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„23 Jahre voller Lebendigkeit“: Unermessliche Trauer um Hanna Wörndl

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Von: Katharina Koppetsch

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Im Alter von 23 Jahren verstorben: Hanna W. aus Aschau im Chiemgau.
Im Alter von 23 Jahren verstorben: Hanna W. aus Aschau im Chiemgau. © Elisabeth Kirchner

Aschau im Chiemgau trauert um Hanna Wörndl. Ein ganzer Ort nimmt Abschied von der jungen Frau, die auf tragische Weise ums Leben kam. Es ist aber auch ein Gedenken an ein kurzes und erfülltes Leben.

Aschau - Die Katholische Pfarrkirche „Zur Darstellung des Herrn“ ist bis zum letzten Sitzplatz gefüllt, die Menschen stehen im hinteren Teil der Kirche, die Türen sind für all jene geöffnet, die drinnen keinen Platz fanden. Viele haben weiße Rosen dabei. Vorne am Altar Hanna Wörndls Trauerbild. Sie blickt über die Schulter und lächelt. Nicht nur Hanna Wörndls Familie und Freunde nehmen am Freitag, 14. Oktober, Abschied von der 23-Jährigen - sondern der gesamte Ort.

Ein erfülltes Leben

„Das Evangelium heute: ganz kurz. Nur zwei Zeilen. Und doch steckt das Wesentliche drin. Ich will, dass sie Leben haben. Leben in Fülle“, beginnt Pfarrer Paul Janßen die Predigt zu der Beerdigung von Hanna Wörndl.

Hanna Wörndl wurde am Montag, 3. Oktober, vermutlich gewaltsam aus dem Leben gerissen. „Was steckt dahinter? Das ist eine Frage, die auch jetzt so viele bedrängt, aufwühlt, fassungslos macht. Warum?“, fragt Pfarrer Janßen. Eine Antwort auf die Frage gibt es bislang noch nicht. Deswegen richtet sich der Blick auf Hanna Wörndls Leben. „Das Leben von Hanna war kurz. Kurz, doch voller Lebendigkeit, voller Glück, gelebt in vollen, kräftigen Farben“, predigt Janßen.

Himmelsleiter Aschau im Chiemgau
Die Himmelsleiter an der Aschauer Pfarrkirche. In Janßens Predigt zur Beerdigung soll sie ein Zeichen der Hoffnung sein. © Herbert Reiter

Ein offenherziger Mensch

Hanna Wörndl war reiselustig, spontan und offenherzig. Nach dem Abi ist Wörndl drei Monate durch Australien und den Fernost gereist. Dabei ging sie immer offen auf Menschen zu. Hierbei sind langjährige Freundschaften entstanden. „Fortgehen, mit anderen zusammen sein - das hat sie für ihr Leben gern gemacht. Auf Volks- und Stadlfeste - mit’m Dirndl - der Sommer heuer war wunderschön. Oder, oft und gern, in den Eiskeller“, erzählt Janßen.

Hanna Wörndl studierte im neunten Semester Medizin in Rumänien. Die Verbindung nach Aschau, ihrem Zuhause, hat Wörndl aber nicht verloren. Sie hat heuer ein Praktikum im „Kind im Zentrum“, der Kinderklinik Aschau, gemacht. Hanna Wörndl ging zielstrebig durch ihr Leben. Dabei wollte sie Dingen auf den Grund gehen. Bei Filmen, Serien habe sie oft auf Pause gedrückt, um über das Gesehene zu reden.

Jakobs Himmelsleiter als Symbol der Hoffnung

Die Lesung während der Beerdigung ist aus dem Buch Genesis: Traum von der „Himmelsleiter“. Die Leiter sei eine Verbindung von Himmel und Erde, die Engel seien die Verbindung zu denjenigen, die im Himmel sind. „Die die Trennung überwinden. Sogar die Trennung durch den Tod“, tröstet Janßen. Er hofft, dass die Freundschaft, Fröhlichkeit und Liebe, die Hanna Wörndl geknüpft hat, allen Trauernden durch die schwere Zeit hilft.

Hanna Wörndls engste Freundinnen lasen mit tränenerstickter Stimme die Fürbitten. Sie beteten darum, den Verlust Hannas ertragen zu können, sie erinnern sich an ihre Lebensfreude. Die Lieder, die während des Gottesdienstes gesungen wurden, handeln vom Erinnern, wie Aretha Franklin „I Say A Little Prayer“ (deut.: Ich spreche ein kleines Gebet), in dessen Refrain es heißt: Du wirst in meinem Herzen bleiben, und ich werde dich für immer Lieben, oder Ed Sheerans Lied „I see fire“, das mit der Liedzeile endete: Ich hoffe, ihr werdet euch an mich erinnern.

Erinnern an das Leben

Ein Lied, das ganz bewusst gewählt wurde, denn Hanna Wörndl sei ein Fan von Herr der Ringe gewesen, so eine Freundin in ihrer Rede. „Ich dachte, dass ich erst eine Rede zu Hannas 30. Geburtstag oder zu ihrer Hochzeit halten würde“, so die junge Frau. Die Reihenfolge habe sie ganz bewusst gewählt, denn bis Hanna ihren Traumprinz gefunden hätte, hätte es bestimmt noch gedauert. Die vergangenen Tage seien die schlimmsten ihres Lebens gewesen, so die Rednerin. Doch sie sei auch stolz, „stolz, dass wir auch lachen und Hanna gedenken konnten.“ Sie beendet ihre Rede mit einem Zitat aus dem Film Herr der Ringe, die zwei Türme.

„Das ist wie in den großen Geschichten, Herr Frodo, in denen, die wirklich wichtig waren. Voller Dunkelheit und Gefahren waren sie. Und manchmal wollte man das Ende gar nicht wissen, denn wie könnte so eine Geschichte gut ausgehen? Wie könnte die Welt wieder so wie vorher werden, wenn so viel Schlimmes passiert ist? Aber letzten Endes geht auch er vorrüber, dieser Schatten. Selbst die Dunkelheit muss weichen. Ein neuer Tag wird kommen und wenn die Sonne scheint, wird sie umso heller scheinen.“

Der Weg der Urne

Hanna Wörndls Urne wurde in einem langen Trauerzug von der Pfarrkirche zur Aussegnungshalle gebracht. Ihre Freunde reihten sich mit rosa Luftballons in der Hand auf dem Weg zu ihrem Grab auf. Sie gaben Hanna Wörndls Urne von Freund zu Freund weiter - ein letzter Augenblick mit der Freundin.

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