Freude an allem Leben in Ising: Im Garten kleine Wunder entdecken
Im Garten der Familie Uhlig in Ising lässt es sich wirklich herrlich spielen – doch nicht nur das: Alles Lebendige fühlt sich wohl in der idyllischen Oase. So hat Hausherrin Martina Uhlig ihre Ideen umgesetzt.
Von Corina Steffll
Ising– Ein Steinberg mit Fugen mit bunten Mosaiksteinchen lädt dazu ein, Wasser in den Sandkasten hinunterrauschen zu lassen, wo die Kinder anschließend wunderbaren Matsch anrühren können. Neben Schaukel, Trampolin, Baumhaus und Co begeistern sich die drei Sprösslinge der Familie aber auch für das Grün und die Bewohner des Gartens, vor allem für die gefiederten Haustiere, die seit dem Sommer bei Uhligs eher spontan und „gebraucht“ eingezogen sind. Die gackernde Schar rund um Huhn Polly wird eifrig gefüttert und auch gelobt, wenn es wieder reichlich Eier gab. Neben den Hühnern sind still und leise auch einige Wildtiere in den kleinen Rückzugsecken in Uhligs noch recht neuem Garten aufgetaucht.
Zum Süden hin hat die Familie angefangen, eine kleine Benjeshecke anzulegen. Dazu treibt man einige Pfähle in den Boden und flicht und schichtet totes Holz, wie etwa Abfall vom Gehölzschnitt, dazwischen. Mit der Zeit sammelt sich organisches Material zwischen den Stöckchen und Ästen und Humus entsteht. Darin wiederum kann zugeflogener Samen keimen. So wird aus dem toten Material eine lebendige Hecke, die vielen Tieren Unterschlupf und Nahrung bietet.
Totholzstämme für Wildbienen
Als Wohnraum für Insekten haben Uhligs ein paar Totholzstämme aufgestellt. Die Einladung wurde auch prompt angenommen: „Tatsächlich konnten wir dieses Jahr schon beobachten, wie eine Blaue Holzbiene Quartier bezogen hat. Ich weiß gar nicht, wie die Tiere die Möglichkeiten immer so schnell finden“, wundert sich Martina Uhlig. Das schwarzblaue Insekt ähnelt in der Gestalt einer Hummel und lebt wie viele Wildbienen solitär, also alleine, ohne großen Staat.
Im sonnigen Kräutereck, in dem vorwiegend der Estragon und der Rosmarin das Regiment übernommen haben, hat sich gar im Frühjahr eine wilde Ente ein Nest eingerichtet und Eier bebrütet. In naturnahen Gärten führt das „in Ruhe lassen“ regelmäßig dazu, dass sich schnell Tiere und Pflanzen ansiedeln, die längst verloren geglaubt waren. „Dieses Jahr ist zum ersten Mal einfach so die Wilde Karde in unserem Garten aufgetaucht und die Königskerze kam auch von selbst. Ich habe mich so gefreut. Ich hatte die Karde in der Nähe auf Wiesen gesehen und erst gar nicht gewusst, was das für eine Pflanze ist. Aber der imposante Blütenstand ist einfach toll“, erzählt die Hobbygärtnerin und hofft, dass auch die neue kleine Trockenmauer bald eifrig besiedelt wird. Die Kartäuser-Nelke, die sie dort gepflanzt hat, blüht auf alle Fälle noch leuchtend pink und sät sich hoffentlich fleißig aus.
Bescheidene Hausherrin
Im Rahmen des Projekts „Naturgarten – Bayern blüht“ wurde Uhligs Garten dieses Jahr als einer von 15 Gärten im Chiemgau ausgezeichnet. Die Hausherrin findet zwar, dass ihr Garten eigentlich noch gar nicht zum Herzeigen geeignet ist und noch Zeit braucht, sich zu entwickeln, aber die Kriterien des Siegels, wie keine chemischen Pflanzenschutzmittel zu verwenden ebenso wenig wie Kunstdünger oder Schneckenkorn, eine abwechslungsreiche Fruchtfolge einzuhalten, Mischkultur und Mulchen zu praktizieren etc., erfüllt sie aus Überzeugung: „Ich möchte, dass unsere Kinder Respekt vor den Geschöpfen haben, da kann ich nicht parallel mit Schneckenkorn alle Kriechtiere vergiften, die sich an unserem Salat zu schaffen machen.“ Allerdings hätten sie dieses Jahr zugegebenermaßen bei Salaten und Kohl schon herbe Verluste hinnehmen müssen, bedauert sie. Dafür gab es reichlich Kartoffeln, Mangold, Zwiebeln, Knoblauch und Tomaten und ganz viele Erdbeeren und Brombeeren. „Eigentlich habe ich vieles, was Voraussetzung für die Auszeichnung zum Naturgarten war, bereits von meiner Mutter übernommen.
Ratschläge von der Mama
Sie mulcht zum Beispiel schon immer ihre Beete. Der Besuch der Prüfungskommission war für mich ein sehr schönes Ereignis. Ich fand es sehr positiv, dass sie sich so viel Zeit genommen haben und habe viele Ratschläge aus dem Gespräch mitgenommen und es als wertvollen Austausch empfunden“, resümiert Martina Uhlig. Man brauche schon einen theoretischen Hintergrund, meint die engagierte Gartenbesitzerin. Die Permakultur-Idee etwa, bei der es wichtig ist, den Boden zu schützen, um ihn auf Dauer fruchtbar zu halten, leuchtet ihr sehr ein: „Ich habe dieses Frühjahr auf harter, inaktiver Erde Kartoffeln gepflanzt, um sie aufzulockern und zu belüften. Das hat gut funktioniert. Jetzt wächst darauf Feldsalat.“
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Nicht nur die Optik zählt
Ihre Pflanzen wählt Martina Uhlig bewusst danach aus, ob sie noch jemandem etwas nützen, anstatt nur hübsch zu sein. „Ich finde Rosen schön, mag aber nur welche, die auch Hagebutten ansetzen“, erklärt sie, „Pflanzen, die ich geschenkt bekomme, erhalten natürlich ein Plätzchen im Garten, auch wenn ich sie mir selbst nicht ausgesucht hätte. Allein schon als Erinnerung an den Anlass oder den Schenkenden.“ Am liebsten mag sie jedoch ihre wilden, gemischten Ecken. „Manchmal habe ich allerdings schon das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen, weil jemand, der sich mit dem Thema nicht beschäftigt ja leicht meinen kann, es ginge halt einfach so zu bei uns. Dabei gehört das, was einige für Unordnung halten, dazu und ist beabsichtigt, wenn man einen lebendigen und vielfältigen Garten haben will. Mancher stört sich vielleicht daran, weil ihm etwas anderes eben wichtiger ist.“
Martina Uhlig sieht zum Beispiel aber auch die Brennnessel gerne, deshalb darf sie den prominenten Platz am Zaun neben der Einfahrt behalten. „Schmetterlingsraupen lieben sie und unsere Hühner auch“, lacht Uhlig. Anstatt den größtmöglichen Ertrag für sich selbst zu erwirtschaften, staunen Uhligs lieber und entdecken die kleinen Wunder im Garten, zum Beispiel den Auszug der flüggen Vogelküken, den sie dieses Jahr live miterleben durften.