BIOMASSEHOF KAUFT „HEAT-PIPE-REFORMER“
Jetzt kommt Strom aus Holzvergaser
Dem Biomassehof ist es gelungen, den insolventen „Heat-Pipe-Reformer“ zu kaufen und diesen mit einer völlig neuen Technologie wieder laufen zu lassen. Seit Juni wird dort wieder erfolgreich Strom und Wärme produziert.
Grassau – Beim „Achentaler Bioenergietag“ mit „Tag der offenen Tür“ zum zehnjährigen Bestehen des Biomassehofs Achental am Samstag, 29. Oktober, von 10 bis 16 Uhr, kann auch der Holzvergaser besichtigt werden. Vorab informiert Wolfgang Wimmer, der Geschäftsführer des Biomassehofes, über den neuen Holzvergaser.
Als die Firma „Agnion“ vor einigen Jahren den „Heat-Pipe-Reformer“ als Innovation anpries, stellte der Biomassehof das Grundstück, in der Hoffnung, dieser neuen Technik zum Durchbruch zu verhelfen, zur Verfügung. Sowohl von der Größenordnung wie auch von der thermischen Leistung hätte das Unternehmen gut gepasst und wäre eine gute Ergänzung gewesen, sagt Wimmer.
Aus vielerlei Gründen geriet das Unternehmen, das 2011 die Produktion in Grass au aufnahm, in eine Schieflage. Private Investoren zogen sich zurück – Agnion ging in Konkurs. Gleich zu Beginn des Insolvenzverfahrens 2013 bemühte sich Wimmer, das Objekt in Grass au aus dem laufenden Insolvenzverfahren, das noch weitere Standorte des Unternehmens betraf, herauszulösen – was ein schweres Unterfangen war, wie sich herausstellte. Doch gelang es 2015 dem Biomassehof, die Anlage mit Technik und Gebäude zu erwerben.
Statt Hackschnitzel werden nun Pellets verwendet
Nun, so Wimmer, stellte sich die Frage, mit welcher Technologie der Holzvergaser gewinnbringend und ökologisch betrieben werden kann. Der Biomassehof wurde auf die Burkhardt GmbH aus Mühlhausen aufmerksam, die eine eigene, aber bereits erfolgreiche Technologie entwickelt hat und seit einigen Jahren mit dieser erfolgreich am Markt ist. Wurden beim „Heat-Pipe-Reformer“ Hackschnitzel als Brennstoff verwendet, so werden nun stattdessen Pellets aus nachwachsendem „Nawaro“ vergast. Hackschnitzel hatten den Nachteil, dass diese von der Qualität stets unterschiedlich waren. Dies werde bei den Pellets, die nach deutscher und europäischer Norm zertifiziert sind, ausgeschlossen.
Natürlich musste das Gebäude mit dem Turm, der nachts in Grün leuchtete, für die neue Technik umgebaut werden. Die einst so imposant im Gebäude verbauten Metallstäbe wurden entsorgt und zum ersten Stock eine Decke eingebaut. Auch die Anlagen wurden erneuert. Allerdings konnte das BHKW (Blockheizkraftwerk), das aus Gas Strom produziert, verbleiben.
Gut sei, so Wimmer, dass noch 15 Jahre nach dem Energieeinspeisungsgesetz die Stromlieferung vergütet werde. Produziert werde bis zu 380 Kilowatt/Stunde an elektrischem Strom, der ins öffentliche Netz eingespeist werde. Die anfallende Wärme aus der Holzvergasung und dem BHKW mit 550 Kilowatt/Stunde thermischer Energie werde in das Fernwärmenetz der Wärmeversorgung Grassau eingeleitet. Laut Wimmer können rund 600 Haushalte mit Strom und 200 Haushalte mit Wärme versorgt werden.
Der Biomassehof hat gut eine Million Euro durch den Kauf und Umbau des Holzvergasers in den Standort investiert. Seit Juni ist der Holzvergaser mit ausgefeilter Technologie am Netz und hat sich bereits bestens bewährt. Mit der anfallenden Wärmeenergie gelingt es, Spitzenzeiten der „Wärmeversorgung Grassau“ abzudecken, ohne den zweiten Brennkessel dieser Anlage in Gang setzen zu müssen. Das erspart Kosten.
Wimmer zeigte sich erleichtert, dass der Holzvergaser nun wieder läuft. „Wir sind froh. Das Ende von Agnion hat uns persönlich belastet, zumal wir große Hoffnung in diese Technologie gelegt hatten“, erklärte Wimmer. Von Vorteil sei natürlich, dass der Biomassehof den Holzvergaser mit Pellets beliefern kann und die komplette Infrastruktur vorhanden ist. Er glaube mit Burkhardt ein mittelständisches Unternehmen, das bereits über 150 solcher Anlagen im Betrieb hat, einen zuverlässigen und guten Partner gefunden zu haben. Auch der grüne Turm, dessen Beleuchtung vielen Bürgern nachts fehlt, wird laut Wimmer voraussichtlich wieder leuchten – und dann ist auch nach außen sichtbar, dass im Inneren des Gebäudes Strom und Wärme produziert wird. tb