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Seniorenwohnen in Übersee: Werden ältere Menschen an den Rand der Gemeinde abgeschoben?

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Platz für ältere und pflegebedürftige Menschen wird in Übersee gesucht.
Platz für ältere und pflegebedürftige Menschen wird in Übersee gesucht. © Ludwig Flug

Die Diskussion um den Standort für eine Senioren-Wohnanlage läuft schon länger im Überseer Gemeinderat. Doch während Rathauschef Herbert Strauch (FBL) für einen Vorschlag wirbt, der in seinen Augen verspricht, in dieser Sache zügig voranzukommen, gibt sich die Grünen-Fraktion skeptisch.

Übersee – Schon seit dem Jahr 2003 debattiere die Gemeinde Übersee über einen Standort, wo sie Seniorenwohnen und -pflege ermöglichen will, wie deren Bürgermeister schildert.. Jüngst beschäftigte sich auch der Gemeinderat erneut mit dem Thema und folgte nun mit 14:5 Stimmen einem Vorschlag aus der Verwaltung, um zeitig einen Standort für das Vorhaben zu finden. Die Grünen fürchten jedoch, damit habe das Gremium die Senioren an den Rand Übersees abgeschoben.

Menschen gehören ins Zentrum

Gemeinderätin Margarete Winnicher (Bündnis 90/Die Grünen) drückte ihr „ganz persönliches Empfinden“ aus; „An einem Standort Übersee-Ost fühle ich die Senioren abgeschoben. Menschen, die über die Jahre viel für Übersee gearbeitet und erreicht haben, gehören ins Zentrum“, wollte Winnicher für den Standort Deutz eine Lanze brechen. Mit ihrer Auffassung war sie nicht allein im Gemeinderat.

Auf dem einstigen Betriebsgelände des Zugmaschinenherstellers könnte Übersee eine entsprechende Fläche kaufen, um dort ein Seniorenwohnprojekt zu verwirklichen, wie Übersees Rathauschef Herbert Strauch gegenüber den OVB-Heimatzeitungen schildert. Zumindest in den Augen der Grünen-Fraktion wäre dies eine probate Lösung, wie Bürgermeister Strauch findet. Er wiederum sieht dieses Variante mit Problemen behaftet, vor allen mit zeitlichen. Denn sowohl die Schaffung neuen Baurechts für ein Wohngebiet, aber auch die notwendigen Abrissarbeiten auf dem Betriebsgelände würden das Projekt wohl zu sehr in die Länge ziehen.

Grüne: Antrag zurückstellen

Strauch schlägt daher ein Gebiet 300 Meter weiter östlich vom Deutz-Gelände vor. Dort habe sich die Gemeinde bereits ein Grundstück vertraglich gesichert. Das Gelände sei ebenso von Wohnbebauung umgeben. Vor allem verspricht sich der Bürgermeister von diesem Gelände, bis 2024 auch planungstechnisch so weit zu sein, dass der Bau einer Seniorenwohnanlage beginnen könnte. Ein Umstand der beim Deutz-Gelände so nicht gegeben sei.

Anton Stefanutti (Bündnis 90/Die Grünen) schlug hingegen vor, den Antrag zurückzustellen und zu beobachten, wo die Bebauungsplanentwicklung zügiger verlaufe. Erst dann solle man entscheiden. Sein Vorschlag stieß bei Stefan Haneberg (GfÜ) auf wenig Gegenliebe. Der urteilte: „Wir haben die Gespräche mit Deutz geführt, bekommen von dort aber kein Feedback. Seit fünf Jahren reden wir über den Standort Deutz, aber die Eigentümerseite verhält sich unkalkulierbar. Für Deutz scheint das Projekt nicht wichtig zu sein. Da frage ich mich, woher euer Optimismus kommt, dass wir den Bebauungsplan rechtzeitig verwirklichen können?“

Lärmschutz könnte teuer werden

Jedoch wertete Anton Stefanutti auch die Alternative östlich des Deutz-Geländes als ähnlich problematisch. „Wenn wir ‚Übersee-Ost‘ nicht schnell genug entwickeln können, fällt es uns dort auf die Füße. Unser Vorschlag bleibt, beide Alternativen offen zu halten“, sagte er im Namen der Grünen.

Sein Fraktionskollege Hans Thullner warnte, dass am besagten Standort Übersee-Ost der Lärmschutzaufwand nahe der Bahn teuer werde könnte. Nur für bis 2015 geplante Vorhaben gebe es noch Fördergelder für den Bau entsprechender Anlagen.

Keine abschließende Entscheidung

Bürgermeister Strauch verwies wiederum darauf, dass die Beschlussvorlage letztendlich keine Entscheidung für eines der beiden Fläche beinhalte. Stattdessen gehe es darum, die Fläche östlich des Deutz-Geländes planungsrechtlich für eine soziale Nutzung auszuweisen und den beauftragten Architekten „Wüstinger und Rickert“ aus Frasdorf Planungssicherheit für die Erstellung eines Bebauungsplans geben zu können.

Gegen fünf Stimmen seitens der Grünen und dem Vertreter der Bayernpartei nahm das Gremium den Vorschlag von Seiten der Verwaltung mit 14 Stimmen an.

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