Einige Hunde müssen behandelt werden
Rätsel um Giftköder in Unterwössen: Welchen Verdacht die Experten haben
- VonJens Kirschnerschließen
In Unterwössen haben Unbekannte offenbar Giftköder ausgelegt. Die Polizei berichtet von mehreren Tieren, welche von den präparierten Trockenfutterhaufen gefressen hätten und anschließend in tierärztliche Behandlung mussten. Tiermedizinern gibt zumindest ein Umstand Rätsel auf.
Unterwössen – Am Sonntag (23. Oktober) warnte die Polizeiinspektion Grassau vor Giftködern im Bereich des Unterwössener Schmidfeldwegs und des Fußweges entlang des Wössnerbachs.
Konkret sprachen die Beamten von präparierten Trockenfutterhaufen, welche dort ausgelegt worden seien. Betroffene Tiere hätten schon nach kurzer Zeit mit „enormem Speichelfluss reagiert“, der stark nach Verfaultem und Schwefel gerochen habe. „Alle Tiere mussten tierärztlich behandelt werden“, schildert die Polizei.
Polizei: Kein Massenphänomen
Von einem Massenphänomen zu sprechen, davor warnt der Arbeitsgruppenleiter der Rosenheimer Polizei-Hundeführer. „Oftmals handelt es sich um weggeworfene Lebensmittel“, schildert der Ermittler, dass nicht jeder Happen der Tiere in der freien Natur gleich mit Gift präpariert worden sein muss, wenn das Tier anschließend Symptome aufweise. Entsprechend schließe die Polizei bei solchen Fällen diesen Umstand zunächst aus.
Ein Anhaltspunkt hierfür: Gibt es verletzte oder gar verendete Tiere? Dann werde der verdächtige Gegenstand gesichert und im Labor untersucht. Dennoch: Die Erfahrung zeige, dass es sich beim Großteil der Fälle gerade nicht um bewusst ausgelegte Giftköder handle. In jenen Fällen, in denen sich doch herausstelle, dass es sich um einen sogenannten Giftköder handle, finde sich oft Rattengift in den ausgelegten Leckerlis. Nicht selten seien Nachbarschaftsstreits Ursache dafür, dass sich Menschen dazu entschieden, solche Köder auszulegen, berichtet der Polizist.
Krämpfe und Blutungen
Die geschilderten Symptome bei den Fällen in Unterwössen, der starke Speichelfluss komme bei mehreren Stoffen vor. Darunter auch bei Schneckenkorn, welches wie Rattengift zu den „Klassikern“ zähle, mit denen man versuche, Hunde zu vergiften, berichtet der Tierarzt Robert Fischer, der in Übersee mit einem Kollegen eine Gemeinschaftspraxis betreibt.
Allein dem faulige Geruch, über den die Polizei bei den gemeldeten Fällen berichtet, sei er bei Vergiftungen noch nicht begegnet.
Beide Substanzen führten zu „üblen Symptomen“ bei den betroffenen Vierbeinern: Schneckenkorn sorge für Krämpfe, Rattengift für Blutungen an der Schleimhaut im Maul des Tieres, aber auch an dessen After.
Mit Vitamin K gegensteuern
Während man beim Rattengift versuche, diesem mit der Gabe von Vitamin K entgegenzuwirken, bleibe beim Schneckenkorn nur, das Tier durch krampflösende und beruhigende Medikamente von seinen Spasmen zu befreien, bis dessen Körper das Gift selbst ausgeschieden habe.
Die Fälle, in denen Tieren bewusst solch toxische Fallen gelegt würden, kämen in seinem Alltag als Veterinär nicht allzu häufig vor. „Alle paar Jahre mal“, wie er sagt. „Der Verdacht wiederum wird häufiger geäußert.“ Fischer rät bei solchen Fällen dazu, den vermeintlichen Giftköder im Zweifel in einem Plastikbeutel als Beweisstück zu sichern – dies jedoch mit der gebotenen Vorsicht, damit niemand mit dem Giftstoff in Berührung kommt.