Preis für faires und nachhaltiges Wirken
„Ein überraschender Moment“: Priener Pfarrgemeinde bekommt ein besonderes Lob
- VonUlrich Nathen-Bergerschließen
Das Evangelische Landeskirchenamt München zeichnet die Priener Pfarrgemeinde für faires und nachhaltiges Wirken aus.
Prien – „Es war ein etwas überraschender Moment für mich“, gesteht Karl-Friedrich Wackerbarth mit einem breiten Schmunzeln, das trotz seines wallenden grauen Bartes gut auszumachen ist. Er spielt auf eine Nachricht an, die ihn vor wenigen Tagen erreicht hat. Offensichtlich freut er sich darüber noch immer. „Wir haben heute in Prien Besuch aus dem Evangelischen Landeskirchenamt München“, kündigt der Pfarrer an, „denn wir haben einen Preis gewonnen.“
Anstrengender Weg bis zum Zertifikat
Beifall brandet auf im Gemeindezentrum der Christuskirche. Etwa 50 Kirchgänger sind nach dem Gottesdienst zum mittlerweile traditionellen Kirchenkaffee geblieben. So richtig wissen aber offenbar noch nicht alle, worum es geht, wie aus deren Mimik abzulesen ist.
Licht ins Dunkel bringt dann der Gast aus München: Er sei nach Prien gekommen, um die evangelische Kirchengemeinde mit dem Zertifikat „Gemeinde: Fair und nachhaltig“ auszuzeichnen, klärt Dr. Wolfgang Schürger auf. Erneuter Applaus. Schürger ist Beauftragter für Umwelt- und Klimaverantwortung der Evangelisch-Lutherischen Kirche Bayern. Diese Prädikatsvergabe sei gerade Mal knapp zwei Jahre alt, also jünger, als das Zertifikat „Grüner Gockel“.
Seit 2009 gibt es den Grünen Gockel
Es muss also etwas mit Umwelt zu tun haben, aber die Fragezeichen in den Gesichtern bleiben…
„Seit 2009 gibt es in unserer Landeskirche den ‚Grünen Gockel‘. Dieses Zertifikat für ein funktionierendes Umweltmanagementsystem haben wir mittlerweile an rund 200 Kirchengemeinden vergeben“, holt Dr. Schürger aus. „Der Weg, um diese Auszeichnung zu bekommen, ist aber meistens etwas anstrengend, weil mindestens einmal eine Umweltbilanz erstellt werden muss.“
Oftmals fehlen da anfangs viele Zahlen, wie in dem Bericht des Kirchenfunktionärs deutlich wird. Wenn die Datenerfassung zur Routine übergeht, sei es dann wohl nicht mehr so schwierig. Das Engagement sorge aber für eine gute Grundlage, um weitere Ziele zu entwickeln. Wie in Prien: „Die Sorge um unsere Umwelt beschäftigt Sie alle hier schon sehr lange. 2012 ist Ihre Gemeinde zum ersten Mal mit dem ‚Grünen Gockel‘ geehrt worden“, erinnert Schürger. Und lobt: Sie habe weiterhin dafür gesorgt, dass mit den ihnen zugänglichen Ressourcen sorgsam umgegangen wird, sie habe Ideen weiter entwickelt, wie diese Ressourcen im Gleichgewicht mit der Umwelt gehalten werden können. Jetzt also noch das Zertifikat „Gemeinde: Fair und nachhaltig.“ Was steckt dahinter?
Das neue Zertifikat bringt laut dem Umweltbeauftragten einen weltweiten Aspekt mit. „Wir wollen unsere Umwelt so bestellen, dass für alle etwas übrig bleibt.“ Das bedeute mitunter auch Verzicht und darauf zu schauen, wie es in anderen Teilen dieser Welt den Menschen geht. „Deshalb haben wir eine Auszeichnung für Gemeinden geschaffen, die nicht nur ihren Blick auf das eigene Umfeld richten, sondern auch einen ganz deutlichen Blick haben für die weltweiten Zusammenhänge. Globale Partnerschaft und fairer Handel gehören schon lange in die Tradition unserer Kirchen.“
Ein konkretes Projekt präsentiert
Es gehört zu den Bewertungskriterien dazu, dass die Gemeinde ein konkretes Projekt präsentiert, bevor sie zertifiziert wird. Das stellt Schürger jetzt vor: „Sie wollen hier in Prien verstärkt darauf schauen, dass ihr Konsum nachhaltig ist, und zwar so, dass er möglichst wenig Schaden an unserem Planeten verursacht. Sie wollen auch nachhaltige Mobilität fördern, zum Beispiel mit einer neuen Fahrradständer-Anlage, um den Autoverkehr zur Kirche zu minimieren. Und Sie wollen sich mit diesen Themen der globalen ökologischen und sozialen Gerechtigkeit verstärkt in der Priener Öffentlichkeit einbringen. Herzlichen Dank für Ihr Engagement.“
Ein Ansporn für die zukünftige Arbeit
Stellvertretend für die Gemeinde nahmen Mitglieder des Umwelt-Teams – Dr. Tanja Zöllner, Danielle Kraus und Rainer Hoff – die Auszeichnung entgegen. „Ich empfinde diese Zertifizierung als eine sehr schöne Würdigung für die Arbeit der vielen Menschen in der Gemeinde, die sich außerhalb unseres Teams in verschiedenen Bereichen engagieren, darunter auch zum Thema Umwelt und Nachhaltigkeit“, erklärte Tanja Zöllner. „Für sie alle ist diese Auszeichnung sicherlich ein Ansporn dafür, weiterzumachen, um die Kriterien auch zukünftig erfüllen zu können.“
Auch Pfarrer Wackerbarth zeigt sich zufrieden: „Dieses Zertifikat ist eine Bestätigung dessen, was wir eigentlich seit Jahren in puncto Nachhaltigkeit bewegen.“