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Sr. Vimala aus Indien: Ein Leben in Armut für den Dienst am Nächsten in Prien

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Von: Ulrich Nathen-Berger

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Ihr Engagement für Menschen ist Teil ihrer Berufung: Die indische Missionsfranziskanerin Sr. Vimala betreut als examinierte Krankenschwester Patienten in der Priener RoMed-Klinik.Berger
Ihr Engagement für Menschen ist Teil ihrer Berufung: Die indische Missionsfranziskanerin Sr. Vimala betreut als examinierte Krankenschwester Patienten in der Priener RoMed-Klinik.Berger © Anita Berger,Foto Berger-Prien a

Für Sr. Vimala ist die Krankenpflege der schönste Job der Welt: Einen oft stillen, aber sehr wertvollen Dienst leisten seit 36 Jahren in Prien Missionsfranziskanerinnen aus Indien vom Orden des Heiligen Aloysius Gonzaga. Seit Mitte der 1980er Jahre wirken sie im Caritas Altenheim St. Josef im Ortsteil Trautersdorf; seit 2004 auch in der Romed-Klinik in Prien.

Prien – Derzeit sind es fünf Franziskanerinnen, die in Prien der Krankenpflege arbeiten und in einer klösterlichen Gemeinschaft zusammenleben. Ihre Oberin, Sr. Vimala, reflektiert im Interview mit den OVB-Heimatzeitungen unter anderem ihre Beweggründe für den Dienst am Nächsten.

Sie haben an Maria Lichtmess gemeinsam mit Ihren Mitschwestern Ihr Gelübde erneuert. Welche Bedeutung hat das für Sie?

Sr. Vimala: Nach unserer vierjährigen Vorbereitungszeit auf das Ordensleben haben wir drei Gelübde abgelegt: Gehorsam, Keuschheit und Armut. Das bedeutet zum Beispiel für unser Leben, dass wir nicht wie normale Leute leben, sondern in wirklicher Armut. Unsere Ordensregel bezieht sich auf den Hl. Franz von Assisi. Obwohl er im zwölften Jahrhundert in Italien in eine reiche Familie geboren wurde, verzichtete er später auf alle Reichtümer, lebte im Kloster und half den Armen und Kranken.

Ihr strenges Leben nach den Ordensregeln ist somit die Basis dafür, dass auch Sie Bedürftigen und Kranken helfen können?

Sr. Vimala: Ja, so ist es. Wenn ich wenig besitze oder haben darf, bleibt für andere Menschen mehr übrig, was dann verteilt werden kann.

Bezieht sich das auch auf Ihre physische und psychische Kraft?

Sr. Vimala: Das ist mit eingeschlossen, das gilt körperlich wie auch mental, ebenso meine Talente. Wenn ich mit meinen Talenten anderen eine Freude bereiten kann und so etwas von mir weitergebe, ist das auch eine Armut. Wenn ich müde bin oder mir bewusst wird, dass ich viel Zeit, Kraft und Intelligenz in andere Menschen investiert habe, bedeutet es Armut. Weil ich das nicht alles für mich behalten habe.

Woher nehmen Sie die Stärke, dem gerecht zu werden?

Sr. Vimala: Es ist nicht immer leicht, allem gerecht zu werden. Aber die Kraft beziehen wir von Jesus Christus durch unseren religiösen Glauben. Deshalb sind wir in der Vorbereitungszeit im Kloster auf unser Ordensleben und unsere Aufgaben vorbereitet worden. Bei mir waren es die Jahre 1999 bis 2003.

Was sind die Aufgaben?

Sr. Vimala: In Bayern haben wir zwei: Zum einen kümmern wir uns um alte und kranke Menschen, zudem sind wir seelsorgerisch tätig für all jene, die unseren Glauben verbreiten.

Seit wann sind Sie in Deutschland? Sie sprechen sehr gut Deutsch…

Sr. Vimala: Im November 2004 bin ich nach Deutschland gekommen, direkt nach Prien. Hier im Goethe-Institut habe ich gemeinsam mit meiner Mitschwester Theresa die deutsche Sprache gelernt. Nach einem dreimonatigen Praktikum in der Romed-Klinik in Prien haben wir in Wasserburg eine dreijährige Ausbildung in der Krankenpflege begonnen. Nach dem Abschluss als examinierte Krankenschwestern ging es zurück in die Romed-Klinik; seitdem arbeiten wir dort in der Krankenpflege.

Ihren Dienst im Priener Krankenhaus starteten die indischen Schwestern Sr. Vimala (Mitte) und Sr. Theresa im Jahr 2005. Begrüßt wurden sie von Landrat Dr. Max Gimple (von rechts), vom Ärztlichen Leiter, Prof. Dr. Christoph von Ritter sowie Prof. Dr. Josef Stadler.
Ihren Dienst im Priener Krankenhaus starteten die indischen Schwestern Sr. Vimala (Mitte) und Sr. Theresa im Jahr 2005. Begrüßt wurden sie von Landrat Dr. Max Gimple (von rechts), vom Ärztlichen Leiter, Prof. Dr. Christoph von Ritter sowie Prof. Dr. Josef Stadler. © Anita Berger,Foto Berger-Prien

Und wer hat Sie nach Prien bestellt?

Sr. Vimala: 2004 wurden die Mallersdorfer Schwestern durch ihren Orden von der Krankenpflege im Priener Krankenhaus abgezogen und in ihr Mutterhaus zurückgeholt. Zu dem Zeitpunkt arbeiteten Schwestern aus dem Münchner Konvent meines Ordens, Missionsfranziskanerinnen vom Heiligen Aloysius Gonzaga aus Indien, bereits seit 1986 in der Altenpflege im Caritas-Altenheim St. Josef im Priener Ortsteil Trautersdorf. Dem damaligen Bürgermeister Lorenz Kollmannsberger war es wichtig, dass die Krankenpflege im Priener Krankenhaus wieder von Ordensschwestern übernommen wird. Deshalb bat er unsere Konventleitung um Unterstützung.

Sie leisten mit Ihrem Engagement einen sehr wertvollen Dienst. Was waren die schwierigsten Momente für Sie bei der Betreuung kranker Menschen?

Sr. Vimala: Die ersten Begegnungen mit ihnen. In Indien übernehmen die Ordensfrauen die Medikationen wie zum Beispiel Infusionen, oder Organisationsarbeiten. Für die Pflege sorgt immer die Familie. Für mich war es anfangs ein Schock, hier in Deutschland die direkte Nähe zum Patienten erleben zu müssen. Es hat kulturelle Gründe. Ich kann meine Eltern berühren, meine Schwestern, oder Freundinnen – aber nicht fremde Personen. Ich kann nicht schnell einen Menschen berühren, wenn er mir fremd ist. Ich muss unbedingt vorher fragen. Im Laufe meiner Ausbildung habe ich diese Ängste aber schnell ablegen können. Nach all den Jahren kann ich sagen: Der schönste Job, den es gibt auf dieser Welt, ist für mich die Krankenpflege.

Wertvoller Dienst der Franziskanerinnen im Priener Krankenhaus

Seit mehr als einem Jahrhundert leisten Ordensschwestern der Franziskanerinnen in Prien einen wertvollen Dienst in der Krankenpflege, wie dieser Auszug aus dem neuen Priener Heimatbuch belegt: „Die Eröffnung des neuen Priener Krankenhauses an der Bernauer Straße fand am 1. Februar 1858 statt. (…) Am 29. Mai 1859 übernahmen drei Schwestern der Armen Franziskanerinnen aus dem Konvent Pirmasens die Betreuung der Kranken und die Hauswirtschaft. Prien war damals erst die sechste Schwesternstation dieses Ordens. Es bestanden zu dieser Zeit drei weitere Stationen in Bayern, eine in der Pfalz und eine in Baden. 1869 wurde das Mutterhaus des Ordens nach Mallersdorf in Niederbayern verlegt, weshalb fortan nur noch von den Mallersdorfer Schwestern gesprochen wurde. Bis zur Auflösung der Niederlassung im Jahr 2004 – wegen Nachwuchsmangels – haben zahlreiche Mallersdorfer Schwestern zum Teil über viele Jahrzehnte hinweg ihren aufopferungs- und wertvollen Dienst zum Wohle der Bevölkerung Priens und des Chiemgaus geleistet. Als Beispiel sei Küchenschwester M. Monja genannt, die von 1902 bis 1963 im Priener Krankenhaus tätig war.“

Ab 2004 übernahmen Missionsfranziskanerinnen vom Heiligen Aloysius Gonzaga aus Indien diese Aufgaben.

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