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Grüne Abgeordnete wegen Ortsumfahrung in Trostberg

„Klar wünscht man den Menschen in Altenmarkt eine Verkehrsentlastung, aber...“

Bei einem Ortstermin in Trostberg machten sich die Grünen-Landtagsabgeordneten Gisela Sengl und Ludwig Hartmann ein Bild von der geplanten Ortsumfahrung. Im Anschluss folgte eine Diskussionsveranstaltung im Postsaal.
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Bei einem Ortstermin in Trostberg machten sich die Grünen-Landtagsabgeordneten Gisela Sengl und Ludwig Hartmann ein Bild von der geplanten Ortsumfahrung. Im Anschluss folgte eine Diskussionsveranstaltung im Postsaal.
  • Heinz Seutter
    VonHeinz Seutter
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Die Verlegung der Bundesstraßen B299 und B304 soll für Altenmarkt, Trostberg und weitere Ortschaften eine Verkehrsentlastung bringen. Doch das Projekt ist massiv umstritten. Nun kamen zwei Grünen-Landtagsabgeordnete nach Trostberg um sich ein Bild der Dinge zu machen. ***Mit Video***

Altenmarkt/Trostberg - „Klar wünscht man den Menschen in Altenmarkt eine Verkehrsentlastung, aber das ist ein sehr, sehr hoher Preis. Da muss eine andere Lösung her!“, betonte Grünen-Landtagsabgeordnete Gisela Sengl bereits bei einem Ortstermin auf der Dietlwiese in Trostberg. „Diese soll durch die neue Trasse gekreuzt werden“, erläuterte Johann Stalleicher (Grüne). Er zeigte an diesem Montagnachmittag Sengl und dem Grünen-Landtagsfraktionsvorsitzenden Ludwig Hartmann den Verlauf der geplanten Ortsumfahrung auf. „Der ganze geplante Damm dafür kreuzt das Alztal, in dem Trostberg liegt“, führte Stalleicher aus.

Grüne Abgeordnete wegen Ortsumfahrung in Trostberg: Bild vor Ort und Diskussionveranstaltung

„Durch die Anstiege an beiden Seiten muss der Schwerlastverkehr mehr Gas geben. Er kann ja nicht in einem Schwung durchfahren, da er erst durch einen Kreisverkehr und dort abbremsen und wieder neu Gas geben muss.“ Das andere Problem sei, so Stalleicher, dass die Frischluftzufuhr zum einen ein wenig unterbrochen werde und zum anderen die zusätzlichen Lkw-Abgase in die Stadt dringen würden. „Und das alles über fruchtbares Ackerland hier in den Alzauen!“, bemerkte Sengl, die auch agrarpolitische Sprecherin ihrer Fraktion ist. Der Traunsteiner Kreisverband des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) sieht die Pläne zur Ortsumfahrung Altenmarkt kritisch. „Deswegen gibt es auch so viel Widerstand von Landwirten“, betonte wiederum Hartmann. „Das sind ja insgesamt 50 Hektar Ackerland, die verloren gehen.“ Sengl berichtete, sie habe bereits mit erbosten Bauern telefoniert. „Das ist einfach auch eine überholte Planung unter Maßgaben und Annahmen aus den 1980er Jahren“, schloss Stalleicher.

Auf gut sechs Kilometer sollen die Bundesstraßen B299 und B304 zwischen Trostberg und St. Georgen bei Traunreut komplett verlegt werden. Dadurch würden die Ortszentren von Altenmarkt oder Stein östlich umgangen. Das Staatliche Bauamt Traunstein argumentiert, dass die Neutrassierung „zwingend erforderlich“ sei, um eine leistungsfähige Nord-Süd-Achse zwischen der A94 bei Altötting und der A8 bei Traunstein zu bekommen. Für das Projekt werden Kosten in Höhe von 85 Millionen Euro veranschlagt. Doch das Projekt erzeugt vor Ort einiges an Widerstand.

Teils kritische Haltung zu Verlegung von B299 und B304

Der Umweltschutzverband Alztal (UVA) hält in einer Petition dagegen, die dammartige Abriegelung des Alztals bringe Hochwasserrisiken für Trostberg und Altenmarkt, außerdem seien Trinkwasserschutzgebiete in der Planung zu wenig berücksichtigt worden. Und das Großprojekt wurde 2001 auch mit steigenden Verkehrszahlen begründet - 25.000 Fahrzeuge pro Tag wurden für 2015 vorhergesagt. „Aber dies trifft nicht zu: die Dauerzählstelle Altenmarkt zeigt seit 20 Jahren konstant nur durchschnittlich 15.000 Fahrzeuge am Tag an“, so der Umweltschutzverband Alztal. Nach dem Ausbau würde der Verkehr dann aber bestimmt mehr.

Bilder von Ortstermin und Diskussion der Grünen in Trostberg

Bei einem Ortstermin in Trostberg machten sich die Grünen-Landtagsabgeordneten Gisela Sengl und Ludwig Hartmann ein Bild von der geplanten B304-Ortsumfahrung. Im Anschluss folgte eine Diskussionsveranstaltung im Postsaal.
Bei einem Ortstermin in Trostberg machten sich die Grünen-Landtagsabgeordneten Gisela Sengl und Ludwig Hartmann ein Bild von der geplanten B304-Ortsumfahrung. Im Anschluss folgte eine Diskussionsveranstaltung im Postsaal.
Bei einem Ortstermin in Trostberg machten sich die Grünen-Landtagsabgeordneten Gisela Sengl und Ludwig Hartmann ein Bild von der geplanten B304-Ortsumfahrung. Im Anschluss folgte eine Diskussionsveranstaltung im Postsaal.
Bei einem Ortstermin in Trostberg machten sich die Grünen-Landtagsabgeordneten Gisela Sengl und Ludwig Hartmann ein Bild von der geplanten B304-Ortsumfahrung. Im Anschluss folgte eine Diskussionsveranstaltung im Postsaal.
Bilder von Ortstermin und Diskussion der Grünen in Trostberg

Am Montagabend, den 30. Juni folgte dem Ortstermin der Abgeordneten eine Diskussionveranstaltung im Postsaal in Trostberg. Zahlreiche Interessierte nahmen daran teil, Stimmen für das Projekt waren allerdings nicht zu hören. Schon, als zur Einführung ein Präsentationsfilm des Staatlichen Bauamts, der einen simulierten Überflug der geplanten Trasse zeigt vorgeführt wurde, gab es immer wieder kritische Zwischenrufe und Unmutsbekundungen. „Das schaut noch alles viel zu harmlos aus, das wird am Ende ganz furchtbar“, klagte etwa einer der Zuschauer. Die beiden Grünen-Abgeordneten Sengl und Hartmann beklagten dann in ihren Redebeiträgen zunächst allgemein, dass in Deutschland und besonders Bayern viel zu viel Fläche verloren ginge.

„Dürfen uns nichts vormachen ...“

„Erst die Umgehungsstraße, dann der Discounter und zum Schluss vielleicht noch eine Bäckerei/Metzgerei, das Ortsbild wird vielerorts inzwischen in bayerischen Dörfern eintönig“, mahnte Hartmann. „Wir dürfen uns nichts vormachen: Das Projekt wird nicht mehr aus dem Bundesverkehrswegeplan genommen werden. Der ist inzwischen soweit fortgeschritten, dass nicht mehr einzelne Projekte daraus erneut zur Diskussion gestellt werden“, räumte wiederum Sengl ein. Doch es gäbe durchaus die Möglichkeit, im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens Einwände einzureichen. „Möglichst viele und von möglichst vielen von euch, die sich auch inhaltlich unterscheiden müssen“, riet die Grünen-Abgeordnete. Praktischerweise habe der Ortsverband bereits Ratgeber zu deren Verfassung parat.

„Ich glaube nicht, dass das wieder wie bei der A94 laufen kann und wird, wo trotz jahrzehntelangem und massivem Widerstand sowie guten Alternativvorschlägen das Projekt am Ende durchgedrückt wurde. Diese Zeiten sind vorbei“, betonte Sengl. Ihre Hoffnung sei, dass das Projekt schlicht wenn es um seine Finanzierung gehen wird, gestoppt werden könne. „Dies, wenn es um die Bewilligung der Gelder geht. Denn es gibt nur ein bestimmtes Budget, gleichzeitig steigen ja derzeit Bau- und Materialkosten. Da sollte es dann schwierig werden, so etwas gegenüber sehr viel vordringlicheren Sanierungsmaßnahmen durchzusetzen!“ Sie beschwichtigten auch die Sorgen einiger fragender Zuhörer, dass sich etwa FDP-Bundesfinanzminister Christian Lindner hier durchsetzen könnte.

Die Planungen für den zweiten Bauabschnitt der Ortsumfahrung Altenmarkt an der Alz sollen demnächst ins Planfeststellungsverfahren gehen.

Es meldeten sich an diesem Abend eine ganze Reihe von Zuhörern zu Wort. Ihre Fragen an die Abgeordneten drehten sich dabei nicht nur um die Ortsumfahrung sondern auch andere ökologische Sorgenthemen, wie den Kiesabbau in der Region oder die Zukunft der Erneuerbaren Energiegewinnung. „Wir gehen mit dem Boden zu leichtfertig um!“, klagte in seinem Redebeitrag Matthias Pöschl, ein Landwirt aus dem Traunreuter Ortsteil St. Georgen, „Wir erleben jetzt schon, was es bedeutet, in Sachen Öl und Gas abhängig von Lieferungen aus anderen Ländern zu sein. Wollen wir wirklich weiter landwirtschaftliche Nutzfläche zerstören und damit den Weg hin zu einer Abhängigkeit von Lebensmittelimporten ebnen?

hs

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