Schäden am Gebälk
Turnhalle in Grassau: Warum es bis zur Sanierung noch lange dauern kann
- VonJens Kirschnerschließen
Nur wenige Monate nach ihrer Eröffnung musste die Grassauer Mittelschul-Turnhalle wieder schließen. Es gab Schäden an der Dachträgerkonstruktion. Doch obwohl die Gemeinde Grassau auf eine schnelle Sanierung drängt, muss das Gebäude vorerst unberührt bleiben.
Grassau – Seit dem 13. Oktober ist sie gesperrt: die Mittelschul-Turnhalle in Grassau. Eine Gerichtsgutachterin bewertete die Schäden am Gebälk des Neubaus. Gegen das ausführende Unternehmen klagt die Gemeinde und hat ihre Beschwerde vor Gericht nun erweitert.
Nachdem sich die Gutachterin einen Eindruck von den Schäden verschafft hatte, ging alles sehr schnell: Die laufende Sportstunde konnte noch beendet werden. Danach ließ die Verwaltung die Halle sperren. „Wie sich zeigte, ist der Schaden doch größer als angenommen“, berichtete Grassaus Bürgermeister Stefan Kattari (SPD) in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats.
Zusätzlichen Riss festgestellt
Dabei hatte die Expertin an jenem 13. Oktober nur einen der zwölf betroffenen Leimbinder in Augenschein genommen. An diesem zumindest habe sie einen zusätzlichen Riss festgestellt, der im Gutachten, welches die Gemeinde in Auftrag gegeben hatte, nicht aufgeführt gewesen sei, berichtet Stefan Kattari.
Entsprechend hat die Gemeinde ihre Klage am Landgericht Traunstein gegen die ausführenden Firmen inzwischen erweitert, wie der Rathauschef auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen schildert. Wobei die Besonderheit darin liegt, dass sich Grassau mit den Klagegegnern schon im Vorfeld gütlich darauf geeignet hatte, Klage zu erheben. Dies, damit die beklagten Firmen selbst Ansprüche gegenüber dem Hersteller der Leimbinder geltend machen kann. Denn so viel ist herauszuhören: Man vermutet, dass die Schäden eher vom Material herrühren als von einem schlechten Einbau der Hölzer.
Gutachterin kommt erneut
Für Bürgermeister Stefan Kattari ist die Situation denkbar unangenehm: „Die Situation so wie im Moment ist in vollem Umfang unglücklich“, sagt der Sozialdemokrat. Gemeint damit sind vor allem der Schulsport und die Vereine, welche die Verwaltung durch die kurzfristige und für Kattari „völlig überraschende“ Sperrung seit dem 13. Oktober in anderen Hallen unterbringen muss.
Das ist zumindest der kleine Trost, den der Bürgermeister bieten kann. Denn auch wenn seine Verwaltung auf eine schnellstmögliche Sanierung drängt, muss das Gebäude vorerst unberührt bleiben, um keine Beweise für die Klage zu vernichten. Und bis ein erster Termin am Traunsteiner Landgericht feststeht, könnte noch geraume Zeit ins Land gehen. Denn die vom Gericht bestellte Gutachterin rückt noch ein zweites Mal an, um auch die übrigen elf Leimbinder auf Schäden zu untersuchen. Und so lange müssen Handwerker die Finger von der Halle lassen, um die Chancen der Gemeinde auf einen Ersatz der Schäden nicht zu gefährden.
Möglichst schnell sanieren
„Unser Ziel ist, möglichst schnell zu sanieren. Leider arbeiten die Gerichte langsam – aber gründlich“, kommentiert Stefan Kattari den Umstand, dass man derzeit keinen Ansatzpunkt sehe, das Verfahren in Traunstein zu beschleunigen.
Nur wenige Monate nach der Eröffnung vor rund zwei Jahren musste die Grassauer Turnhalle schon wieder geschlossen werden. Arbeiter hatten gerade die Basketballkörbe anbringen wollen, als ihnen auffiel: Die Holzbalken an der Decke zeigten Risse – sowohl längs als auch quer waren diese an den sogenannten Leimbindern zu erkennen. Ingenieure empfahlen damals, die Halle postwendend zu sperren.
Die Gemeinde beauftragte Gutachter damit, die Schäden zu inspizieren. Mit einem Hubgerät näherten sich die Fachleute dem Gebälk, um die dessen Stabilität zu prüfen. Sie konnten Entwarnung geben, sodass Grassaus Bürgermeister Kattari dem Gemeinderat im September 2020 signalisieren konnte, dass die Halle wieder genutzt werden könne, im Winter jedoch nur bei geräumtem Dach, sollte sich dort eine allzu große Schneedecke gebildet haben.