Alle Angebote gebündelt
Prien: Caritas baut für 4,5 Millionen Euro ein soziales Zentrum an der Beilhackstraße
- VonDirk Breitfußschließen
Im Sommer 2022 wird die Beilhackstraße eine der ersten Adressen in Prien sein, wenn es um soziale Belange geht. Dann eröffnet die Caritas auf dem Grundstück mit der Hausnummer 15 ein Zentrum, in dem sie alle ihre Angebote in der Marktgemeinde bündelt.
Prien/Rosenheim – „Es entsteht ein ,Sozialzentrum‘, mit einem breit gefächerten Hilfsangebot, das den Standort Prien für uns nachhaltig sichert“, feut sich Caritas-Kreisgeschäftsführer Erwin Lehmann im Gespräch mit der Chiemgau-Zeitung.
Fünf Jahre hat es gedauert, bis alle Hürden genommen waren. Am 5. Oktober ist Spatenstich.
Musikproben stören Beratung
Die Angebote der Caritas sind in Prien zurzeit auf mehrere Standorte verteilt. Der größte und wichtigste ist das Caritas-Zentrum in der Alten Post am Bahnhofsplatz, dort ist der Wohltätigkeitsverband Mieter der Marktgemeinde Prien und weiß nicht mehr wohin. „Trotz Ausnutzung aller möglichen Verdichtungsmöglichkeiten der Raumnutzung fehlen bereits jetzt mindestens drei Beratungsräume und ein Gruppenraum für die Durchführung von Gruppenarbeiten beziehungsweise Gremien und Veranstaltungen“, beschreibt Lehmann das Dilemma.
Zusätzlich nennt er die Lärmbelastung durch die Musikschule im Stockwerk über dem Zentrum. „Das schränkt den Beratungsbetrieb vor allem nachmittags erheblich ein.“
Auch mit den Räumen der Tafel hat die Caritas Probleme. „Sie sind nicht auf einen entsprechenden Betrieb ausgerichtet. Dies führt zu erheblichen Beeinträchtigungen des Beratungsbetriebes. Auch die Lagerräume sind nicht bedarfsgerecht. Beratungsräume müssen aktuell als Lager für die Tafelwaren genutzt werden; fasst der Geschäftsführer zusammen.
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Zudem melde der Markt Prien Eigenbedarf an, so Lehmann. Die Marktgemeinde möchte die Räume im Rahmen der Neugestaltung des Bahnhofsplatzes einer Nutzungsänderung zuführen und weitere Probenräume für die Musikschule und einen Orchesterprobenraum schaffen.
In der Beilhackstraße 15 soll für die Caritas alles besser werden. 1995 hat sie dort ein Grundstück mit einem Einfamilienhaus geerbt. Von Passanten ort unbemerkt hinter hohen Hecken hat die Caritas dort bisher eine Frühförderstelle betrieben. Lehmann sieht das Grundstück aufgrund der Größe und zentrumsnahen Lage als idealen Standort für das neue Zentrum. „Von dort aus können wir die ganze Region mit unseren ambulanten Angeboten versorgen.“
Lehmann berichtet in einigen Fachbereichen von steigender Nachfrage, insbesondere die ambulante Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen entwickele sich immer mehr zu seinem Schwerpunkt.
Größte Hürde auf dem Weg sei es gewesen, die optimale Ausnutzung des Grundstücks auszuloten. Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit sei die Caritas in der Planungsphase von Plänen für eine Tiefgarage wieder abgerückt. „Wir haben ja keine Nutzung, die wirklich Geld bringt“, gibt er zu bedenken, dass die allermeisten Angebote für die Hilfesuchenden kostenfrei sind.
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Im neuen Zentrum werden unter anderem untergebracht: die Gemeindecaritas sowie Zentrumsvertretung und Ämterlotsen; soziale, Schuldner- und Insolvenzberatung, eine Fachstelle für pflegende Angehörige mit Beratung und Vermittlung von Pflegepartnern, der Sozialpsychiatrischer Dienst, gerontopsychiatrische Angebote sowie betreutes Einzelwohnen.
Auch die Erziehungsberatung und die Tafel werden ein neues Zuhause finden. Die Frühförderstelle wird am gewohnten Platz neue Räume bekommen.
Die Integrative Spielgruppe für Kinder von 1- ein bis drei Jahren des Sozialdienstes katholischer Frauen wird aus dem Pfarrheim in die Beilhackstraße umziehen. Und schließlich entstehen in dem Gebäudekomplex auch noch drei Sozialwohnungen.
„Bereichsübergreifend Fälle koordinieren“
Lehmann weist angesichts dieser Vielfalt auf die Synergien hin, die sich durch die räumliche Nähe ergeben werden. „Spielgruppe, Frühförderstelle und Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche haben Überschneidungen in den Zielgruppen bei sich ergänzenden Angeboten. Der Sozialpsychiatrische Dienst, Schuldnerberatung, Asylsozialberatung/Migrationsberatung sowie die Fachstelle für pflegende Angehörige bieten bei vorliegender Indikation fachspezifische Hilfen auch für die Klientel der Angebote im Bereich Kinder, Jugend und Familie an“, nennt Lehmann abschließend zwei Beispiele.
„Die räumliche Nähe der verschiedenen Angebote erleichtert die bereichsübergreifende Fallkoordination“, fasst er zusammen