Aschauer Club öffnet wieder - Gäste vom Tatabend sollen aussagen
„Zusammenhalt, Energie und Zuversicht“: Eiskeller demonstriert im Fall Hanna (†23) Verbundenheit
- VonMarkus Zwiglschließen
Es waren und sind schwere Zeiten. Die Gemeinde Aschau steht weiterhin unter Schock, auch 15 Tage nach dem Tod von Hanna sind noch viele fassungslos. Die Zeit scheint still zu stehen. In dieser schweren Phase versucht der Club „Eiskeller“ Zusammenhalt und Zuversicht zu vermitteln und vorzuleben. Zeitgleich wurde bekannt, dass alle Gäste vom 2. Oktober bei der Polizei als Zeugen aussagen sollen.
Aschau im Chiemgau - Seit die 23 Jahre alte Hanna nach einem Disco-Besuch gewaltsam zu Tode kam, sind die Menschen in Sorge. Schließlich ist noch immer unklar, was genau in dieser schrecklichen Nacht passiert ist. Die Tat sei weiter das große Thema im Ort, sagen die Bürger unisono. „Man geht abends ins Bett und denkt darüber nach, und steht morgens auf und denkt wieder darüber nach“, heißt es von vielen Seiten.
Hanna (†23) nach Club-Besuch in Aschau im Chiemgau getötet
Nach einer Party im Club „Eiskeller“, der traditionell am Sonntag (2. Oktober), also am Vorabend des Feiertags, sein Re-Opening nach der Sommerpause feiert, war Hanna nicht nach Hause gekommen. Gegen 2.30 Uhr, das ergaben die Ermittlungen der Soko „Club“, hatte Hanna den Eiskeller verlassen.
Augenscheinlich allein, ohne Begleitung - das beweisen offenbar auch Videoaufnahmen am Ausgang der Diskothek. Dann die große Unbekannte, ein Zeitraum von zwölf Stunden, den es für die Ermittler weiter zu rekonstruieren gilt. Denn erst Montagnachmittag (3. Oktober) gegen 14.30 Uhr fand ein Passant den leblosen Körper der jungen Frau im Fluss Prien auf Höhe Kaltenbach.
Es gibt viele Spekulationen. Es heißt, Hanna hätte eigentlich von einem Freund abgeholt werden sollen, andere erzählten gegenüber rosenheim24.de, dass die junge Frau zu Fuß nach Hause gehen wollte.
Eiskeller reagiert nach Tod von Hanna (†23)
Um die Ermittlungen nicht zu beeinträchtigen und den Behörden volle Aufmerksamkeit widmen zu können, verzichtete der Club zwei Wochenenden auf Party und blieb geschlossen. Kurz nach der Tat stellte der Club umgehend alle Videoaufnahmen der Polizei zur Verfügung. „Eine sehr tragische Geschichte“, zeigte sich Disko-Besitzer Markus Wunderlich erschüttert.
„Mit großem Entsetzen haben wir die Ereignisse der vergangenen Tage wahrgenommen. Gerade in einer solch schweren Situation gilt der Zusammenhalt und die aufrichtige Anteilnahme der Familie, den Angehörigen und Freunden“, ließ der Club wenige Tage nach der Tat verlauten. Hanna galt als gern gesehener Gast, viele Eiskeller-Mitarbeiter kannten Hanna und ihre Familie, ihr bezauberndes Lächeln sei ansteckend gewesen.
Alle Mitarbeiter schilderten unmittelbar nach dem Bekanntwerden des tragischen Ablebens von Hanna gegenüber der Polizei ihre Wahrnehmungen an dem besagten Abend. Der Andrang beim Re-Opening war groß. 600 bis 800 Gäste dürften am 2. Oktober vor Ort gewesen sein, schätzt die Polizei.
Club Eiskeller in Aschau im Chiemgau öffnet wieder
Nach zwei Wochen der Trauer will der Club am kommenden Wochenende „Zusammenhalt, Energie und Zuversicht“ demonstrieren. „Es ist schwer passende Worte zu finden, jene nur ansatzweise beschreiben können, mit welchen Gefühlen und Gedanken wir ringen, jedoch gilt immer und an erster Stelle der Zusammenhalt und die damit verbundene Kraft in der Eiskeller-Familie!“, heißt es in einem emotionalen Post in den sozialen Medien.
„Ihr gebt uns die Energie, füllt den Club mit Leben, schenkt dem Ort seine Besonderheit! Mit positivem Glauben und Optimismus erlangen wir Fröhlichkeit und Lebensfreude.“ Unter diesem Aspekt plant der „Eiskeller“ seine Pforten am kommenden Samstag (22. Oktober) wieder zu öffnen. Es gelte Zusammenhalt zu zeigen, in schweren Zeiten zusammenzustehen bzw. neue Energie zu sammeln, den schrecklichen Schicksalsschlag gemeinsam zu verarbeiten und in irgendeiner Art und Weise auch wieder Freude am Leben zu finden.
Auf den Beitrag haben bereits mehrere Hundert Menschen reagiert. Die Community ist sich einig: Fast alle reagierten mit einem schwarzen Herz, in ewiger Erinnerung an Hanna.
Ermittlungen im Tötungsdelikt gehen weiter
Derweil gehen die Ermittlungen im Fall Hanna (†23) natürlich weiter. Am Dienstag wurde bekannt, dass die Polizei mit allen Menschen reden will, die am Abend des Verschwindens mit Hanna in der Disco in Aschau im Chiemgau gefeiert haben. „Weit über 100 haben wir schon vernommen, aber es stehen noch einige Gäste aus“, heißt es.
Auch am vergangenen Wochenende waren wieder zahlreiche Beamte im Einsatz, um weiteren Spuren nachzugehen und Hinweise zu analysieren. Die Schwerpunkte lagen weiter im Auswerten der gewaltigen Datenmengen aus Überwachungskameras und eingesandtem Bildmaterial - laut Polizei insgesamt über 500 Gigabyte. Aktuell im Fokus steht vor allem auch eine Uhr, welche in Aschau im Bärbach gefunden wurde - unweit der Fundstelle des Rings von Hanna, welchen sie in der Nacht ihres Todes trug.
„Ob die Uhr eine Tatrelevanz hat, ist derzeit völlig offen“, hieß es am Montag (17. Oktober) von Seiten der Polizei. Was die Ermittler sich aber erhoffen und womit sie am Freitag (14. Oktober) auch an die Öffentlichkeit gegangenen sind: Hinweise, woher die Uhr (Marke „Holzkern“, rundes Ziffernblatt, Durchmesser 44 Millimeter, römische Ziffern, Gehäuse und Armband überwiegend aus Holz) stammt beziehungsweise, wer sie zuletzt besessen hatte.
Wer entsprechende Hinweise hat, wird gebeten, sich mit der Kripo Rosenheim unter Telefon 08031/2000 in Verbindung zu setzen. Laut Stefan Sonntag, Pressesprecher des Polizeipräsidiums, seien diesbezüglich bereits zahlreiche Mitteilungen eingegangen, allerdings „vorwiegend generelle Hinweise“. Auf Anfrage von rosenheim24.de erklärte Sonntag, dass man noch keinen zielführenden Hinweis in Bezug auf einen möglichen Besitzer der Uhr erhalten habe.
Weiter als verschollen gilt auch das Handy von Hanna. Sämtliche Absuchen in der Prien und im Bärbach blieben ergebnislos. Selbst der Einsatz von Helikopter und Recco-Boje brachte hier nicht den gewünschten Erfolg.
mz