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2 Eggstätter gehen Watzmann- und Hochkalterüberschreitung an nur einem Tag

  • Tina Blum
    VonTina Blum
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Urlaub in den Bergen boomt – auch wegen Corona. Zwei Eggstätter haben während der Pandemie die Watzmann- und Hochkalterüberschreitung an einem Tag geschafft. Dafür haben sie sich wochenlang vorbereitet. Unterwegs trafen sie auch erfahrene Bergsteiger.

Eggstätt/Berchtesgaden– Es war ein seltsames Gefühl, das Gipfelkreuz zu sehen, sagt Fionn Gilck (27) aus Eggstätt. Florian Nitzinger (31), sein Kumpel seit Kindertagen, stimmt ihm zu. 15 Stunden haben sie für die die Watzmann- und die Hochkalterüberschreitung gebraucht. „Man wird nachdenklich, wenn man Gipfel angekommen ist“, berichtet Nitzinger. Die beiden Bergfans sind während der Corona-Pandemie in ihrer Heimat in Eggstätt gestrandet und nutzten die Zeit, um fitter zu werden und sich beim Bergsteigen zu steigern.

Von klein auf in den Bergen unterwegs

„Wir waren beide als Kinder schon viel mit unsereren Eltern in den Bergen unterwegs“, erläutert Fionn Gilck. Als Corona ausbrach, trafen sich die beiden Eggstätter in ihrer Heimat. Gilck hat gerade sein Lehramtsstudium an der LMU München abgeschlossen, Nitzinger arbeitet für die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Usbekistan. Mitte April starteten sie das erste Mal auf eine gemeinsame Bergtour: Von der Hochries ging es über den Predigtstuhl zum Spitzstein, weiter zum Geigelstein bis zur Kampenwand. „Dabei haben wir 2700 Höhenmeter und 40 Kilometer in knapp elf Stunden geschafft“, sagt Nitzinger.

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Gute Vorbereitung vor der Tour

Vorbereitet haben sie sich mit Aktiv-Karten über eine App auf ihren Smartphones. Dort erfassten sie auch ihre Touren und die Zeiten für die Wanderung. Im Mai ging es dann über den Hochgern, den Rechenberg, Hochfelln zur Hörndlwand. „Wir nennen diese Tour den ‚Wadenbeißer‘“, sagt Gilck und lacht. Für die 3700 Höhenmeter auf der 44 kilometerlangen Strecke waren sie 14 Stunden unterwegs. Um sich zwischen den Touren fit zu halten, liefen sie „zum Spaß“ einen Halbmarathon.

Florian Nitzinger (31) aus Eggstätt arbeitet bei der Gesellschaft für Internationale Entwicklung in Usbekistan. Corona-bedingt ist er derzeit in seiner Heimat.

Die dritte Tour sei für Gilck und Nitzinger eine „Genuss-Tour“ gewesen. „Wir haben Anfang Juni den Königsee in Berchtesgaden umrundet“, sagt Nitzinger. Sie steuerten verschiedene Almen an und ließen es sich bei Apfelstrudel und Kuchen gut gehen. „Auf der 50 kilometerlangen Strecke mit 3200 Höhenmetern haben wir das auch echt gebraucht“, sind sich die beiden einig.

1. Versuch gescheitert

Nach mehreren Wochen der Vorbereitung fühlten sie sich am 30. Juni bereit für die Watzmannüberschreitung mit anschließender Hochkalterüberschreitung. Aber sie scheiterten: „Als wir von der Wimbachklamm über die Scherpenspitze an der Blaueishütte ankamen, ging bei mir nichts mehr“, berichtet Gilck.

Auf dem Grat zur Watzmann-Südspitze: Fionn Gilck aus Eggstätt während der Watzmannüberschreitung. Im Anschluss haben er und sein Kumpel Florian Nitzinger noch die Hochkalterüberschreitung gemacht – am gleichen Tag.

Zwar sei er körperlich noch fit gewesen, mental aber an der Grenze. „Deswegen haben wir uns Touren mit mehreren Abstiegsmöglichkeiten ausgesucht, die man abbrechen kann“, erklärt der 27-Jährige.

4650 Höhenmetern in 15 Stunden

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Der zweite Anlauf am 7. Juli klappte dann. Nach 15 Stunden, 37 Kilometern und 4650 Höhenmetern erreichten die Eggstätter das Gipfelkreuz des Hochkalters. Unterwegs – vor allem auf dem Watzmann – konnten sie zahlreiche unerfahrene Bergsteiger beobachten, die auf dem Weg scheiterten und von der Bergwacht abgeholt werden mussten.

Fionn Gilck (27) aus Eggstätt hat zwar Lehramt studiert würde gerne Ranger im Nationalpark Berchtesgaden werden.

„Wir trafen einem Mann aus Nordrhein-Westfalen, der berichtete, er sei seit Jahren nicht mehr in den Bergen gewesen und dann die Watzmannüberschreitung ging“, sagt Nitzinger. Auf halbem Weg hätten sie eine Gruppe Urlauber gesehen, die vor Erschöpfung nicht mehr weiterkonnten und von der Bergwacht abgeholt wurden.

Kritik an Social Media und Fototourismus

„Ich habe den Eindruck, dass sich Viele überschätzen“, sagt Gilck. Auch die Kommerzialisierung der Natur in den sozialen Medien und den Fototourismus finde er problematisch. Deswegen will der 27-Jährige Ranger im Nationalpark Berchtesgaden werden. „Wenn das nicht klappt, dann Lehrer. Ich will jungen Menschen vermitteln, wie wichtig ein verantwortungsvoller Umgang mit den natürlichen Ressourcen aber auch mit den sozialen Medien ist“, sagt Fionn Gilck.

Für ihre nächste Tour sind die beiden noch auf Ideen-Suche. „Im Raum steht eine Wilder-Kaiser-Tour. Auf jeden Fall würden wir gerne die 5000 Höhenmeter knacken“, sagt Florian Nitzinger. Vorbereitet sind sie ja schon mal.

Tourismus in den Bergen – Das sagt der DAV

Die Planung einer Bergtour ist das A und O, sagt Franz Knarr, Vorsitzender des Deutschen Alpenvereins Sektion Rosenheim. Dazu gehöre sich mit der geplanten Strecke auseinanderzusetzen: Wie schwierig und weit ist die Strecke? Wie ist deren Beschaffenheit? Ist es felsig oder muss man klettern? „Die Leute, die sich in den Bergen bewegen, müssen selbst soweit vorbereitet sein, um das Risiko eines Unfalls zu minimieren“, sagt er. Das bedeute auch, dass man umkehren oder zum nächstmöglichen Zeitpunkt absteigen sollte, wenn man nicht mehr kann.

„Das Risiko richtig einzuschätzen ist schwierig und kommt mit der Erfahrung“, so Knarr. Durch die verdichtete Kommunikation, vor allem über die sozialen Medien, steige auch die Zahl der Nachahmer. „Wir appellieren daher an alle, die sich in der Natur bewegen, das so zu tun, dass die Natur nicht gestört wird.“ Durch diese gesellschaftlichen Veränderungen sei jeder aufgerufen, sein Verantwortungsgefühl zu schärfen. Daher sei es durchaus angebracht, Rat zu suchen.

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