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Zwölf Millionen Euro für 1,5 Kilometer Straße - und was ist mit dem Trinkwasser-Schutz?

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Von: Sybilla Wunderlich

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Die B307 zweigt in Marquartstein von der B305 ab (oben rechts) und verläuft über Raiten und Schleching zur österreichischen Landesgrenze. Bis zum Ortsteil Donau (rote Markierung) wird sie auf 1,5 Kilometer ausgebaut. GoogleMaps
Die B307 zweigt in Marquartstein von der B305 ab (oben rechts) und verläuft über Raiten und Schleching zur österreichischen Landesgrenze. Bis zum Ortsteil Donau (rote Markierung) wird sie auf 1,5 Kilometer ausgebaut. © GoogleMaps

Um den Ausbau der Bundesstraße 307 zwischen Marquartstein und Donau im Achental ging es bei einer Informationsveranstaltung in der Achentalhalle in Unterwössen.

Schleching/Marquartstein – „Die Fahrbahnbreite ist mit teilweise unter fünf Meter zu schmal; durch den Lkw-Grenzverkehr kommt es immer wieder zu Problemen im Verkehrsablauf und auch zu Unfällen in diesem Abschnitt. Die Trassierung und der Verkehrsablauf müssen verbessert werden.“ Mit diesen Kernfakten begründet das Staatlichen Bauamt Traunstein den schon länger geplanten Ausbau der B 307 zwischen Marquartstein und dem Ortsteil Donau (wir berichteten). Das Ziel: Die Trassierung und der Verkehrsablauf sollen verbessert werden.

Ausbauplanungen jetzt im Mittelpunkt

Da es kritische Stimmen in den Gemeinden Schleching und Marquartstein gegeben hatte, standen die Ausbauplanungen jetzt im Mittelpunkt einer Informationsveranstaltung der Behörde in der Achentalhalle in Unterwössen. Marquartsteins Bürgermeister Andreas Scheck begrüßte die Vertreter des Staatlichen Bauamtes, Bauoberrätin Bernadette Wallner, Abteilungsleiterin Straßenplanung und den Leitenden Baudirektor Christian Rehm sowie zahlreiche Bürger.

Bauherrin ist die Bundesrepublik Deutschland

Christian Rehm betonte, dass der präsentierte Vorentwurf der technischen Planung noch nicht der öffentlich-rechtlichen Planfeststellung mit Anhörung der Träger öffentlicher Belange und aller Betroffenen entspreche. Bauherrin des Projekts sei die Bundesrepublik Deutschland.

Bei allen Planungsschritten würden die Umweltaspekte wie auch die öffentlichen und privaten Interessen Berücksichtigung finden, versicherte Bernadette Wallner. Nach einer

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Voruntersuchung seien bereits im Jahr 2018 drei Varianten des Straßenverlaufs vorgestellt worden. Damals habe sich gezeigt, dass die Rahmenbedingungen nicht einfach sind und diverse Faktoren Berücksichtigung finden müssten. Dazu zählen laut der Straßenbauexpertin unter anderem Fauna-Flora-Habitat-Gebiete, Landschaftsschutzgebiete, Trinkwasserschutz und besonders die Hochwassersituation an der Tiroler Ache. Bernadette Sie betonte, dass das oberste Ziel die Berücksichtigung der Hochwassersituation sei. Aus wasserwirtschaftlicher Sicht werde sich weder die Hochwassergefahr verschärfen noch die Abfluss-Situation verschlechtern; auch aus eigentumsrechtlicher Sicht werde es keine Benachteiligungen geben.

Bernadette Wallner bei ihrem Vortrag.
Bauoberätin Bernadette Wallner bei ihrem Vortrag. © Picasa

So werde die Straßenbreite auf sieben statt auf acht Meter festgelegt, ein größerer Abstand zur Wohnbebauung berücksichtigt und ein Geh- und Radweg geplant. Für den Trinkwasserschutz ist laut Wallner eine Herausleitung des Straßenwassers aus dem Wasserschutzgebiet vorgesehen; dies sei eine deutliche Verbesserung im Vergleich zur aktuellen Situation. Bei der Lärm- und Luftschadstoffberechnung lägen die Werte liegen deutlich unter den Grenzwerten, so die Bauoberrätin.

Fragen an die Experten gerichtet

Schlechings Bürgermeister Josef Loferer bedankte sich bei den Vortragenden und forderte die Besucher auf, Fragen an die Experten zu stellen.

Hannes Hörterer (Schleching) wollte wissen, wann Eigentümer in die Planungen einbezogen würden und erinnerte an die Situation des Baus der Umgehungsstraße Raiten. Damals wäre eine Flurbereinigung doch problemlos möglich gewesen. Die Hochwassersituation habe sich nach seiner Ansicht nach dem Straßenbau verschlechtert.

Der jetzt vorgestellte Vorentwurf sei Grundlage für weitere Schritte wie Verhandlungen mit Eigentümern, antwortete Behördenleiter Christian Rehm.

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Anschließend werde ein Planfeststellungsverfahren beantragt; das Verfahren führe die Planfeststellungsbehörde der Regierung von Oberbayern durch. Dabei würden Einwände juristisch geprüft.

Zu der Hochwassersituation nach dem Bau der Umgehungsstraße bei Raiten konnte Rehm keine Stellung beziehen, da das vor seiner Amtszeit entschieden worden sei. Der Baudirekror betonte nochmals, dass das Staatliche Bauamt Traunstein die Interessen des Baulastträgers – in diesem Fall der Bund – vertrete und „es in der Natur der Sache liegt, dass diese nicht immer mit den Interessen der Betroffenen deckungsgleich sind“.

Bernadette Wallner fügte in Bezug auf die Grunderwerbsschwierigkeiten an, dass das Staatliche Bauamt in der Vergangenheit schon für verschiedene schwierige Bauvorhaben den Grunderwerb mit einvernehmlichen Lösungen abschließen konnte und dass Besitzeinweisungs- oder gar Enteignungsverfahren der absolute Ausnahmefall seien.

Freiwillig langsamer fahren

Ein Besucher schlug eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 70 vor. Bernadette Wallner bemerkte dazu, dass es jetzt keine Begrenzung gebe, da die Straße optisch so schlecht sei und die Autofahrer freiwillig langsamer fahren würden. Ob in Zukunft eine Begrenzung eingeführt werde, hielt sie für spekulativ, dies sei zudem nicht die Entscheidung der Straßenbaubehörde, sondern der unteren Verkehrsbehörde im Landratsamt Traunstein.

Bebauung links und rechts der Straße

Schorsch Hacher sah eine Diskrepanz bei der Behandlung des unteren (hier gemeint der Bereich der Ortsdurchfahrt von Geisenhausen) und oberen (hier gemeint der außerörtliche Bereich westlich von Geisenhausen) Bereichs des Ausbaus. Außerdem wies er auf den seiner Ansicht nach unzureichenden Schutz des Trinkwasserschutzgebietes hin. Bernadette Wallner versicherte, dass sich hier eng mit dem Wasserwirtschaftsamt Traunstein abgestimmt wurde und auch dies bei den künftigen Planungsschritten der Fall sein werde. Weiter meinte sie, dass sicher beim Bereich der Ortsdurchfahrt Geisenhausen ebenfalls ein Ausbau wünschenswert wäre, aber durch die Bebauung links und rechts der Straße nicht möglich sei.

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