Seit einem Jahr werden Kostüme genäht
Aschau – „Wenn i früah gnua ofang, nacha schaff i des scho!“ Gisa Obermaier, 79 Jahre, früher selbstständige Trachtenschneiderin, ist einer der vielen guten Geister im Hintergrund für das Projekt „Das Aschauer Heilige Grab“.
Für die beiden Auferstehungsspiele „Vom Leben Jesu“ und „Die Auferstehung Jesu“ braucht es passende Gewänder, und sie hat diese knapp 60 mehr oder weniger ganz alleine binnen eines Jahres gefertigt.
Hut ab, das darf, nein, das muss man sagen, denn die Gisa, wie sie von allen genannt wird, hat dafür weder Kosten noch Mühen gescheut. Nachbarn, Freunde und Textilfabriken wurden um Textilreste, alte Vorhänge und Tischdecken gebeten, aus denen sie dann Gewänder für die Darsteller nähte. Jesus, Jünger, Römer und Juden: sie alle wollen passend eingekleidet sein. Wenn nötig, färbte die Gisa kurzerhand die Textilien ein. Auch die Gürtel – „die müssen ja schließlich stilgerecht sein“ – wurden von ihr gehäkelt. „Da haben mir aber meine Schwester und eine Freundin geholfen“, schränkt sie ein.
Schon 2005 waren ihre handwerklichen Künste gefragt, allerdings in sehr viel geringerem Ausmaß. Denn damals konnten sich die Aschauer vom Passionsspiel-Verein Thiersee und Erl Kostüme ausleihen. „Zwei Vorlagen habe ich mir damals abfotografiert, aber heuer brauchen sie die Kostüme selber“, erläutert die Schneiderin das Problem. Also schritt sie zur Tat. Für die Hohepriester, einen Sadduzäer und einen Religionsführer, durfte sie sich allerdings erneut aus dem Fundus der österreichischen Nachbarn bedienen. Auch bei den Sandalen zeigten sich die Thierseer leih-freudig, „sonst hätten die Aschauer barfuß spielen müssen“.
Überhaupt wirken bei dem Projekt „Heiliges Grab“ viele gute Geister auf und hinter der Bühne mit, um es in seiner ursprünglichen Fassung wieder auferstehen zu lassen. Der Kunstmaler Franz Feistl war verantwortlich für das Bühnenbild. Und auch jetzt beim Aufbau des dreistöckigen Kulissenbaus arbeiten viele Helfer mit, erzählt Wolfgang Bude vom Aschauer Heimat- und Geschichtsverein und einer der federführenden Antreiber des Projekts. Pfarrer Paul Janßen zeigt auf die vielen Kisten, die schon im Altarraum liegen und in denen die über 150 Lampen liegen, die noch von Hand in die Fassungen geschraubt werden müssen. Das erledige der Kirchenpfleger Werner Weyerer zusammen mit ein paar Damen.
Die Proben laufen schon seit geraumer Zeit. Die Musiker, die die von Andi Reichhelm und Jörg Müller komponierten und arrangierten Stücke proben, der vielköpfige Chor unter der Leitung von Bernadette Osterhammer und die zahlreichen Schauspieler: „Da rückt die Dorfgemeinschaft eng zusammen“, betont Wolfgang Bude vom Heimat- und Geschichtsverein stolz.