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Gemeinderat Frasdorf vertagt Beschluss zu Miedl-Neubau: Unterlagen zu spät erhalten

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So könnte die Bäckerei Miedl mit allen Anlagen nach der Fertigstellung aussehen. Links im Bild der historische Troadkasten aus dem 17. Jahrhundert, der als besondere Attraktion von seinem bisherigen Standort aus dem Dorf an den Dorfrand versetzt werden soll. Architekturbüro SAI Schleburg Rosenheim
So könnte die Bäckerei Miedl mit allen Anlagen nach der Fertigstellung aussehen. Links im Bild der historische Troadkasten aus dem 17. Jahrhundert, der als besondere Attraktion von seinem bisherigen Standort aus dem Dorf an den Dorfrand versetzt werden soll. Architekturbüro SAI Schleburg Rosenheim © -

„Wir haben alle Anregungen des Gemeinderates in die Planung eingearbeitet“, so Architekt Carl Schleburg, der die aktuellen Ausfertigungen zum Neubau der Bäckerei Miedl im Rahmen des Bebauungsplanes Gewerbegebiet Frasdorfer Anger“ im Gemeinderat präsentierte.Trotzdem wurde kein Beschluss gefasst.

Frasdorf – Alle Forderungen wurden bearbeitet und erfüllt.

Das Gremium fasste noch keinen endgültigen Beschluss, weil den Ratsmitgliedern einige Unterlagen zu spät zur Verfügung gestellt wurden. Die Entscheidung zu den Bauvorhaben in den beiden Sondergebieten am Frasdorfer Anger wurde auf die nächste Sitzung verschoben.

Mit Blick in die Backstube

Südlich der jetzigen Tankstelle und des künftigen Autobahnzubringerkreisels soll am Frasdorfer Anger, der jetzt als Schafweide genutzt wird, ein eingeschossiges Gebäude entstehen. In diesem will die Bäckerei Miedl am südlichen Ortsrand an der Aschauer Straße eine Bäckerei, Konditorei und ein Café eröffnen. „Obwohl wir eine sichtbare Backstube haben werden, soll hier kein Besucher-Hotspot wie am Irschenberg entstehen“. Ausdrücklich will Miedl auf Besuchergruppen oder Vereinsausflüge verzichten, die mit dem Bus anreisen.

Keine Anfahrt für Busse

„Unsere Planungen sehen die Zufahrt so vor, dass sie von einem Bus nicht befahren werden kann. Ein Bus hat für die vorgesehene Straßenführung einen zu großen Wendekreis. Mit einer entsprechenden Beschilderung und einer ständigen Kontrolle durch die Verkehrsüberwachung hat die Gemeinde die Lösung des Problems in eigener Hand“.

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Ein möglicher erhöhter Besucherverkehr mit Bussen scheint die Mitglieder des Gemeinderates am meisten umzutreiben: Franz Voggenauer (CSU) merkte an, dass kein Unternehmen auf Gäste verzichten werde. Es sei wohl bloß eine Frage der Zeit, bis dort auch Busse verkehrten. Auch die Öffnungszeiten für das Café, die bisher nach hinten auf 22 Uhr begrenzt seien, würden wohl bald dem Bedarf angepasst.

Architekt Carl Schleburg widersprach und wies auf die baulichen Gegebenheiten der Zufahrt hin: Ein Bus könne die Strecke zwar auf der Stichstraße von der Hauptstraße zum Parkplatz befahren, aber nirgends wenden, da sein Wenderadius viel zu groß sei. Für den Lieferverkehr mit Fahrzeugen bis zu 7,5 Tonnen und für die Feuerwehr gebe es keine Einschränkungen, weil diese einen bedeutend kleineren Wenderadius benötigten. Die Gemeinde Frasdorf bleibe mit den Vorschriften des Bebauungsplanes stets Herr des Verfahrens. Sie könne unmittelbaren Einfluss auf den Betrieb und die Öffnungszeiten des Cafés nehmen.

Phantomgerüst kommt

Josef Enzinger (PWGF) regte an, im Vorfeld – noch vor einer Abstimmung – am Bauplatz ein Phantomgerüst aufzubauen. Damit könne sich das Gremium einen Eindruck von der Größe des Baukörpers in diesem exponierten Gelände machen. Bürgermeister Daniel Mair (CSU) unterstützte diesen Vorschlag, wies aber darauf hin, dass das Phantomgerüst nur einen ungefähren Eindruck geben könne, da die vorgesehenen Einebnungen und Abgrabungen im Gelände bisher noch nicht stattgefunden hätten. Zur nächsten Sitzung werden die geforderten Gerüste aufgestellt.

Charakter einer Autobahnraststätte

Der Zweite Bürgermeister Josef Prankl (PWGF) lehnte das Vorhaben grundsätzlich ab: Während der Ortskern immer mehr veröde, werde hier „ein Gebäude ganz ohne Gesicht“ mitten auf die grüne Wiese fernab des Dorfes gesetzt. Für ein Café dieser Größe gebe es in Frasdorf keinen Bedarf, „einer Autobahnraststätte“ könne er nicht zustimmen.

„Die Bäckerei Miedl ist ein Unternehmen mit einer langen Tradition von 110 Jahren“, führte Architekt Schleburg aus. „In Frasdorf soll eine Bäckerei mit einer Schaubackstube entstehen, bei der jeder zusehen kann, wie das tägliche Brot gebacken wird und dazu ein großzügiger Laden für alle Produkte“. Zusätzlich soll eine Konditorei für Feingebäck und eine Patisserie entstehen. Damit die Kunden alles an Ort und Stelle probieren können, ist der Bau eines eigenen Cafés mit rund 100 bis 120 Sitzplätzen eingeplant.

Der gesamte Bau solle sich – nach Angaben des Architekten – orts- und landschaftsverträglich in das Gelände einfügen. Das Gebäude ist in einem ortsüblichen Stil mit viel Holz gehalten, der zu Frasdorf und zur Region passt.

Fast 50 Stellplätze erforderlich

Dabei ist die Backstube im östlichen Teil entlang der Aschauer Straße vorgesehen, das Café ist Richtung Westen mit einem Wintergarten nach Süden hin ausgerichtet und erhält damit die volle Sonne in einem lichtdurchfluteten Raum. Alle Möglichkeiten, alternative Energien einzusetzen, wie Erdsondenanlage sowie Solarkollektoren für Heizung, Stromerzeugung und Beleuchtung, sollten genutzt werden. Die Funktionsräume seien im Keller vorgesehen. Eine zunächst angedachte Tiefgarage wurde endgültig verworfen. Deren Verwirklichung würde einen unverhältnismäßigen Eingriff in die Umgebung und das Gelände bedeuten.

Nach der Gemeindeverordnung muss der Bauherr 49 Stellplätze für seine Mitarbeiter und die Gäste nachweisen. Diese sind nördlich des Gebäudes eingeplant. Der gesamte Bau wird von Norden her erschlossen. Einer Ausfahrt auf die Aschauer Straße, die Staatsstraße S2093, stimmte das Straßenbauamt nicht zu.

Als besondere Attraktion soll der „Troadkasten“ aus dem 17. Jahrhundert, der in Frasdorf jetzt zwischen Anderlbauer und Montessorikindergarten steht, neben den Neubau umgesetzt werden. Über die weitere Nutzung ist noch nicht entschieden. Das Gelände soll großzügig mit Obstbäumen bepflanzt werden, um den Charakter einer Streuobstwiese zu erhalten.

Der Lageplan des Neubaus am Frasdorfer Anger. Das eingeschossige Gebäude umfasst voraussichtlich 810 Quadratmeter Fläche. Rechts im Bild die Staatsstraße S2093 nach Aschau. Architekturbüro SAI Schleburg Rosenheim
Der Lageplan des Neubaus am Frasdorfer Anger. Das eingeschossige Gebäude umfasst voraussichtlich 810 Quadratmeter Fläche. Rechts im Bild die Staatsstraße S2093 nach Aschau. Architekturbüro SAI Schleburg Rosenheim © -

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