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Treffer: Neues Beweisstück im Fall Hanna gefunden - in diese Richtung wird nun ermittelt

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Von: Rosi Gantner

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Die Spurensuche in Aschau im Chiemgau nach Hinweisen auf das Tötungsdelikt laufen auf Hochtouren.
Die Spurensuche in Aschau im Chiemgau nach Hinweisen auf das Tötungsdelikt laufen auf Hochtouren. © Collage Elisabeth Kirchner / Verena Klinger / Uwe Lein/dpa

Über 100 Beamte haben am Mittwoch die Umgebung des Clubs „Eiskeller“ in Aschau im Chiemgau abgesucht. Und sie landeten einen Treffer: Sie fanden einen persönlichen Gegenstand von Hanna (†23). In welche Richtungen nun ermittelt wird und was vor Ort in Aschau passiert.

Aschau im Chiemgau - Dutzende Beamte suchten am Mittwoch (12. Oktober) die Umgebung des Clubs „Eiskeller“ unterhalb der Burg Hohenaschau und das Gebiet rund um den Kampenwandbahn-Parkplatz in Aschau im Chiemgau ab - auf der Suche nach Spuren, die zum Täter im Fall Hanna führen könnten. Und sie landeten tatsächlich einen Treffer: Im Bereich Bärbach, der entlang des Parkplatzes verläuft, fand sich ein persönlicher Gegenstand von Hanna. Das bestätigte Polizeisprecher Stefan Sonntag vom Polizeipräsidium Oberbayern Süd auf OVB-Anfrage.

Das wurde bereits gefunden

Um welchen Gegenstand es sich konkret handelt, dazu hielt sich Sonntag noch bedeckt. Nur so viel: Es handelt sich nicht um das Handy der jungen Frau. Nach dem wird weiter gesucht. Taucher hatten indes bereits vergangene Woche die ebenfalls gesuchte Lederjacke und die Handtasche des Opfers gefunden.

Soko „Club“ ermittelt

Die junge Medizinstudentin Hanna war in der Nacht auf Montag, 3. Oktober, nach dem Besuch des „Eiskellers“ zu Tode gekommen. Der leblose Körper wurde am Nachmittag des 3. Oktober in der Prien auf Höhe Kaltenbach entdeckt, rund zehn Kilometer flussabwärts von Aschau. Die Ermittlungen der eigens gebildeten Soko „Club“ laufen seither auf Hochtouren.

Bildmaterial und Hinweise

Videos und Fotos von der Tatnacht werden ausgewertet. Im Fokus steht dabei das Bildmaterial aus dem „Eiskeller“, neben den dort installierten Kameras haben an die 100 Personen der Polizei über das Uploadportal ihre Daten von dem Abend überlassen. Stand Donnerstag, 13. Oktober: insgesamt 330 Dateien. Hinzu kommen etwa 150 Hinweise, an die 20 direkt über das seit Dienstag in Aschau eingesetzte Infomobil. War ein entscheidender Hinweis darunter? Auf den ersten Blick nicht, verneint Sonntag. „Wir sind dennoch für jeden Hinweis dankbar.“

Infomobil der Polizei zu Tötungsdelikt nach Clubbesuch
Die Polizei ist mit einem Infomobil in Aschau im Chiemgau präsent. © Uwe Lein/dpa

Sorgen der Bürger groß

Mit der Resonanz auf das Infomobil an sich ist die Polizei hochzufrieden. „Es wird sehr gut angenommen, es besteht großer Redebedarf in Aschau“, sagt Sprecher Sonntag auf OVB-Anfrage. Immer wieder suchen besorgte Bürger den Kontakt zu den Beamten. „Wir sprechen mit ihnen über den Fall, natürlich ohne Geheimnisse zu verraten, und wir reden viel über das Thema Sicherheit.“ Die Sorgen und Fragen seien sehr individuell. Da sind die Eltern, die ihre Tochter nicht mehr alleine zur Schule gehen lassen wollen. Wieder andere sorgen sich in der Dunkelheit und Dämmerung. „Wir bestärken dann die Bürger, ihrem Gefühl nachzugeben und entsprechend zu handeln, also die Kinder zu begleiten oder in Gruppen gehen zu lassen.“

Warnung an die Bürger?

Nicht mehr alleine zur Schule, in der Dämmerung unterwegs sein - ist das als Ratschlag der Polizei oder etwa als Warnung zu verstehen? Letzteres verneint Polizeisprecher Sonntag mit aller Deutlichkeit: „Die Hinweislage ist dafür viel zu dünn, als dass man warnen müsste. Das ist unserer Einschätzung nach nicht angesagt.“

Fortgesetzt werden zudem die Zeugenbefragungen - die Kripo will mit möglichst allen 600 bis 800 Gästen der Partynacht zumindest einmal gesprochen haben. Etwa 100 Zeugenvernehmungen hat die Polizei bereits durchgeführt.

Der Parkplatz Kampenwandbahn in Aschau im Chiemgau, der am Prien-Zufluss Bärbach liegt, wo die Polizei nun fündig wurde.
Der Parkplatz Kampenwandbahn in Aschau im Chiemgau, der am Prien-Zufluss Bärbach liegt, wo die Polizei nun fündig wurde. © Elisabeth Kirchner

Fokus: Der Osten von Hohenaschau

Aktuell im Fokus: die Ergebnisse der Absuche rund um den „Eiskeller“ und den Bereich Kampenwandbahnparkplatz hin zum Bärbach, ein kleiner Zufluss der Prien, der bereits in einer ersten Absuche vergangene Woche im Fokus stand. Hier wurden die gut 100 Einsatzkräfte der Bereitschaftspolizei am Mittwoch auch fündig. Der „persönliche Gegenstand“ ist nach den Worten von Sonntag bereits auf dem Weg zur kriminaltechnischen Untersuchung nach München. Dabei wird mitunter auch mit dem LKA zusammengearbeitet, um die der jungen Frau zugeordneten Gegenstände auf Spuren zu untersuchen.

Der „Eiskeller“, bei dem erneut gesucht wurde und die neue Absuchstelle, der Parkplatz der Kampenwandbahn
Der „Eiskeller“, bei dem erneut gesucht wurde und die neue Absuchstelle, der Parkplatz der Kampenwandbahn © Verena Klinger

Anwohner werden befragt

Eineinhalb Wochen nach dem gewaltsamen Tod von Hanna ergeben sich nun mit dem aktuellen Fund neue Ansätze für die Ermittler: Sie konzentrieren sich nun bei ihrer Spurensuche auf den Bereich östlich des Eiskellers, den Osten von Hohenaschau. Dort, wo am Mittwoch die Gebüsche und Sträucher von Beamten durchstochert wurden, setzen die Ermittler am Donnerstag (13. Oktober) ihre Arbeit mit Anwohnerbefragungen fort. Sie durchstreifen die angrenzenden Wohngebiete - bis hin zu den Siedlungen entlang der Staatsstraße in Richtung Sachrang, wie Sonntag ausführt.

Kripo prüft neuen Ansatz

Der neue Schwerpunkt der Ermittlungen auf den Osten von Hohenaschau wirft neue Fragen auf: Wurde die junge Frau etwa über den zu diesem Zeitpunkt aufgrund der ergiebigen Regenfälle Hochwasser führenden Bärbach in die Prien geschwemmt und dann weiter bis zum Fundort Kaltenbach? Ein Ansatz, der durchaus in Erwägung gezogen wird, bestätigt der Polizeisprecher. Man überprüfe derzeit, ob das physikalisch möglich wäre. „Wir haben dazu aber noch kein Ergebnis“, sagt Sonntag.

Als „Ente“ scheint sich die These von Bild.de herauszustellen, die von der Suche nach einer „blutigen Jacke“ im Zuge einer Lagebesprechung (12. Oktober) erfahren haben wollte. „Das entbehrt jeglicher Grundlage“, betont Sonntag. „Es wird nicht nach einer blutigen Jacke gesucht.“

Die Mülltonnen am Ostende des Parkplatzes der Festhalle werden sorgfältig durchsucht.
Die Mülltonnen am Ostende des Parkplatzes der Festhalle werden sorgfältig durchsucht. © Elisabeth Kirchner

Mülltonnen zu spät durchsucht?

Mit im Fokus bei der Absuche von Mittwoch: die Mülltonnen im Umfeld des Eiskellers, die entleert und gründlich durchsucht wurden - an Tag 10 nach Auffinden der toten Hanna. Weshalb diese zeitliche Verzögerung? Weil man sich erst auf die Absuche der Prien und des Bärbachs konzentriert habe, erklärt Sonntag. „Diese Reihenfolge macht Sinn und hat sich angeboten. Alles auf einmal geht nicht.“ In Zusammenarbeit mit der Operativen Fallanalyse (OFA) um Profiler Alexander Horn hätten sich dann die nächsten Ermittlungsschritte ergeben: Die Suche in Richtung Osten auszuweiten. Die Polizei sieht sich darin bestätigt. „Wir haben dort jeden Stein umgedreht und sind dann auch fündig geworden.“

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