Häusliche Pflege muss gestärkt werden
Seit 2013 gibt es neue Stufen in der Pflegeversicherung. Demenzpatienten sind mittlerweile auch in der Pflegeversicherung begünstigt.
Dennoch gibt es immer noch viele Fragen zu diesem Thema. Deswegen bot der Ortsverband Prien-Rimsting des Sozialverbands VdK einen Vortrag mit Fragestunde über häusliche Pflege und Pflegeversicherung in der Gaststätte "Alpenblick" an.
Prien - Die häusliche Pflege sei ein Thema, das immer mehr Menschen betreffe, sagte einleitend Jürgen Mertel, Vorsitzender des VdK-Ortsverbands. Dennoch tauchten viele Fragen auf: Was ist die Pflegeversicherung? Wer hat Anspruch? Welche Stufen gibt es? Wie läuft die Antragstellung ab?
Birgit Marbach, Fachwirtin im Sozial- und Gesundheitswesen (IHK), berichtete zuerst von den Neuerungen in der Pflegeversicherung. Es gebe nunmehr eine Pflegestufe 0. Diese beinhalte ein monatliches Pflegegeld von 120 Euro oder eine Pflegesachleistung von bis zu 225 Euro bei der häuslichen Pflege von Versicherten mit "erheblichem allgemeinen Betreuungsbedarf".
Für alle anderen Pflegestufen hätten sich auch die Zuwendungen erhöht. So seien beispielsweise die Zahlungen in der Pflegestufe I beim Pflegegeld um 70 auf 305 Euro angestiegen, bei den Pflegesachleistungen von 450 auf 665 Euro. Auch bei der "Verhinderungspflege" gebe es Neuerungen, nunmehr müsse der Anspruch von 1550 Euro nicht mehr innerhalb eines Monats verbraucht werden, sondern könne auf Tage oder Stunden gesplittet werden.
Dennoch stelle es einen großen Schritt für alle Beteiligten dar, einen solchen Antrag zu stellen. Sie ermunterte die zahlreichen Zuhörer, davor keine Angst zu haben, denn es habe sich schon viel getan und es werde viel geleistet.
Marianne Keuschnig, Rosenheimer Kreisvorsitzende des VdK, warf ein, dass der VdK derzeit für eine große Pflegereform kämpfe. Derzeit würden rund vier Millionen Menschen von Angehörigen gepflegt, aber ohne Angehörige würden 3,2 Millionen mehr Vollzeit-Pflegekräfte benötigt. Da dies der Arbeitsmarkt nicht hergebe, müsse die häusliche Pflege gestärkt werden.
Der VdK setze sich zusammen mit der Deutschen Alzheimer Gesellschaft für eine bessere Pflegeversicherung ein. Zum einem sollten pflegende Berufe eine bessere Wertschätzung erfahren, zum anderen sollten Angehörige besser unterstützt werden, eine gerechtere Einstufung sowie Prävention und Rehabilitation gehörten aber ebenso zum Forderungskatalog.
Derzeit sammle der VdK Unterschriften. Am 23. Mai finde im "Kuko" in Rosenheim zu diesem Thema eine große Podiumsdiskussion mit Ulrike Mascher vom VdK Oberbayern und Regierungsvertretern statt.
Marbach ging noch einmal auf die Pflege ein. Es sei wichtig, die Würde des Menschen, sprich des Patienten, und die Selbstbestimmung zu wahren. Aber es sei auch eine Entlastung der Angehörigen, wenn Hilfe von außen käme. "Nur wer sich selbst pflegt, kann auch andere pflegen", mahnte Keuschnig an. Von außen gebe es Gelder für Umbaumaßnahmen, wie beispielsweise eines Badezimmers, zudem würden Rentenversicherungsbeiträge für Pflegepersonen in Abhängigkeit von der pflegerischen Aufwendung gezahlt.
Marbach betonte, dass der Pflegeanspruch ab dem Tag der Antragstellung gelte, aber dass es unabdingbar sei, alle Krankheitsdaten, Berichte und Diagnosen zu sammeln. Auch das Führen eines Pflegetagebuchs sei hilfreich zur Dokumentation, beispielsweise wie viele Minuten das Waschen oder das Ankleiden erfordere. Denn, so betonte Marbach, "Pflegebedürftigkeit schleicht sich ein" und der medizinische Dienst, der die Pflegestufe beurteile, orientiere sich an allen vorhandenen Unterlagen.
Einhellig meinten Marbach und Keuschnig, dass die menschliche Nähe, der Kontakt und die Gespräche nicht mit Geld aufzuwiegen seien. Pflege erfordere Herzblut, das sei unbezahlbar.
Einen Wunsch hätten sie, äußerten die beiden Damen abschließend. Sie würden sich ein gelbes Licht für ihr ambulantes Pflegefahrzeug wünschen, um leichter im Verkehr durchzukommen. Ein Zuhörer merkte an, dass auf dem Fahrzeug nicht nur der Name des Pflegdienstes stehen solle, sondern auch der Spruch: "Wir fahren vielleicht auch mal für Sie!"