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Fernwärme in Aschau? Die Kommune will nachhaltig heizen – doch viele Fragen sind noch offen

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Von: Heinrich Rehberg

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Schon seit über 10 Jahren bewährt: Das Biomasseheizwerk in Gars mit Betreiber Sepp Pflügl, am großen Heizkessel. Die Hackschnitzel sind Abfall aus der Holzgewinnung und werden von den umliegenden Landwirten angeliefert.
Schon seit über 10 Jahren bewährt: Das Biomasseheizwerk in Gars mit Betreiber Sepp Pflügl, am großen Heizkessel. Die Hackschnitzel sind Abfall aus der Holzgewinnung und werden von den umliegenden Landwirten angeliefert. © Leitner

Der Aschauer Gemeinderat plant einen Ausbau der Energieversorgung im Oberen Priental. Konkret will das Gremium ein „Fernwärmenetz mit Biomasseheizwerk“ anschaffen. Viele Fragen dazu sind aber noch offen.

Aschau – Der Aschauer Gemeinderat beschloss, das Projekt „Fernwärmenetz mit Biomasseheizwerk“ grundsätzlich weiterzuverfolgen. Damit stellte das Gremium die Weichen, wie es in den kommenden Jahren mit nachhaltiger Wärmeenergieversorgung im Oberen Priental aussehen soll. Lediglich Gemeinderätin Professor Dr. Edda Weimann stimmte gegen das Vorhaben. Die Verwaltung wurde beauftragt, die Rahmenbedingungen im Detail zu prüfen und alle weiteren Schritte einzuleiten.

Erst Businessplan erstellen

So ist zunächst ein Investitions-/Businessplan zu erstellen, die Gemeinde will für das Vorhaben weitere Projektpartner gewinnen. Dabei sind bisher jedoch weder die Gesellschaftsform noch das Finanzierungskonzept bekannt. Festzulegen sind auch noch der Standort der Energiezentrale und das Energiequellen-Konzept. Es kommt also einiges auf die Bauabteilung im Rathaus zu, bis diese Fragen alle zufriedenstellend gelöst sind und mit einer Verwirklichung des Fernwärmenetzes gerechnet werden kann.

Dr. Christian Bichler und Philipp Linner vom Priener Ingenieurbüro „.ingKESS“ stellten dem Plenum die Möglichkeiten vor, die Aschau bei dem Ausbau eines Wärmenetzes in der gesamten Gemeinde zur Verfügung stehen. Ihre primäre Aufgabe war es, die Machbarkeit, Zukunftsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit einer Fernwärmeversorgung für Aschau und Sachrang auf Basis einer Hackschnitzelanlage zu prüfen.

Brennstoffversorgung für das gesamte System mit Biomasse gewährleistet

Nach einer Aufnahme des gegenwärtigen Bestands an Heizsystemen entwickelten die Ingenieure eine zukunftsorientierte Konzeption für ein oder mehrere Biomasseheizwerke mit Fernwärmenetz im gesamten Gemeindebereich. Sie errechneten für Aschau eine Netzlänge von 32 Kilometern und für Sachrang von vier Kilometern. Bei einer angenommenen Abnehmerzahl von 70 Prozent gäbe es in Aschau 756 Abnehmer und in Sachrang 76. Eine Versorgung mit Fernwärme wäre grundsätzlich überall möglich. Ebenso eine Brennstoffversorgung für das gesamte System mit Biomasse.

Holz für die Heizungsanlage regional lieferbar

Ein nachhaltiges Fernwärmenetz, bringt eine deutliche CO2-Einsparung gegenüber den Emissionen, die im derzeitigen Stand beim Verbrauch von Heizöl, Erdgas und Umweltwärme entstehen. Bürgermeister Simon Frank (ZfA) wies darauf hin, dass das benötigte Holz für die Heizungsanlage regional lieferbar sei und – nach übereinstimmender Aussage mehrerer örtlicher Lieferanten – auch in Zukunft lieferbar bleibe. Wie weit dagegen die Lieferketten von Öl und Gas auch in den kommenden Jahren belastbar bleiben, sei dahin gestellt. Bei einem Vergleich der möglichen Heizvarianten schneide die Fernwärme gut ab.

Dr. Christian Bichler und Philipp Linner gaben dem Gremium eine Übersicht über die kommenden Schritte, wenn Aschau das Projekt weiterverfolgen wolle, beginnend mit den Machbarkeitsstudien über die notwendigen Förderanträge bis zur Information der Bürger, der Ausführungsplanung und der Umsetzung des Vorhabens.

Vorhaben vom Gremium durchgehend begrüßt

Einen Zeitrahmen nannten sie dabei nicht, hier seien die Gemeinde und der Gemeinderat federführend. In der anschließenden langen Diskussion meldeten sich fast alle Gemeinderäte zu Wort. Das Vorhaben wurde durchgehend begrüßt, doch baten die Sprecher aller Fraktionen um weitere Angaben. Es herrsche eine ausgesprochene Ratlosigkeit bei den Bürgern, was in nächster Zeit mit den bestehenden Öl- und Gasheizungen geschehen müsse. Die Bürger möchten wissen, ob ein Anschluss an das Fernwärmenetz eine echte Alternative zu ihrer bisherigen Heizung darstelle und zu welchen Bedingungen sie sich an das neu entstehende Fernwärmenetz anschließen könnten. Außerdem gebe es in vielen Häusern bereits bestehende Hackschnitzel- oder Pelletheizungen, was passiere mit diesen? Gerhard Reiter (ZfA) wollte wissen, welche Kosten auf die Anschlussinteressenten zukommen könnten und wie hoch die Umbaukosten bei bestehenden Heizungen seien, um sie an das Netz anschließen zu können.

Nach Bedarf der Bürger ausbauen

Viel Raum nahm die Frage ein, woher die großen Mengen an Brennmaterial ins Obere Priental kommen sollen. Es sei wohl nicht möglich, das gesamte Aschauer Tal mit Bäumen aus den heimischen Wäldern entlang der Prien zu versorgen; wenn dafür die Wälder in den Karpaten gerodet werden müssen, sei das wohl auch nicht besonders nachhaltig?

Die Dritte Bürgermeisterin Monika Schmid (FWG) schlug vor, den Bürgern im Vorfeld ein Angebot durch die Gemeinde zu machen, daraus könne man in der Verwaltung genau das Interesse der Betroffenen erkennen und das Fernwärmenetz zielgerichtet und nach Bedarf der Bürger ausbauen.

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