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Bringt der nächtliche Jogger den Durchbruch im Fall Hanna? Erste „vielversprechende Hinweise“

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Von: Rosi Gantner

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Der Parkplatz Kampenwandbahn in Aschau im Chiemgau, der am Prien-Zufluss Bärbach liegt, wo die Polizei nun fündig wurde.
Der Parkplatz Kampenwandbahn in Aschau im Chiemgau, der am Prien-Zufluss Bärbach liegt, wo die Polizei nun fündig wurde. © Elisabeth Kirchner

Die Ermittlungen der Soko „Club“ im Fall Hanna (†23) laufen auf Hochtouren. Im Fokus der Fahnder: der Besitzer einer auffälligen Holzuhr und ein Jogger, der zur Tatzeit in Aschau im Chiemgau unterwegs war. Zum Jogger hat die Polizei erste vielversprechende Hinweise erhalten. Wie es nun weitergeht.

Aschau im Chiemgau - Das Gewaltverbrechen an der jungen Medizinstudentin Hanna erschüttert weiter Aschau im Chiemgau. Die junge Frau war nach einer Party im Club „Eiskeller“ am nächsten Tag (3. Oktober) tot in der Prien auf Höhe Kaltenbach aufgefunden worden. Seither ermittelt eine 60-köpfige Soko - mit prominenter Unterstützung: Top-Profiler Alexander Horn (München) ist mit einem Team der Operativen Fallanalyse eng in die Ermittlungen eingebunden.

Erste Erfolge für Ermittler

Erste kleine Erfolge konnte die Soko bereits verbuchen, Spuren verdichten sich. Aktuell im Fokus der Ermittler: ein Jogger, der zum Tatzeitpunkt - zwischen 2 und 3 Uhr nachts - durch Hohenaschau gelaufen sein soll. Diesen Hinweis hätten Zeugen, die sich nach dem Eiskeller-Besuch auf dem Nachhauseweg befanden, gegeben, erklärt Polizeisprecher Stefan Sonntag auf OVB-Anfrage.

Wer war der Jogger?

Für die Ermittler bedeutet das ein weiteres Puzzlestück, das es nun zu ergründen gilt. Deshalb auch am Mittwoch (19. Oktober) der Fahndungsaufruf der Soko, die um Hinweise zum nächtlichen Jogger bittet - mit ersten Erfolgen, wie Stefan Sonntag am Donnerstag auf OVB-Anfrage mitteilt: „Wir haben recht vielversprechende Hinweise zu dem Jogger erhalten.“ Der Polizeisprecher zeigt sich verhalten optimistisch, dass die Soko den jungen Mann ausfindig machen kann. „Wir hoffen, dass wir bald wissen, um wen es sich handelt und wir ihn als Zeugen vernehmen können.“ Von dem jungen Mann verspricht sich die Polizei wertvolle Hinweise.

Holzuhr wichtiges Beweisstück

Weiter im Visier der Ermittler: eine Herrenuhr aus Holz der Marke Holzkern. Sie war bei einer groß angelegten Absuche im Bereich Kampenwandparkplatz gefunden worden und wird als wichtiges Beweisstück geführt. Denn: In unmittelbarer Nähe der Uhr lag auch Hannas Ring, den sie an jenem Abend im „Eiskeller“ getragen hatte. Beide Fundstücke hatte die Polizei im Wasser des an den Parkplatz angrenzenden Bärbachs entdeckt, ein zu diesem Zeitpunkt aufgrund der anhaltenden Regenfälle reißender Zufluss der Prien. Womöglich war Hanna, die in dieser Nacht gegen 2.30 Uhr den Club - augenscheinlich alleine - verlassen hatte, im Bereich Kampenwandparkplatz auf den Täter gestoßen.

Führt die Uhr zum Täter?

Könnte die Holzuhr zum Täter führen? Konkret will sich die Polizei dazu nicht äußern - setzt aber alle Hebel in Bewegung, um die Besitzer der Uhr ausfindig zu machen. Neben der Bitte um Hinweise aus der Öffentlichkeit zum Besitzer der Uhr - bislang ohne Erfolg - gehen die Ermittler inzwischen sämtlichen Vertriebskanälen nach. Was bedeutet: Eruiert wird, wo das betreffende Modell (Baujahr 2019) der Marke „Holzkern“, ein Wiener Startup (gegründet 2015), vertrieben und verkauft wird. „Konkret interessiert uns, in welchen Geschäften und auf welchen Onlineplattformen“, erklärt der Polizeisprecher. Das Schwierige an diesem Unterfangen: Holzkern-Uhren haben allesamt keine Seriennummern, anders als beispielsweise Luxusuhren der Marke Rolex. „Deshalb bleibt uns nur zu ergründen, wie viele Uhren auf welchem Weg zum Kunden gelangt sind und wer sie in die Region verkauft hat.“

Die Holzuhr und der Ring der jungen Frau, die in Aschau im Chiemgau gewaltsam zu Tode kam, zählen zu den Beweisstücken.
Die Holzuhr und der Ring der jungen Frau, die in Aschau im Chiemgau gewaltsam zu Tode kam, zählen zu den Beweisstücken. © PPOS

Wer hat zuletzt eine Holzuhr gekauft?

Was die Polizei weiter interessiert: Hinweise auf Personen, die sich nach dem 3. Oktober 2022 eine derartige Holzuhr beschafft haben oder dies zumindest versucht haben, auch über Internetverkaufsplattformen. Entsprechende Hinweise nimmt die Kripo Rosenheim unter Telefon 08031/2000 entgegen.

Die Holzuhr selbst lässt Polizeisprecher Sonntag zufolge keine Rückschlüsse auf den letzten Besitzer oder den Verkäufer zu. „Die Uhr wurde bereits gründlich untersucht, es waren aber keinerlei Hinweise zu finden, die uns näher an den Besitzer gebracht hätten“, erklärt Sonntag auf OVB-Anfrage. Deshalb setzt die Soko weiter auf Hinweise aus der Öffentlichkeit. „Wir haben große Hoffnung in den Aufruf gesetzt und sind durchaus ein Stück weit enttäuscht, dass wir noch nicht weitergekommen sind“, beschreibt Sonntag die Kleinteiligkeit und Komplexität der Ermittlungen im Fall Hanna. Neue Hoffnungen setzt die Polizei nun in den nächtlichen Jogger.

Jeden Tag einen Schritt weiter

Entmutigen lassen will sich die Soko dennoch nicht, die Ermittlungen, Sichtungen des sichergestellten Bildmaterials und Zeugenvernehmungen laufen auf Hochtouren weiter. „Wir kommen jeden Tag ein kleines Stück weiter, Schritt für Schritt.“ Und das mit geballter Kraft. „Hier ziehen 60 Ermittler an einem Strang.“

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