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Traumjob auf der Insel

Wie eine Schottin im Neuen Schloss Herrenchiemsee dem Geist des Märchenkönigs nachspürt

Lorraine Fraser vor dem Schloss Herrenchiemsee
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Spannend, vielseitig und märchenhaft schön: Für die gebürtige Schottin Lorraine Fraser ist die Arbeit als Schlossführerin im Neuen Schloss Herrenchiemsee ein Traumjob.
  • Oliver Lang
    VonOliver Lang
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Lorraine Fraser ist gebürtig aus Schottland, Schlösser gäb‘s dort genug. Doch vernarrt ist sie in das Neue Schloss Herrenchiemsee, wo sie als Schlossführerin Besuchern die Welt von König Ludwig II. nahe bringt. Für den harten Einschnitt, der sie dorthin brachte, ist sie bis heute dankbar.

Chiemsee/Prien – Lorraine Fraser (58) muss ein wenig schmunzeln bei der Frage, ob Sie denn nicht versucht sei, einmal eine Nacht im Bett des Märchenkönigs Ludwig II. zu verbringen. Doch die Antwort ist klar: „Zu meiner Arbeit als Schlossführerin gehört es tatsächlich, die Textilien im Schlafgemach zu pflegen. Und das ist ein sehr schönes Gefühl. Aber schlafen möchte ich dort nun wirklich nicht.“ Allerdings gebe es immer wieder Besucher, die scherzhaft davon träumen und sogar ankündigen, sich eine Nacht im Schloss einschließen zu lassen. 

Strenge Sicherheitsvorkehrungen

Das sei aber in ihren 13 Jahren vor Ort noch nie vorgekommen. Und überhaupt: „Das ginge gar nicht. Die Sicherheitsvorkehrungen sind viel zu streng.“ Abgesehen davon sei es im Schloss auch nicht allzu kuschelig. Gerade mal sieben Grad habe es im Moment in den Räumlichkeiten des Schlosses. Romantik schaut für die meisten dann wohl doch anders aus.

Nie erscheint das Schloss gleich

Was Lorraine Fraser so sehr an ihrer Arbeit liegt, ist die Tatsache, dass das Schloss, ja die gesamte Insel immer wieder ein neues Gesicht zeigt. „Man kann noch so viel über das Schloss lesen, doch man muss es erlebt haben.“ So spricht die Schlossführerin von „ihrem“ Schloss, das abhängig von den Tages- und Jahreszeiten stets anders wirke. „Besonders wenn die Sonne im Frühjahr und im Herbst tief steht, wird das Licht von den Glasprismen der Lüster gebrochen und von den vielen Spiegeln reflektiert.“ Das sei einfach wunderbar: „Man kann nie enttäuscht sein von einem Besuch im Schloss.“ Und so, Frasers Eindruck, gehe jeder Besucher, der das erlebt hat, glücklich von der Insel.

Je nach Tages- oder Jahreszeit präsentiert sich das Neue Schloss Herrenchiemsee in einem anderen Licht. Bei tief stehender Sonne etwa brechen die Glasprismen der vielen Lüster das Licht, was den Innenräumen eine besondere Stimmung verleiht.

Die Abwechslung macht‘s

An ihrer Arbeit liebt Lorraine Fraser auch die Vielfältigkeit: „Kein Tag ist wie der andere.“ Mal mache sie vor allem Führungen, ein andermal ist die Pflege und Instandhaltung der Kunsthandwerke ihre Aufgabe. Man helfe aber genauso an der Kasse mit oder bringe fragend dreinblickende Touristen wieder auf die richtige Spur. An manchen Sommertagen kämen bis zu 3.000 Besucher auf die Insel, dann seien die Führungen besonders streng getaktet. Auch Spiel- und Dokumentarfilme würden immer wieder auf der Insel gedreht. Dazu die Festspiele und immer wieder prominente Besucher… Selbst Angela Merkel war schon vor Ort. Nein, langweilig würde es ihr nie. 

Ein harter Schnitt bringt das Glück

Und so freut sich Lorraine Fraser noch heute über den Tag der Trennung von ihrem Ehepartner, mit dem sie in einem Gastro-Familienunternehmen arbeitete. Denn nur so sei sie schließlich zu ihrem Schloss gekommen. In dem möchte sie, so lange es nur geht, arbeiten.

Das Schlafzimmer des Märchenkönigs im kleinen Appartement. König Ludwig II. von Bayern selbst hat in den Jahren vor seinem Tod nur wenige Tage im Schloss verbracht - diese jedoch stets im Herbst.

Gut genutzte Zeit

Lorraine Fraser arbeitet fünf Tage die Woche für je siebeneinhalb Stunden. Von ihrem Heimatort Prien fährt sie mit der Fähre zur Insel. Dann wartet noch ein etwa halbstündiger Marsch auf sie, bis sie das Schloss erreicht. Doch diese Zeit sei nie vergebens: „Ich nutze schon die Zeit auf dem Wasser für mich. Und dann der Weg durch den Wald…“ An diesem Morgen, erzählt sie, zwitscherten dort schon die Vögel. Rehe liefen einem dort regelmäßig über den Weg.

Apropos „Zeit auf dem Wasser“. Noch heute denkt Lorraine Fraser an den Zwischenfall, an dem bei eiskaltem Wasser ein Kind über Bord ging und ein Mann zur Rettung hinterhersprang. Nein, langweilig wird es nicht. Beide wurden übrigens gerettet…

Tipps für angehende Schlossführer

„Als Schlossführer oder Schlossführerin sollte man unbedingt Englisch können“, schildert Lorraine Fraser eine der Grundvoraussetzungen. Eine weitere Sprache dürfe gerne sein, müsse aber nicht. Auch Studenten seien besonders zur Sommerzeit sehr willkommen. Natürlich sei es hilfreich, wenn man geschichtlich interessiert ist, doch die Informationen zu den rund 35-minütigen Führungen könne man auch gut lernen. Und für den Erhalt der Stimme hat die erfahrene Schlossführerin einen einfachen, aber effektiven Trick: „Egal, ob in der Gruppe getuschelt wird oder ein Kind schreit. Die Stimme sollte nie lauter werden, als wenn man normal spricht.“

Der Geist des Märchenkönigs – und vieler Hände

König Ludwig II. wollte, dass all seine Schlösser nach seinem Tod zerstört werden. Das ist bekanntermaßen nicht passiert. Doch der Geist des Märchenkönigs sei im Schloss spürbar, zumindest von manchen, lacht Lorraine Fraser, die sich selbst als „kühlen Realisten“ einschätzt. Dabei spürt selbst sie nicht nur einen Geist. Vielmehr sind es unzählige – es sind die Geister all der Menschen, die mit ihren Händen die vielen Kunstwerke im Schloss geschaffen haben. Diese spezielle Atmosphäre möchte Lorraine Fraser bewahren.

Ein festlicher Ort: Die große Spiegelgalerie im Neuen Schloss Herrenchiemsee.

Hier geht’s zum Traumjob

Wer jetzt Interesse an der abwechslungsreichen Arbeit als Schlossführer bekommen hat, kann sich gerne per E-Mail an folgende Adresse wenden: SGVHerrenchiemsee@bsv.bayern.de. Weitere Informationen finden Sie hier.

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