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Jogger, Krähen und der Wolf - bei der Jagdversammlung kommen wichtige Themen auf den Tisch

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Von: Sybilla Wunderlich

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Blick nach Westen von der Gscheuerwand: Das Jagdgebiet von Schleching ist vielseitig.
Blick nach Westen von der Gscheuerwand: Das Jagdgebiet von Schleching ist vielseitig. © foto-webcam.eu

Bei selbst geschossener Gams debattieren die Waidmänner über die Zukunft der Jagd in Schleching. Es besteht Handlungsbedarf.

Schleching – Die Jagdgenossenschaft (JG) und die Jagdangliederungsgenossenschaft (JAG) Schleching hatten zur ordentlichen Jahresversammlung für das Jagdjahr 2021 / 2022 in den Gasthof Zellerwand eingeladen.

Das Soll fast erfüllt

Für das Jagdjahr berichtete der Vorsitzende Jakob Stadler von den genehmigten Abschussplänen der Unteren Jagdbehörde des Landratsamts Traunstein. So waren für Rotwild zehn Stück beantragt, die allesamt erlegt wurden. Beim Gamswild wurden bisher vier von sechs erlegt. Beim Rehwild beträgt der vorgeschriebene Abschuss für die Jahre 2019 bis einschließlich 2021 120 Stück. Erlegt wurden 105 Stück.

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Noch eine höhere Abschussquote

Die Vorgabe der Unteren Jagdbehörde und des Jagdbeirates für die Jahre 2022 bis 2024 beträgt sogar 156 Stück Rehwild. Das jedoch sah der Jagdpächter als kaum zu erfüllen an. Nach vermittelnden Gesprächen mit dem Jagdbeirat einigte man sich auf 145 Stück mit körperlichem Nachweis.

Das forstliche Gutachten zur Situation der Waldverjüngung 2021 vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Traunstein hatte gezeigt, dass es zu starkem Verbiss gekommen ist. Stadler empfahl, baldmöglichst aus dem roten Bereich zu kommen.

Krähen richten große Schäden an

Zur Bekämpfung der Krähen im Jagdgebiet mit Hilfe eines Falkners aus Chieming, äußerte sich der Vorsitzende gegenüber der Chiemgau-Zeitung: „Wir haben große Probleme mit den Krähen.“ Sie würden die bis zu 50 Euro teuren Silo-Ballen aufpicken, wodurch diese nicht mehr uneingeschränkt als Futter nutzbar sind. Die Krähen seien sehr schlau, „doch wenn sie in der Luft sind, kann sie der Falke schlagen“, so Stadler, der dieser Jagdmethode offen gegenüber steht.

Wolfshunde reißen in Schleching

Laut einer aktuellen Pressemeldung des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ist der Herdenschutz vor dem Wolf auf Almen und Alpen – auch im Chiemgau – oftmals nicht zumutbar. Auch Schleching fällt in diesen Bereich. Dazu Stadler: Risse von Ziegen durch Wolfshunde seien in Schleching bereits vorgekommen. Einen nachgewiesenen Wolfsriss habe es aber noch nicht gegeben. Dennoch: „Der Wolf ist schon ein Problem bei uns.“ Wölfe stehen unter strengem Schutz und unterliegen in Bayern nicht dem Jagdrecht.

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Sportler machen die Nacht zum Tag

Jakob Stadler suchte auch das Gespräch mit der Leiterin des Achental Tourismus, Elisabeth Keihl. Hierbei wurde die Problematik der Jagdstörungen durch den Tourismus und auch Einheimische besprochen.

Vonseiten der Jäger und Jagdpächter besteht die Meinung, dass der touristische Andrang zu hoch sei. Problematisch sei es besonders abends und nachts, wo mit hellen Stirnlampen gejoggt und auf Steigen geklettert wird. Im Winter werden die Loipen auch in den Abendstunden zahlreich genutzt.

Einig waren sich die Gesprächsbeteiligten, dass keine Verbote ausgesprochen werden. Stattdessen sollen eventuell beruhigte Zonen geschaffen und an ein vernünftiges Miteinander appelliert werden.

Der Vorstand berichtete während der Veranstaltung noch von einem angemeldeten Verbiss-Schaden. Hier gibt es zwischen dem Waldbesitzer und dem Jagdpächter in Einzelheiten verschiedene Auffassungen. Bis jetzt ist die Angelegenheit noch nicht final geklärt. Jakob Stadler schlug vor, dass hier ein gemeinsamer Termin vereinbart werden sollte, um zu einer Einigung im persönlichen Gespräch zu kommen.

Beim letzten Punkt auf der Tagesordnung ging es um die Neuverpachtung zum 1. April 2024.

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Eigenbewirtschaftung möglich als Plan B

Es haben sich schon Interessenten gemeldet. Diesen und eventuellen weiteren Anwärtern soll das Jagdgebiet präsentiert werden. Diejenigen, die daraufhin ein Angebot abgeben, sollen dann der Genossenschaft vorgestellt werden. Entschieden wird nach den entsprechenden Anteilen. Sollte sich niemand finden, gibt es die Möglichkeit der Eigenbewirtschaftung.

„Schlechinger Jäger meistern ihre Aufgaben mit Bravour“

Dazu meinte Bürgermeister Josef Loferer: „Wir haben euch als Vorstand einstimmig gewählt und haben keine Bedenken, dass ihr das richtige Vorgehen wählt“. Loferer bedankte sich weiter mit einem „Vergelt’s Gott“ bei der Vorstandschaft und den Jägern für ihren Einsatz und fand, dass die Aufgaben mit Bravour bearbeitet wurden.

Bei Reh und Gams aus Schleching, zubereitet von Dominik Müller, klang der Abend angenehm aus.

Jakob Stadler während der Jahresversammlung.
Jakob Stadler während der Jahresversammlung. © wunderlich

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