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Licht aus für Frasdorfer Kirchturm: Kritik an Beleuchtung nach 23 Uhr

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Von: Tina Blum

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Weil der Frasdorfer Kirchturm nach 23 Uhr nicht mehr leuchten darf, bleibt das Licht vorerst ganz aus, bis eine Zeitschaltuhr verbaut ist.
Weil der Frasdorfer Kirchturm nach 23 Uhr nicht mehr leuchten darf, bleibt das Licht vorerst ganz aus, bis eine Zeitschaltuhr verbaut ist. © Reisner

Die erste dauerhafte elektrische Straßenbeleuchtung ist 1882 in Nürnberg in Betrieb genommen worden. Heute sind die Straßenlaternen für viele nicht mehr wegzudenken. Auch Gebäudefassaden, Denkmäler und Kirchen leuchten des Nachts – auch der Kirchturm in Frasdorf. Doch das Licht bleibt vorerst aus.

Von Tina Blum

Frasdorf/Chiemgau– Was für die einen gewohnter Alltag ist, empfinden andere als verschwendete Lichtmengen, die schädliche Folgen für Mensch, Natur und Tier haben. Manuel Philipp, Initiator des Projekts „Paten der Nacht“, engagiert sich ehrenamtlich gegen Lichtverschmutzung. Denn auch dafür gibt es Gesetze, von denen viele Gemeinden anscheinend noch nichts wissen.

Gesetz für weniger Lichtverschmutzung

„Es gibt ein Gesetz, nach dem die Beleuchtung an allen öffentlichen Gebäuden in Bayern nach 23 Uhr abgeschaltet werden muss“, berichtet Philipp. Denn Rahmen des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ ist der Artikel „Vermeidbare Lichtemissionen“ in das Bayerische Immissionsschutzgesetz aufgenommen worden. Dieses gilt inzwischen seit 1. August 2019. In diesem Zuge wurden auch Himmelsstrahler verboten.

Auch andere Gemeinden betroffen

Doch die Kirche in Frasdorf strahlte weiter – die ganze Nacht hindurch bis Sonnenaufgang. „Seit elf Monaten ist nichts passiert“, beklagt Philipp. Dabei findet er es besonders ärgerlich, dass bei Privatpersonen härter durchgegriffen würde: „Wenn man mit abgerissenem Auspuff rumfährt, kommt man ja auch nicht mit Unwissenheit durch.“

Dabei sei Frasdorf nicht die einzige Gemeinde, in der die Beleuchtung nach 23 Uhr noch angeschaltet war, sagt der studierte Physiker. Auch in anderen Gemeinden im Landkreis Traunstein wie beispielsweise in Grassau, Oberwössen und Reit im Winkel, habe er nach Mitternacht öffentliche Bauten erstrahlen sehen.

Bürger informierten sich im Zuge der „Earth Night“

In Sachen Kirchturm hatte Philipp die Gemeinde Frasdorf im November 2019 und zuletzt im Juli wegen der Teilnahme an der Earth Night per E-Mail kontaktiert und auch auf die Gesetzeslage aufmerksam gemacht. Ohne Erfolg. Beide E-Mails blieben unbeantwortet, die Kirche leuchtete weiter die Nacht hindurch. Als er Mitte September, kurz vor der Earth Night – eine Initiative bei der die Lichter eine Nacht aus bleiben – von mehreren Frasdorfer Bürgern angesprochen wurde, handelte Philipp. „Die Leute haben sich im Rahmen der Berichterstattung zur Earth Night über die Gesetzeslage informiert und waren ganz perplex“, sagt er. Daraufhin hat er sich am 10. September an das Landratsamt Rosenheim gewandt.

Das Landratsamt habe die Gemeinde Frasdorf kontaktiert und prompt eine Antwort erhalten. „Auf meine E-Mails hat aber niemand reagiert“, schimpft Philipp.

Gemeinde Frasdorf habe nichtsvon dem Gesetz gewusst

Die Gemeinde Frasdorf teilte dem Landratsamt am 21. September mit, dass man nicht von dem Gesetz gewusst habe und sich um eine Lösung bemühe. Das bestätigt auch Geschäftsleiter Andreas Oppacher. „Es kann passieren, dass das untergegangen ist bei uns“, sagt er. Eigentlich sei die Kirchenverwaltung zuständig. Für die Straßenbeleuchtung jedoch wieder die Gemeinde.

Frasdorfer Kirchturmbeleuchtung bekommt Zeitschaltuhr

„Die Beleuchtung des Kirchturms ist mit der Straßenbeleuchtung gekoppelt“, erläutert er. Diese funktioniere mit Lichtsensoren, die sich je nach Lichtverhältnissen automatisch ein- und wieder ausschalten. Die Gemeinde wolle nun eine eigene Zeitschaltuhr für die Kirchturm-Beleuchtung einbauen lassen. „Bis dahin bleibt das Licht aus“, so Oppacher.

Wie Bürgermeister Daniel Mair mitteilte, habe er die E-Mail über die Teilnahme an der Earth Night erhalten und in der Gemeinderatssitzung angesprochen. „Das Gremium hatte sich dagegen entschieden, weil wir die Straßenbeleuchtung aus Sicherheitsgründen nicht ausschalten wollten“, erklärt er. Die E-Mail beantwortet habe er nicht. „Nach der Nachricht vom Landratsamt haben wir aber sofort gehandelt“, so der Rathauschef.

Gemeinden können sich informieren

Da Frasdorfer in der Region offenbar nicht die Einzigen sind, die nicht um das Immissionsschutzgesetz wissen, vermutet Philipp, dass in ganz Bayern 40 Prozent der Gebäude weiterleuchten. Er überlegt, das Umweltministerium zu kontaktieren. „Ich komme mir inzwischen doof vor, anderen hinterherzurennen“, ärgert sich Philipp. Es gebe schließlich Möglichkeiten, damit sich Gemeinden informieren könnten.

Besonders ärgert ihn aber, dass er die Gemeinde Frasdorf zweimal kontaktiert und keine Antwort bekommen hat. „Entweder sie haben nicht nachgeschaut, oder es ist ihnen schlichtweg egal“, sagt Manuel Philipp.

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