach Maier.
Einen Medienbericht in der Lokalzeitung über angebliche Verluste bei den Bienenvölkern von bis zu 20 Prozent konnten die anwesenden Imker nicht nachvollziehen.
„Schade, dass so etwas einfach abgedruckt wird, ohne bei den heimischen Imkern nachzufragen“, hieß es von allen Seiten. Im Chiemgau verliefen die Verluste im „normalen Rahmen“, im Siegsdorfer Verein waren es etwa zwei Prozent der Völker, die den Winter nicht überlebt haben.
Ehrung für treue Mitglieder
Nach einem positiven Kassenbericht von Florian Mechernich wurden vier Imker, für 15 Jahre aktive Arbeit mit den Bienen, geehrt. Lewald übergab dazu die Urkunden an Katja Kittl, Irmgard Klauser, Anton Staller junior und Hermann Heinzelmann, der sich seit Jahren auch als hilfreicher Sponsor zeigt.
Mit einem Ausblick auf den Sommer, der nach dem brauchbaren Frühling Anlass zur Hoffnung auf ein gutes Bienenjahr gibt, erinnerte Lewald an das bevorstehende Jubiläumsfest der Feuerwehr Siegsdorf, bei dem sich auch die Imker entsprechend präsentieren sollten.
Völker nicht über Gebühr ausnutzen
„Es ist wichtig, dass sich der Verein auch in der Dorfgemeinschaft präsent zeigt“, forderte der Vorsitzende die Mitglieder auf, sich am Festzug dem Verein anzuschließen und auch am Tag der Vereine und Betriebe, die Imker entsprechend zu vertreten.
Neben dem Sommerfest auf der Männeralm am 16. Juli ist auch ein Ausflug in der Planung, versprach Lewald und erinnerte abschließend die Imker an ihre Sorgfaltspflicht gegenüber den Bienenvölkern. „Ein Bienenvolk verzeiht viele Fehler, nutzen wir das nicht über Gebühr aus. Sie beschenken uns mit Honig und sind wichtiger Bestandteil unserer natürlichen Umgebung.“
Mit dem Anzünden der Imkerkerze aus eigenem Bienenwachs, die der Verein zum 100-jährigen Bestehen neu angeschafft hatte, erinnerte Lewald an die verstorbenen Mitglieder und verpackte in seinem Rückblick viele nützliche persönliche Erfahrungen aus der Arbeit mit den Bienen.