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Erboste Dauercamper

„Willkür“? Kündigungswelle am Chiemsee Strandcamping sorgt für Frust – Nun wehrt sich der Pächter

So sieht das Chiemsee Strandcamping im Winter aus. Von 1. Oktober bis 31. März müssen die Plätze komplett geräumt sein. Wenn im April 2023 die neue Saison startet, dürfen viele Dauercamper nicht mehr kommen.
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So sieht das Chiemsee Strandcamping im Winter aus. Von 1. Oktober bis 31. März müssen die Plätze komplett geräumt sein. Wenn im April 2023 die neue Saison startet, dürfen viele Dauercamper nicht mehr kommen.
  • VonKarlheinz Kas
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Wurden kurz vor Weihnachten auf dem malerischen Campingplatz in Chieming Dauercamper „entsorgt“? So fühlt sich zumindest manch Saisoncamper, der nun nach Jahren einen anderen Stellplatz suchen muss.

Chieming – Es ist im Sommer schon ein besonders schönes Platzerl, hier am Ostufer des Chiemsees: Zur Linken die Chiemgauer Alpen mit der Kampenwand, zur Rechten das beliebte Lokal Sonnendeck, dazu ein Traumstrand und gratis ein Sonnenuntergang wie aus dem Bilderbuch.

„Wir haben hier seit 30 Jahren unseren Platz, haben immer pünktlich die Miete bezahlt, von April bis Ende September war der Campingplatz unser Zuhause, gerade wir ältere Menschen wissen das zu schätzen, haben daheim nur eine winzige Wohnung ohne Garten und Balkon“, klagt eine gekündigte Camperin aus dem Berchtesgadener Land ihr Leid. Namentlich will sie nicht genannt werden. Sie könne es nicht verstehen, wie mit ihr und den vielen anderen Campern verfahren wird, spricht sogar von „Entsorgung“.

„Was hier passiert, ist Willkür“

Ein anderer Camper aus dem Raum München wird noch deutlicher. „Es geht hier um Familien mit kleinen Kindern, die den Ort so lieb gewonnen haben. Denen musste man nun kurz vor dem Heiligen Fest erklären, dass sie nicht mehr kommen dürfen“, sagt der 39-Jährige. Und: „Es geht um die Art und Weise, wie hier verfahren und wie mit Menschen umgegangen wird. Für alle Gekündigten tut es mir leid, sie haben für den Rückzugsort gelebt.“ Was hier passiert, sei reine Willkür.

Kündigungen gingen fristgerecht raus

Die Wut vieler Camper richtet sich gegen Harry Schmidt, der gleich um die Ecke in Grabenstätt lebt. Er hatte die eine Hälfte des Campingplatzes auf Grabenstädter Gemeindegebiet im Jahr 2018 und die andere Hälfte auf Chieminger Gebiet 2020 übernommen. „Ich habe viel Geld in die Hand genommen und größere Investitionen getroffen vor allem im sanitären Bereich, und ich habe die beiden Hälften zusammengeführt, was nicht leicht war“, betont Schmidt. Er halte sich bei der Obergrenze der Dauercamper genau an die Vorgabe des Landratsamtes Traunstein.

33 Kündigungen habe er ausgesprochen und fristgerecht versandt. Die Schreiben gingen hauptsächlich in die heimischen Landkreise Traunstein, Berchtesgadener Land, Rosenheim, Altötting, aber auch in die Münchner Gegend und nach Erding.

Kündigungen hätten sein müssen

In seinem Kündigungsschreiben steht etwa: „Es tut uns sehr leid, dass wir diesen Schritt vollziehen müssen, aber wir haben alles versucht, eine bessere Lösung für die Saisoncamper zu finden. Dennoch konnten wir ... zumindest die vergangene Saison retten, wofür ich Herrn Bürgermeister Stephan Reichelt herzlich danken möchte...“

Im Schreiben heißt es einleitend aber auch: „Wie Sie vielleicht mitbekommen haben, duldet die Gemeinde Chieming leider nicht, dass der ehemalige Möwenplatz (das ist der Chieminger Teil, Anm. d. Red.) komplett mit Saisoncampern belegt ist.“ Deshalb sei man leider gezwungen, sehr vielen Campern den Saisonplatz zu kündigen.

Gemeinde sieht sich außen vor

„Wir sind da außen vor, ich war von der Kündigungswelle aber schon etwas überrascht“, teilte Bürgermeister Stefan Reichelt auf Anfrage mit. Die Gemeinde bekomme lediglich Kurtaxe und Zweitwohnsitz-Steuern von den Dauercampern. „Allein der Pächter zeichnet verantwortlich, denn er hat das Chiemseer Strandcamping von der Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung gepachtet“, ergänzt Reichelt.

Rechtlich keine Chance

Die Schlösser- und Seen-Verwaltung als Eigentümer hält sich aus der Sache verständlicherweise komplett heraus. „Das ist Angelegenheit des Pächters, dazu können wir keine Stellungnahme abgeben“, teilte Pressesprecherin Franziska Wimberger auf Anfrage mit. Festzustellen bleibe, dass die Dauercamper rechtlich keinerlei Chancen haben, gegen die Kündigungsschreiben vorzugehen.

Viele andere Campingplätze sind deutlich teurer

Die Preise für die Dauercamper sind in Chieming seit vielen Jahren besonders günstig. Während rund um den Chiemsee für die sechs Monate im Sommer oft 4000 bis 4500 Euro verlangt werden, zahlen die Chieminger Dauercamper nicht einmal die Hälfte und stehen dafür sogar in der ersten Reihe direkt am Wasser. Rund 100 Stellplätze hat das langgezogene Areal zwischen der Staatsstraße 2096 und dem Chiemseeufer.

Auch das Los entschied

„Die Gebühren variieren etwas, langjährige Kunden fahren bei mir natürlich günstiger als Neueinsteiger“, erklärt Schmidt. In die Kündigung schrieb er auch: „Wir hoffen für Sie, dass Sie möglicherweise an anderer Stelle am Chiemsee oder auch am Waginger See eine Möglichkeit finden, Ihre Wohnwägen aufzustellen, wobei ich befürchte, dass sie dort eine andere Preissituation vorfinden werden. Und weiter: „Bei der Auswahl haben wir danach entschieden, wer den Platz in seinem jetzigen Konzept auch nutzt und schätzt. Teilweise musste leider auch das Los entscheiden.“

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