Christina Bofinger sammelte 850 Unterschriften in der Region
Hin und Her um Teil-Impfpflicht: Erster Erfolg fürs protestierende Gesundheitspersonal?
- VonXaver Eichstädterschließen
850 Pflegekräfte aus der Region unterschrieben einen offenen Brief gegen die einrichtungsbezogene Impfpflicht ab Mitte März - und plötzlich wird Bayerns Staatsregierung skeptisch wegen deren Umsetzung. Ein Erfolg für die Unterzeichner? Wir haben mit Initiatorin Christina Bofinger gesprochen.
Landkreis - Es droht nicht weniger als der Jobverlust - also sammelte Christina Bofinger Unterschriften von 850 Kolleginnen und Kollegen aus dem Gesundheits- und Pflegebereich und übergab sie im Januar an Rosenheims Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig (CSU). Bofingers Ziel: Vor den Folgen der einrichtungsbezogenen Impfpflicht warnen, die ab 15. März in Kraft treten soll. Vorige Woche kündigte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder an, den Vollzug der Teil-Impfpflicht auszusetzen. Sein Gesundheitsminister Klaus Holetschek ruderte am Donnerstag (10. Februar) etwas zurück - mit „ein paar Wochen“ Verspätung soll sie umgesetzt werden. Wohin die Reise genau geht, ist weiter unklar.
850 Unterschriften gegen Impfpflicht für Gesundheitspersonal in Oberbayern
Ein Erfolg für Christina Bofinger und ihre Mitstreiter? „Die Ankündigung, die Impfpflicht auszusetzen, erzeugte bei vielen eine kurzfristige Erleichterung und Aufatmen“, so die Fachkraft für Intensiv und Anästhesie gegenüber rosenheim24.de. Aber das Misstrauen in die Politik sitze tief. „Viele befürchten, dass diese Aussetzung nur dazu dient, die allgemeine Impfpflicht voranzutreiben und ein Abwandern der ungeimpften und genesenen Pflegekräfte zu verhindern.“
Bofinger betont, dass sich unter den 850 Unterzeichnern bei weitem nicht nur Ungeimpfte befinden: „Auch Geimpfte haben mich positiv bestärkt und sich ebenfalls kritisch zu einer speziellen, aber auch allgemeinen Impfpflicht geäußert.“ Denn was zwischenmenschlich zwischen den Kollegen auf den Stationen derzeit passiere, „das ist eine Katastrophe“. Zwei Lager tun sich auf, es wird schlecht geredet, vom „Gschwerl“ und vom „verrecken“ sei die Rede, so Christina Bofinger. Die Unterzeichner kamen aus vielen Richtungen der Region: Von Kliniken und Einrichtungen in Trostberg, Bad Aibling, Haag, Rosenheim, Wasserburg, Traunstein, Bernau oder Vogtareuth.
Nicht nur an MdB Ludwig ging der offene Brief, auch an die heimischen Bundestagsabgeordneten Peter Ramsauer, Bärbel Kofler, Sandra Bubendorfer-Licht und Stephan Mayer, sowie an die Oberbürgermeister aus Traunstein und Rosenheim und ans Rosenheimer Gesundheitsamt. Was kam zurück? „Die Reaktion war eher enttäuschend“, so Christian Bofinger. Sie spricht von „leicht abgeänderten Standard-Antworten“, die sie bekommen habe. Hauptaussage: „Das Impfen wird uns aus der Pandemie führen.“ Doch den zuständigen Politikern sei nicht bewusst, wie sich „dieser ständige Druck und diese Ungewissheit, ob man seinen erlernten Beruf weiter ausüben darf, auf die betroffenen Menschen auswirkt“. Bofinger hat schon bei vielen von Existenzängsten oder Schlafstörungen gehört.
Wie viel Pflegepersonal in der Region ab Mitte März von einer Kündigung betroffen sein könnte, steht zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest. Sowohl Christina Bofinger, als auch die RoMed-Kliniken schätzen, dass Ende Januar 80 bis 90 Prozent der Mitarbeiter geimpft waren. Zur Einordnung: 3.700 Mitarbeiter sind bei den RoMed-Kliniken insgesamt beschäftigt. Nach der derzeitigen Rechtslage müssen die Heim- und Klinikmitarbeiter ihren Arbeitgebern Mitte März über ihren Impfstatus bescheidgeben. Die geben die Daten an das zuständige Gesundheitsamt weiter, welches dann entscheidet, wie mit ungeimpftem Personal weiter verfahren wird.
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