Ausstellung in Rathaus-Galerie eröffnet
In Prien ausgestellte Werke offenbaren den Menschen in seiner Zerbrechlichkeit
Die Ausstellung „Dem Menschsein auf der Spur“ von Andreas Kuhnlein wurde in der Priener Rathaus-Galerie eröffnet. Dritter Bürgermeister Martin Aufenanger lobte die fragile Kunst des in Unterwössen geborenen Autodidakten, „die in beeindruckender Weise durch die Wucht einer Motorsäge entstanden ist“
Von: Petra Wagner
Prien – Eine euphorische Stimmung, faszinierte Gesichter der vielen begeisterten Besucher – so lässt sich die Atmosphäre bei der Eröffnung der Ausstellung „Dem Menschsein auf der Spur“ von Andreas Kuhnlein am Freitag, 16. September, in der Galerie im Alten Rathaus umschreiben.
Dritter Bürgermeister Martin Aufenanger huldigte in seinem Grußwort der fragilen Kunst des in Unterwössen geborenen Autodidakten, „die in beeindruckender Weise durch die Wucht einer Motorsäge entstanden ist“. Sein Ruf gehe weit über den Chiemgau hinaus.
Andreas Kuhnlein in Prien begrüßt
Auch der Vorsitzende des Priener Kulturfördervereins, Georg Klampfleuthner zeigte sich „außerordentlich erfreut“, Andreas Kuhnlein in Prien begrüßen zu dürfen. Die Ausstellung gehe der Frage nach, was das Menschsein ausmache. Seien es die äußeren Attribute oder vielmehr die Frage, ob man sein Leben so gestaltet habe, „dass die Welt durch mich ein bisschen besser geworden ist“?
Von der Diskrepanz sowie der inneren Zerrissenheit, nicht alles dafür getan zu haben, erzähle seine Kunst – und dies in vielen Facetten. Kuhnlein sei ehrlich und kritisch. Ihn zeichne eine absolut eigene Handschrift aus, die ein Alleinstellungsmerkmal sei. Seine teils bizarren Figuren zeigten die Nöte und die Gebrechlichkeit des Menschen, auch seine Vergänglichkeit – allein schon aufgrund des Materials Holz. Er sei ein großartiger authentischer Künstler, der bei allem Erfolg nie die Bodenhaftung verloren habe, so Klampfleuthner.
Auseinandersetzung anrege
Die Laudation hielt Gerhard Poremba, langjähriger Wegbegleiter Kuhnleins. „Die zerklüfteten Exponate zeigen das Menschsein mit seinen erschütternden Auswüchsen. Sie offenbarten den Menschen in seiner Zerbrechlichkeit, mit seinem Machtanspruch und seinem Ausgeliefertsein“, sagte Poremba. „Kuhnleins Objekte wollten nicht gefallen, sondern eine Auseinandersetzung anregen. Sie fungierten als Katalysator der eigenen Erfahrung.“
Bedeute beispielsweise das der Mythologie angelehnte Ensemble „Charons letzte Überfahrt“ das Ende der Menschheit? Huldigten die Tierköpfe in Menschengestalt, die sich um eine Vitrine mit einer Krone reihten, dem Menschen als Krönung der Schöpfung oder demonstrierten sie ihre Rache? „Der große Erfolg und die hohe Akzeptanz von Kuhnleins Kunst begründet sich darin, dass er einen Nerv trifft, mit dem wir erspüren, was Kunst ausmacht, und mit dem wir unseren Blick fürs Leben schärfen“, so Poremba.
Anstoß zum Nachdenken
Kuhnlein interpretiere das Menschsein teils in erschreckender Weise und berühre damit das Gewissen des Betrachters, das ihn innehalten lasse. Seine Skulpturen würden Anstoß zum Nachdenken und Sinnieren geben und „somit Bewegung in den Köpfen entfesseln“, schloss Poremba seine Einführung.
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Die Ausstellung ist bis 6. November in der Galerie im Alten Rathaus zu sehen. Neben Führungen finden Künstlergespräche mit Andreas Kuhnlein unter der Moderation von Kuratorin Inge Fricke, so am 2. Oktober, 14.30 Uhr statt.